„Triage“ (Sammelthreads)

gnampf, Mittwoch, 16.12.2020, 14:54 (vor 1818 Tagen) @ Gast

Nicht, wen sie sterben lassen, sondern wem sie eine dringende Hilfe erstmal nicht leisten können. Wer stirbt, kann keiner sicher vorhersehen.

Doch, genau darum geht es, abzuschätzen wer welche Überlebenschancen hat, bei wem die Hilfe am dringendsten gebraucht wird und gleichzeitig am erfolgsversprechendsten ankommt. Wer sie nicht so dringend braucht weil das Leben nicht akkut bedroht ist muß dann halt genauso hinten an stehen, wie derjenige bei dem realistisch kaum eine Chance besteht das er überlebt.

Das passiert bei jedem größeren Unfall und ist eine „geplante Katastrophe“. Na gut, als Katastrophe muß man es nicht sehen, aber „geplant“ ist es, weil man aus langer Erfahrung weiß, daß der nächste schwere Unfall bestimmt kommt, und eben damit lebt.

Nun, wenn man die Situation "Notarzt kommt, sieht Person A hat einen gebrochen Arm und schreit jeden wild an, während Person B ruhig und nicht ansprechbar auf dem Boden liegt und stark blutet" als Triage bezeichnet, weil sich der Notarzt nicht erst um den gebrochenen Arm kümmert... hinkt aber "ein kleinwenig". Wir reden davon das hier mehrere Personen in akkuter Lebensgefahr sind und man sich dafür entscheiden muß wem man eine Chance aufs Überleben geben will. Und das wo dann meist nicht absehbar ist wie der weitere Verlauf sein wird.

Sie behaupten, wenn ich das richtig verstehe, bei einem größeren Unfall sei normalerweise eher mit keinen großen Auswirkungen zu rechnen, je nachdem, ob ganz schnell und gleichzeitig ein Notarzt pro Person zur Verfügung stehe oder Hilfe etwas verzögert, nach und nach und zeitversetzt eintreffe, es gebe da also gar keine ganz richtige Triagesituation, bei Menschen mit schwerer auf Coronaviren zurückgeführter Atemnot hingegen sei es ungleich entscheidender, ob für jeden sofort und gleichzeitig ein Intensivbett mit Beatmungsmöglichkeit zur Verfügung stehe oder erst nach und nach, da gebe es also eine "richtige" Triagesituation, wie sie sonst kaum vorkomme. Diese Behauptung erscheint mir hergeholt und unbegründet.

Wie oft haben wir Unfälle bei denen mehrere Personen gleichzeitig akkut Hilfe benötigen um zu Überleben und dann einige Sterben weil nicht ausreichend Hilfe zur Verfügung stand / zu spät kam? Schon der Fall das mehrere gleichzeitig in Lebensgefahr schweben ist nicht der Alltag. Das dann Minuten darüber entscheiden wohl noch weniger. Bei Corona reden wir aber nicht davon das jemand ggf. mal 'nen halbes Stündchen auf seinen Intensivplatz warten muß, sondern von möglicherweise einigen Wochen. Soll er halt so lang rumröcheln und schauen wie er Luft bekommt.

Schon, aber ich sehe im Straßenverkehr bei weitem nicht soviel Egoismus, wie es oft dargestellt wird. Ich bewege mich dort in erster Linie als schwacher Radfahrer und muß sagen, daß ich im großen und ganzen soviel Rücksicht erlebe, daß es mir manchmal schon fast peinlich ist, zu einer Gruppe von Verkehrsteilnehmern zu gehören, die anscheinend dermaßen übertriebene Rücksichtsreflexe auslöst, daß sie den Verkehr viel mehr behindert, als es eigentlich nötig wäre...

Oh, Radfahrer, ja, ok. Die erlebt man in der Tat im Straßenverkehr vielfach als die rücksichtsvollsten Verkehrsteilnehmer die sich grundsätzlich penibel an jegliche Verkehrsregel halten... die ihnen gerade in den Kram passt. Alles andere ist was für andere. Das ein Autofahrer da aufpasst ist auch Egoismus... denn er hat keinen Bock auf das ganze G'schiss was er hat wenn er einen über den Haufen fährt obwohl er sich eigentlich völlig korrekt verhalten hat. Und als Fußgänger hat man keine Lust sich von denen über den Haufen fahren zu lassen, denn die sind über alle Berge während man selbst mit den Folgen klar kommen darf.


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