Das ist letztlich egal. (Sammelthreads)

J-C, In meiner Welt, Samstag, 16.01.2021, 17:07 (vor 1786 Tagen) @ Der Blaschke
bearbeitet von J-C, Samstag, 16.01.2021, 17:08

Hallo.

in letzter Zeit hat sich speziell der Corona-Thread des ICE-Treff dahin entwickelt, dass einige Mitglieder mit Falschmeldungen und Coronaverharmlosungen um sich werfen.


Wer bestimmt, was eine Falschmeldung ist? Was ist 'Coronaverharmlosung'?

Was ist das für eine Frage? Es gibt einfach Fakten, über die es einen wissenschaftlichen Konsens gibt. Danach richten sich die allermeisten außer ein paar Leute, die glauben, es besser zu wissen.

Früher war das schöner. Es gab 3 Fernsehkanäle. Eine überschaubare Anzahl an Zeitungen und die Bertelsmann Lexikothek. Was da drin stand und was die Tagesschau sendete, galt als Fakt. Punkt.

Und jetzt gilt das, was wissenschaftliche Tatsache ist, also mit fundierten Methoden ermittelt wurde, in einer Peer-Review beurteilt wurde (und damit eben auch falsifizierbar ist) und letzten Endes aufgrund dessen in wissenschaftlichen Fachjournalen publiziert wurden. So kriegen wissenschaftliche Kenntnisse ihren Wert.

Das Internet hat die Meinung demokratisiert.

Falsch, die Leute gehen zu allermeist auf moderierten Plattformen. Diese sind nicht nach der demokratischen Ordnung organisiert, sondern nach ihrer eigenen, privatrechtlichen. Manifestiert in den AGB bzw. den Nutzungsbedingungen (in diesem Fall die Forenregeln). Keines dieser Plattformen kann tatsächlich den Anspruch erheben, eine echte uneingeschränkte Möglichkeit der freien Meinungsäußerung zu bieten.

Darüber hinaus - und das kann ich sehr gut verstehen - beteiligen sich viele nicht an diesem Prozess, sie bevorzugen analoge Medien. Tatsache ist, dass man nicht alles, was Recht und Gesetz erlauben würden, auch im Internet posten kann, ohne dass der Betreiber der Plattform aus eigenem Interesse (Druck der Werbekunden bzw. Druck der Mehrheit der eigenen Nutzer) diese Inhalte nicht auf ihrer Plattform sehen wollen und entsprechend handeln - also löschen.

Richtig ist, dass wir heutzutage eine umfassendere Meinung uns bilden können, falsch ist aber, dass wir uneingeschränkt unsere demokratischen Grundrechte dort ausleben könnten.

Denn letzten Endes bestimmen die Konzerne, die solche Plattformen anbieten, was geht und was nicht. Um möglichst viel Kundschaft und damit Geld zu akquirieren wird hier freilich möglichst liberal agiert, doch sollte man sich nicht in falsche Sicherheit wiegen. Denn die Sperrung Trumps auf den sozialen Netzen sowie die Verbannung der Plattform Parler sind nur der Anfang.

Ist also ein Segen. Wenn früher Peter Scholl-Latour aus dem Nahen Osten berichtete, mußte ich das glauben. Oder es lassen. Heute kann ich Millionen Blogs lesen oder auch selbst hinfahren und berichten. Nur: wenn Millionen berichten - was ist dann noch FAKT? Schwierig ... Selbst Wiki widerspricht sich in diversen Artikeln regelmäßig schon selbst. RTL hat bei WWM ja gerade auch erst wieder Schiffbruch erlitten; die Amsel kann auch der Bräutigam sein.

Und da kommen wir eben zum Problem von dem ganzen. Am Ende des Tages werden dir die besten Tatsachen die Medien liefern, die die Kapazitäten haben, selbst dort Außenreporter zu engagieren. Richtig ist, dass man durch das Internet mehr von der Außenwelt erfährt, als bisher. Richtig ist aber auch, dass diese Sicht oft durch irgendeinen Bias getrübt ist. Man kann ihn nicht entfernen, aber man kann anhand gewisser Kriterien wie etwa Quellen, Interessenslagen, etc. eine halbwegs sichere Erkenntnis gewinnen. Und letzten Endes landet man da... bei den öffentlich-rechtlichen.

Und so kann man vieles als Fakt betrachten, was bei näherem Hinsehen vielleicht gar keiner ist. Klar, ein 2:0 beim Sport ist ein 2:0. Und die Rote Karte auch Fakt. Aber schon bald wird es unübersichtlich.

Und ein Fakt läßt sich ja auch immer unterschiedlich bewerten im Kontext anderer Fakten. In Bayern stürzt täglich ein Flugzeug ab, soviele Corona-Tote gibt es. Das läßt sich sicher faktisch belegen. In Bayern starben im Jahr 2019 - vor Corona - täglich im Schnitt 391 Menschen. Auch ein Flugzeug. Auch Fakt. Jetzt erklärst du mir, wo jetzt eine Corona-Verharmlosung anfangen würde. Wenn ich beide Fakten in einen Kontext stelle? Oder darf ich das nicht?

Das ist ganz einfach zu erklären und wurde in den Diskussionen auch oft erwähnt: Die Corona-Maßnahmen schränken die Mobilität ein, eben auch zu einem Grad die Mobilität mit risikoreichen Verkehrsmitteln wie dem Auto.

Das Tragen der Masken hilft auch dabei, die Ansteckung mit den klassischen Grippeviren der Geschmacksrichtung Influenza (nicht zu verwechseln mit Influencern, die sind aber auch teils lästig) zu verringern. FFP2-Masken können den Effekt noch weiter verstärken. Und es kommen auch nicht so viele Schadstoffe in den Körper, hilft sicher bei einer Allergie.

Bisher war es so, dass sich die Moderation nicht sonderlich für Hinweise auf Falschmeldungen interessiert hat, aber sie zumindest stehen gelassen hat.


Die richtige Vorgehensweise! Foren leben vom Diskurs! Und auch mainstreamig abstrus verstandene Beiträge haben stehen zu bleiben, solange nicht gegen Gesetze etc verstoßen wird. Denn genau das ist Meinungsfreiheit. So wie es jedem freistehen muss, 'Unfug' zu schreiben, darf es natürlich freistehen, Widerrede zu halten. Letzteres ist dann natürlich aufwendig. Da ist es natürlich einfacher, nach der Administration zu rufen - die soll mich von dem 'Unfug' befreien. Nein! Da ist jeder einzelne gefordert, sich zu äußern.

Das Problem ist dann, wer bestimmt, was im Recht ist und was nicht? Letztlich übernehmen hier Moderatoren und Administratoren die kombinierte Aufgabe der Staatsanwälte und Richter.

Und dann ist die Frage, ob man überhaupt es so liberal will oder man nicht die Community aktiv mitgestalten will, also auch die in die Schranken weisen, die potenziell dafür sorgen könnten, dass sich Leute abwenden, weil sie mit dem Blödsinn nichts zu tun haben wollen.

Es ist letztlich auch ein Image, ein Renommee was das Forum verteidigen will, da es mit wenig Usern einfach weniger Spaß macht zu diskutieren.

Darüber hinaus bedient das Forum nur eine kleine Nische. Es wäre leicht für Minderheiten mit bösen Absichten, eine liberale Moderationspolitik auszunutzen und letztlich mangels breiter Opposition Schaden zuzufügen, wenn man es denn wollte.

In der großen Gesellschaft, in der jeder lebt, würden diese kaum Relevanz gewinnen, hier im Kleinen aber eben umso mehr. Weil eben dieses Forum auch kein akkurates Abbild unserer Gesellschaft darstellen kann.

Ich würde mir wünschen, dass entweder das Thema Corona aus dem Forum verbannt wird, sodass die Falschmeldungen etc. hier keinen Platz mehr finden (was die Moderationsarbeit sicher auch vereinfacht), oder im Coronathread ordentlich moderiert wird und nicht der Überbringer der schlechten Nachricht zum Täter gemacht wird.


Die Moderation hat sich darauf zu beschränken, zu prüfen, ob Beiträge gegen Regeln verstoßen. Und mehr nicht. Alles andere hat stehen zu bleiben.

Das bestimmst nicht du, sondern die Moderation und Administration. Dass du glaubst, du könntest in der Sache irgendwas sagen, beruht auf einem Irrtum. Dazu ist das Forum gar nicht gedacht. Es ist dazu da, um zu Themen der Bahn einen Austausch zu bieten - jetzt eben auch zum Thema Corona. Wenn die Administration etwas gegen bestimmte Beiträge hat, kann sie selbstverständlich diese entfernen. Da hast du de facto keine Macht.

Man wird aber sich nicht zu Löschorgien verleiten lassen, das würde Leute eher vergraulen.

Allein die Begrifflichkeiten 'Täter', 'schlechte Nachrichten', 'Falschmeldungen' zeugen aber von einer bedenklichen Erwartungshaltung und merkwürdiger Diskussionserwartung.

Konsequent zu Ende gedacht, kommen wir eben auf diese Begriffe hinaus.

Ich lese Unmengen an Dingen, die ich als Unsinn erachte. Trotzdem käme mir nicht die Idee, das untersagen zu wollen.

Weil du das auch nicht kannst.

Ich darf aber dann meine Sicht der Dinge ebenfalls äußern. Was dann andere wieder für Unsinn halten und das auch äußern. Es muss am Ende auch keine Gemeinsamkeit geben; im Gegenteil: es dürfen sich Meinungen diametral entgegen stehen. Als Leser des Gesamten kann ich dann versuchen, mir selbst ein Bild zu machen, Argumente für gut zu halten oder für Quatsch. Und so meine eigene Meinung ausprägen! DAS ist nämlich nicht mehr Aufgabe des Journalismus, auch wenn der das als Hilfskrücke für sein Dasein jetzt meint. Nein, Journalist ist im Internet jeder von uns, der sich öffentlich äußert. Und da müssen wir Menschen erst noch lernen, damit umzugehen und diese Rolle anzunehmen. Journalisten sind nichts anderes mehr als wir auch.

Es gibt dann aber gewisse Normen, an die sich die seriöseren Journalisten halten, um bessere Grundlagen für Diskussionen zu liefern. Und deswegen funktioniert Journalismus meistens so gut, weil Meinungen als solche gekennzeichnet sind und Beiträge in der Regel die Tatsachen möglichst so darstellen, dass sie für möglichst viele eine gute Grundlage weiterer Gedankengänge dienen können.

Diese neue Rolle beinhaltet zwar erwartungsgemäß Anfangsschwierigkeiten. Sh Shitstorms etc etc. Aber im Laufe der Zeit und der Evulution gibt sich das.

Ich bin der festen Überzeugung, dass der einzige Ort, wo echte freie Meinungsäußerung möglich ist, letzten Endes ein öffentlicher Ort da draußen ist. Sowas wie ein Speakers' Corner, wenn man so will. Was wir hier im Internet haben, basiert in der Regel auf den Bestrebungen privater Institutionen und dementsprechend beschränkt sind da die Möglichkeiten innerhalb dieser.

Meinungsunterdrückungswünsche wie hier im Ast auch gefordert, dürfen geäußert werden, werden sich aber nicht durchsetzen. Gerade DAS ist ja z.B. ein Problem für Regierende. Das Herzstück der Demokratie ist nicht mehr das Parlament. Oder wer kennt sich mit dem Bundestag aus? Wer schaut Debatten an? Wer kennt überhaupt seine Abgeordneten in Bund/Land/Kommune? Das ist das Problem der Politik: Bedeutungsverlust. 'Rezo' brauchte keine Partei, um was zu erreichen; ein einziger YouTube-Film reichte.

Dadurch, dass man die Macht der Meinung letztlich Anbietern von Plattformen gibt, die ein kommerzielles Interesse haben (viele Leute leben von der Plattform, da sie so viel Einnahmen generiert, dass sie dieses den Produzenten gerne weitergibt), werden diese die dann irgendwann ausnutzen und dann tritt eben ein, dass Leute erkennen, dass sie sich über Jahre hinweg eine Infrastruktur aufgebaut haben, die letztlich auf tönernen Füßen steht, wenn es um die freie Meinungsäußerung geht. Die Leute begeben sich derzeit in die Abhängigkeit von wenigen großen Konzernen. Das ist das, was sie wollten, das ist das, was sie kriegen. Es ist so bequem, so leicht und meistens ist das Risiko auch gering. Denn der größte Teil versteht intuitiv, was geht und was nicht.

Naja und es wird einen Teil geben, der das Nachsehen hat.

Und nun kann man bei allen Maßnahmen der Regierung darüber nachdenken: was dient wirklich der Pandemiebekämpfung - und was ist der Versuch, im Schatten der Pandemie und als unerwartete Möglichkeit zu versuchen, die Deutungshoheit wieder zurück zu erlangen. Wer sich nicht persönlich treffen darf (weil z.B. die Regierung noch immer nicht FFP-Masken für alle hat), muss zur Kommunikation Hilfsmittel nutzen. Die sich überwachen und auswerten lassen.

Demonstrationen werden weiterhin ermöglicht, bezüglich der Corona-Gegner ist man zuweilen geradezu zu liberal und lässt es zu, dass solche Menschen massiv die Effektivität der Maßnahmen gefährdern. Oder ist es Zufall, dass gerade dort, wo viele solcher Demonstrationen stattfinden, wir nachher mit besonders vielen Corona-Infektionen zu tun haben?

Und gerade heute wurde eine Pressekonferenz österreichischer Experten abgehalten, welche klar sagen, dass eine FFP2-Maske notwendig ist und dass der Lockdown verlängert werden muss.

Der 15-km-Radius war ihres Erachtens dann aber auch nicht notwendig, ebenso nicht so sehr die Grenzschließungen, sofern die anderen Länder auch auf einen Lockdown setzen.

'Fakten' sind da schwierig. Meinungen darf man viele haben. Die obenstehende. Oder auch ganz andere. Die auch jeder äußern darf. Was aber indiskutabel ist: zu fordern, dass das eine stehen bleiben darf, das andere aber gelöscht werden muss. Und schon gar nicht ist das Aufgabe einer 'kleinen Administration eines Forums'.

Ich habe erläutert, wie Fakten letztlich entstehen. Und das ist ein Prozess, der sich recht gut bewährt hat. Denn gerade jetzt ist die Wissenschaft gefragt, das Kartenmaterial für die Regierung zu liefern, welche uns durch das nebulöse Feld voller Hindernisse und Gefährdungen maneuvrieren darf.

Fakt ist aber, dass die Administration selbstverständlich alle Beiträge hier entfernen kann, wenn sie das denn möchte, da kann sie de facto niemand daran hindern.

Und frankly, ich verstehe nicht, wieso man glaubt, das anders sehen zu können als so, wie es tatsächlich ist.

Die Administration könnte dieses Forum von jetzt auf gleich dicht machen, Mitglieder nach ihrem Gusto sperren, nur die Meinungen zulassen, die sie für richtig erachten. Daran wird sie keiner hindern können. Wie gesagt, das wird sie natürlich nicht tun, weil man sein eigenes Freizeitprojekt, in das man ja auch Geld investiert, nicht einfach so zerschießen will.


Schöne Grüße von jörg

Liebe Grüße von Jan-Christian

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Umwege erweitern die Ortskenntnis ~ Kurt Tucholsky


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