ÖV als Pandemietreiber .... (Sammelthreads)

Christian_S, Freitag, 18.12.2020, 22:00 (vor 1815 Tagen) @ Der Blaschke


Es wäre DEUTLICH sinnvoller! Aktuell verleitet das großzügige Angebot viel zu viele, einfach weiterzuleben und -reisen wie bisher auch. Die Züge sind voll mit Fahrgästen mit Reisegrund "Freizeit/Besuch/Urlaub". Und die wenigsten verbrämen das durch allgemeine Ausflüchte oder Verweigerung. Ob da immer alle Fahrten notwendig sind und sinnvoll und ob immer die Vorgaben eingehalten werden - ich hege da ARGE Zweifel. Insofern darf man nach meinem Dafürhalten derzeit auch den ÖV als Pandemietreiber betrachten. Das derzeitige üppige Angebot ist etwa so wie das Aufstellen des Süßigkeitenautomates auf der Diabetes-Station. Insofern wäre eine weitgehende Betriebseinstellung die richtige Maßnahme - auch wenn ich da meine eigene Arbeitslosigkeit fordere. Oder zumindest strengste Zugangsbestimmungen für die Bahnhöfe und obligatorische Platzreservierungen für alle Züge. Das zu organisieren hatte man Monate Zeit, aber hier versagen Staat/Länder/Kommunen völlig.

Sorry Blaschi, aber hier pauschalisierst Du zu stark und zu weit an der Realität vorbei. Sicher wäre es richtig, unnötige Fahrten soweit wie möglich einzudämmen, aber dem sind eben natürliche Grenzen gesetzt. Den ÖPNV auszudünnen, das hat schwerwiegende Folgen. Auch wenn heute HomeOffice so beliebt ist und einiges ersetzt, so gibt es noch dutzende Branchen, in denen das nicht funktioniert. Auch Deine Medikamente fahren sich nicht im HomeOffice aus.
Jetzt denke an die Strukturen in Deutschland. Nicht jeder arbeitet in der Stadt, in der er auch wohnt, nicht jeder kann oder will mit dem Auto zur Arbeit fahren. Es braucht einen funktionierenden ÖPNV, um die Wirtschaft - wenn auch vielleicht nur die halbwegs lebensnotwendige - am Laufen zu halten. Dafür ist ein solides Fahrtenangebot Grundvoraussetzung. Wenn der RE plötzlich nur noch alle 2 Stunden statt jede Stunde oder gar jede halbe Stunde fährt, dann mag das erstmal nach einem Luxusproblem klingen, kann aber für Arbeitnehmer schwere Folgen haben. Zum Beispiel die Kinderbetreuung. Die ist ohnehin schon auf Notbetreuung umgestellt und auch das längst nicht in allen Fällen ausreichend. Willst Du dieses Problem noch weiter verschlimmern, indem Du es den Arbeitnehmern noch schwerer machst?
Es gibt noch dutzende weitere Beispiele.


Und ja, natürlich muss auch der MIV geregelt werden. Tankstellen nur begrenzt geöffnet; nur noch Verkauf von Kraftstoff, Öl u.a. Autozubehör. Fahrverbote etc etc..

Auch damit schadest Du nicht nur der Wirtschaft, sondern auch den für die lebensnotwendige Versorgung der Bevölkerung notwendigen Menschen massiv, ohne das Du daraus einen Gewinn erzielst. Eine nur zeitweise geöffnete Tankstelle senkt das Infektionsrisiko so gut wie gar nicht.
Fahrverbote? Kann man machen - für alle nicht notwendigen privaten Fahrten, ja. Hätte sich z.B. zu Weihnachten so gehört, weil das größere Familienzusammenkünfte besser verhindert hätte. Macht man aber in Deutschland nicht. Warum wohl?


Es gibt derzeit jedenfalls reichlich Menschen, die sich einen Kehricht um das stören, was die Regierung wünscht. Und das Angebot des ÖV macht es ihnen leicht!

Die Regierung wünscht sich aber leider auch sehr unrealistische Sachen, arbeitet völlig an der Realität vorbei. Vor allem, weil man vorher, d.h. seit etlichen Monaten, untätig und unwillig war, die Sache richtig anzugehen und stattdessen halbherzige Verordnungen erlassen hat, die noch dazu kaum kontrolliert wurden. Deutschland scheitert eben an sich selbst.


Alternativ können wir natürlich den ÖV so lassen - allerdings sollten wir dann auch andere Maßnahmen und allgemein den Kampf gegen das Virus in der jetzigen Form zumindest sehr kritisch hinterfragen.

Das kritische Hinterfragen hätte man bereits seit dem Sommer tun sollen und stattdessen die beschlossenen Maßnahmen bis zum Ende durchdenken sollen. Was nützen ausgefeilte Maßnahmen z.B. an Schulen, wenn der ÖPNV von und zur Schule nicht dem Bedarf entsprechend verstärkt wird? Aber das kostet halt Geld und nein, das geht in Deutschland nicht ...

In Deutschland macht man weiterhin die Fehler, aus denen andere längst gelernt haben. So sehr ich den zweiten Lockdown in Israel kritisiert habe aus vor allem wirtschaftlicher Sicht, so richtig war es aber, zu den hohen Feiertagen den Verkehr fast völlig zum Erliegen zu bringen, um eben das Versammeln größerer Menschengruppen so gut wie möglich zu vermeiden. War hart, aber zumindest in dem Zeitraum auch effektiv. In Deutschland tut man das Gegenteil, lässt in einigen Bundesländern weiterhin Erleichterungen zu Weihnachten zu und öffnet damit dem Virus natürlich wieder Tür und Tor. Andererseits schließt man aber sogar die Telekommunikationsläden, wodurch Menschen sich bei eventuellen Störungen etc nicht mal online sehen können. So blöd war man in Israel nicht, die Handyläden blieben auch beim Lockdown offen, damit zumindest die Kommunikation untereinder möglich war, wenn man sich schon nicht sehen konnte.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum