Mallorca: Dahin führt die Abhängigkeit vom Tourismus (Sammelthreads)

J-C, In meiner Welt, Dienstag, 05.01.2021, 16:43 (vor 1796 Tagen) @ Christian_S
bearbeitet von J-C, Dienstag, 05.01.2021, 16:47

Mallorca wurde ganz auf den Tourismus ausgerichtet und der ist jetzt weggebrochen. Ist alles furchtbar und so weiter, aber das kommt davon, wenn man sich zu sehr vom Tourismus abhängig macht und kaum andere Faktoren sich hinzuholt. Jetzt werden sich Gegenden wie Tirol oder Mallorca neu erfinden müssen, wollen sie nicht zugrunde gehen.

Tirol wird es aber besser haben, denn dort gibt es bereits mit Innio, vormals General Electric, vormals Jenbacher - bereits wenigstens ein größeres Unternehmen vor Ort. Da müssen einige Gemeinden auch eben im Tourismus auf stabilere Standbeine setzen, sollen sie nicht mit örtlichen Skibetreibern zugrunde gehen.

Und ja, ich gehe davon aus, dass über kurz oder lang sich da einiges konsolidiert.

Aber um ganz ehrlich zu sein, so oder so hätte dort ein Umdenken stattfinden müssen. Die Zerstörung der Landschaft zugunsten des Wintertourismus hat extreme Formen angenommen, da werden tatsächlich ganze Berge abgesprengt.

Wenn jetzt die Reduktion der Nachfrage kommt - und ich hoffe, die, die seit Ischgl sagten "nie mehr Skifahren in Österreich", werden auch ihr Wort mal halten - dann wird hoffentlich manch ein wahnwitziges Projekt "leider leider" nicht stattfinden können, denn da fehlt dann einfach das Geld.

Ich fürchte aber, die Lobbyisten dort werden ihre Mittel und Wege finden, doch noch ihr Treiben fortzusetzen. Auf Kosten der Natur und Umwelt, auf Kosten der Gemeinden, auf Kosten der Gesundheit und auf Kosten unserer Zukunft.

Wenn es nach mir ginge, würde Après Ski spätestens jetzt absterben, es würde unpopulär werden. Leider führt Alkohol zu Gedächtnisverlust, da werden die, die im März sagten "Nie wieder!" dann ganz selbstverständlich wieder anstehen, sobald es wieder geht.

Das sieht man ja auch, als Skigebiete geöffnet wurden. Da standen die Leute einfach mit kaum Abstand und teils ohne Maske an, als wäre Corona nie gewesen.

Und da kann man natürlich die Regierung kritisieren, sollte man vielleicht, denn mit der Kurzsichtigkeit der Bevölkerung kann man mittlerweile ja mehr oder wenig verlässlich kalkulieren (deswegen ja auch die Exzesse in der Ausbreitung im Herbst, die Leute sind wirklich so drauf, dass die Regierung eingreifen muss, von selbst kommen sie nicht auf die sinnvollen Ideen, die dann auch durchgezogen werden. Sind halt vieles Egoisten, die nur an ihren Vorteil denken und sich damit selbst am meisten schaden). Die Kritik ist aber dann auch ein Eingeständnis, dass viele einfach nicht in der Lage sind, über die Konsequenzen ihres Handelns ein paar Gedanken zu verschwenden und nur eine aktive Regierungspolitik das ganze irgendwie in entsprechende Bahnen lenken kann.

Dass dann Leute meinen, man sollte doch die mündigen Bürger nicht so drangsalieren, ja das schießt dann den Vogel ab. Es sind die mündigen Bürger, die sich das ganze letzten Endes selbst angetan haben. Und in Tschechien selbst immer noch tun.

Da gratuliere ich allen, die so sehr ihre Freiheit ausleben, dass wir den Blödsinn noch eine Weile ertragen dürfen.

Dann wird die Wirtschaft irgendwann sich neu ordnen müssen, das ist halt die Reform mit der Brechstange in betrunkener Feierlaune. Wahrscheinlich wird nicht viel sich grundsätzlich ändern, aber wir kriegen trotzdem ganz lustige Geschichten zu sehen von Schließungen, der Zerstörung von Existenzen etc.

Kann man alles gerne machen, aber beschuldigt nicht die, die versuchten, das ganze nicht so arg zu halten.

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Umwege erweitern die Ortskenntnis ~ Kurt Tucholsky


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