Strikt gegen Bevormundung! (Sammelthreads)

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Samstag, 16.01.2021, 16:04 (vor 1786 Tagen) @ Berlin-Express
bearbeitet von Der Blaschke, Samstag, 16.01.2021, 16:09

Hallo.

in letzter Zeit hat sich speziell der Corona-Thread des ICE-Treff dahin entwickelt, dass einige Mitglieder mit Falschmeldungen und Coronaverharmlosungen um sich werfen.

Wer bestimmt, was eine Falschmeldung ist? Was ist 'Coronaverharmlosung'?

Früher war das schöner. Es gab 3 Fernsehkanäle. Eine überschaubare Anzahl an Zeitungen und die Bertelsmann Lexikothek. Was da drin stand und was die Tagesschau sendete, galt als Fakt. Punkt.

Das Internet hat die Meinung demokratisiert. Ist also ein Segen. Wenn früher Peter Scholl-Latour aus dem Nahen Osten berichtete, mußte ich das glauben. Oder es lassen. Heute kann ich Millionen Blogs lesen oder auch selbst hinfahren und berichten. Nur: wenn Millionen berichten - was ist dann noch FAKT? Schwierig ... Selbst Wiki widerspricht sich in diversen Artikeln regelmäßig schon selbst. RTL hat bei WWM ja gerade auch erst wieder Schiffbruch erlitten; die Amsel kann auch der Bräutigam sein.

Und so kann man vieles als Fakt betrachten, was bei näherem Hinsehen vielleicht gar keiner ist. Klar, ein 2:0 beim Sport ist ein 2:0. Und die Rote Karte auch Fakt. Aber schon bald wird es unübersichtlich.

Und ein Fakt läßt sich ja auch immer unterschiedlich bewerten im Kontext anderer Fakten. In Bayern stürzt täglich ein Flugzeug ab, soviele Corona-Tote gibt es. Das läßt sich sicher faktisch belegen. In Bayern starben im Jahr 2019 - vor Corona - täglich im Schnitt 391 Menschen. Auch ein Flugzeug. Auch Fakt. Jetzt erklärst du mir, wo jetzt eine Corona-Verharmlosung anfangen würde. Wenn ich beide Fakten in einen Kontext stelle? Oder darf ich das nicht?

Bisher war es so, dass sich die Moderation nicht sonderlich für Hinweise auf Falschmeldungen interessiert hat, aber sie zumindest stehen gelassen hat.

Die richtige Vorgehensweise! Foren leben vom Diskurs! Und auch mainstreamig abstrus verstandene Beiträge haben stehen zu bleiben, solange nicht gegen Gesetze etc verstoßen wird. Denn genau das ist Meinungsfreiheit. So wie es jedem freistehen muss, 'Unfug' zu schreiben, darf es natürlich freistehen, Widerrede zu halten. Letzteres ist dann natürlich aufwendig. Da ist es natürlich einfacher, nach der Administration zu rufen - die soll mich von dem 'Unfug' befreien. Nein! Da ist jeder einzelne gefordert, sich zu äußern.

Ich würde mir wünschen, dass entweder das Thema Corona aus dem Forum verbannt wird, sodass die Falschmeldungen etc. hier keinen Platz mehr finden (was die Moderationsarbeit sicher auch vereinfacht), oder im Coronathread ordentlich moderiert wird und nicht der Überbringer der schlechten Nachricht zum Täter gemacht wird.

Die Moderation hat sich darauf zu beschränken, zu prüfen, ob Beiträge gegen Regeln verstoßen. Und mehr nicht. Alles andere hat stehen zu bleiben.

Allein die Begrifflichkeiten 'Täter', 'schlechte Nachrichten', 'Falschmeldungen' zeugen aber von einer bedenklichen Erwartungshaltung und merkwürdiger Diskussionserwartung.

Ich lese Unmengen an Dingen, die ich als Unsinn erachte. Trotzdem käme mir nicht die Idee, das untersagen zu wollen. Ich darf aber dann meine Sicht der Dinge ebenfalls äußern. Was dann andere wieder für Unsinn halten und das auch äußern. Es muss am Ende auch keine Gemeinsamkeit geben; im Gegenteil: es dürfen sich Meinungen diametral entgegen stehen. Als Leser des Gesamten kann ich dann versuchen, mir selbst ein Bild zu machen, Argumente für gut zu halten oder für Quatsch. Und so meine eigene Meinung ausprägen! DAS ist nämlich nicht mehr Aufgabe des Journalismus, auch wenn der das als Hilfskrücke für sein Dasein jetzt meint. Nein, Journalist ist im Internet jeder von uns, der sich öffentlich äußert. Und da müssen wir Menschen erst noch lernen, damit umzugehen und diese Rolle anzunehmen. Journalisten sind nichts anderes mehr als wir auch.

Diese neue Rolle beinhaltet zwar erwartungsgemäß Anfangsschwierigkeiten. Sh Shitstorms etc etc. Aber im Laufe der Zeit und der Evulution gibt sich das.

Meinungsunterdrückungswünsche wie hier im Ast auch gefordert, dürfen geäußert werden, werden sich aber nicht durchsetzen. Gerade DAS ist ja z.B. ein Problem für Regierende. Das Herzstück der Demokratie ist nicht mehr das Parlament. Oder wer kennt sich mit dem Bundestag aus? Wer schaut Debatten an? Wer kennt überhaupt seine Abgeordneten in Bund/Land/Kommune? Das ist das Problem der Politik: Bedeutungsverlust. 'Rezo' brauchte keine Partei, um was zu erreichen; ein einziger YouTube-Film reichte.

Und nun kann man bei allen Maßnahmen der Regierung darüber nachdenken: was dient wirklich der Pandemiebekämpfung - und was ist der Versuch, im Schatten der Pandemie und als unerwartete Möglichkeit zu versuchen, die Deutungshoheit wieder zurück zu erlangen. Wer sich nicht persönlich treffen darf (weil z.B. die Regierung noch immer nicht FFP-Masken für alle hat), muss zur Kommunikation Hilfsmittel nutzen. Die sich überwachen und auswerten lassen.

'Fakten' sind da schwierig. Meinungen darf man viele haben. Die obenstehende. Oder auch ganz andere. Die auch jeder äußern darf. Was aber indiskutabel ist: zu fordern, dass das eine stehen bleiben darf, das andere aber gelöscht werden muss. Und schon gar nicht ist das Aufgabe einer 'kleinen Administration eines Forums'.


Schöne Grüße von jörg


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