NL: Bus + Bahn, CH: Bus = Bahn. (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 02.12.2014, 08:34 (vor 4031 Tagen) @ Alphorn (CH)

Oscar (NL):

In CH wird das Auto auch anderswie unattraktiv gemacht (oder wie man möchte: die Bahn attraktiv). Parkgebühren, Vignette, Spritkosten. Alphorn (CH) weiß wohl mehr davon.

Alphorn (CH):

Wirkungsvoller ist wohl, dass man den Bahnverkehr subventioniert: Das Halbtax-Abo (BC50) ist mit zirka 150 Franken sehr günstig, das Generalabo (BC100) mit CHF 3550.- viel, viel günstiger als ein typisches eigenes Auto mit 11'000 Franken pro Jahr.

Was auch hilft, ist eine Regierung die auf Nachhalt eingestellt ist, und die Bahn als Mittel dazu sieht.
Bei uns strebt man selbstverständlich auch Nachhalt nach (aber eigene Geldtasche zuerst, also lieber spottbilliges Ami-Schiefergas als Solarplantagen), aber sieht man vor allem eine Rolle für das Elektro-Auto und erst danach kommt die Bahn.

Am GA liegt wohl auch die hohe Kilometerzahl des Schweizer Reisenden: Langstreckenpendeln ist absolut bezahlbar. Und weil alle Busse im GA enthalten sind, ist der Verzicht auf das eigene Auto machbar.

Das ist ein wesentlicher Unterschied: in CH sind Bahn und Bus ein System. Der Bus ist sozusagen eine gummibereifte Bahn. Bei uns wird der Bus eher zweiträngig behandelt. Von Helmond nach Deurne haben ich jede 15 Minuten eine Bahnverbindung; von Helmond nach Asten (gleicher Abstand, mit Someren zusammen etwa dieselbe Einwohnerzahl) nur halbstündlich ein Bus der gerade losgefahrfen ist wenn der IC aus Eindhoven einfährt.

Wir erinnern uns den konsequenten Stundentakt nach Juf. In ähnlichen Orten im Norden unseres Landes sucht man vergeblich ein Bus; stattdessen verkehrt ein Anruf-Linientaxi. Je nach Nachfrage erreicht man den Anschlußzug, oder man verpasst ihn.

Hat sicher Vorteile, aber auch Nachteile: Dies waren nicht die am meisten ausgelasteten Strecken. Zudem: Frankreich und Italien haben genau ein solches durchgehendes Kernnetz, wie Du es vorschlägst, und in beiden Ländern nimmt die Bahnnutzung ab. Am meisten dazugewonnen haben hingegen die Schweiz, Österreich (wohl bald Platz 2 in Europa) und überraschenderweise Grossbritannien - alle ohne nennenswerte SFS. Siehe hier. Sicher, man verliert durch diese Strategie Reisende auf der langen Strecke, aber anscheinend kann man mit dem gleichen Geld auf der kurzen Strecke mehr Verkehr dazugewinnen.

Ich bin mir nicht sicher, ob das auch für Deutschland gilt. Bei uns wird es auch so gemacht: NS ist in eine Beschleunigung von Langstreckenrelationen wie Rotterdam-Groningen nur mäßig interessiert. Das Unternehmen verstärkt lieber das Angebot auf Schiphol-Amsterdam-Almere-Lelystad. Dort müssen die Reisenden trotz 4 IC und 4 RB pro Stunde, pro Richtung, pro Achse (via Amsterdam Centraal oder Amsterdam Zuid) stehen.

Eine Schnellfahrstrecke wird sich wohl auch erst lohnen ab dreistelliger Kilometerzahl. Und diese muss dann auch ohne Halt gefahren werden. Das schlägt aber wegen Lokalpolitik fehl; Frankfurt Flughafen MUSS unbedingt immer ICE-Halt sein, Mannheim MUSS unbedingt immer ICE-Halt sein, Stuttgart MUSS unbedingt immer ICE-Halt sein, Ulm MUSS unbedingt immer ICE-Halt sein, Augsburg MUSS unbedingt immer ICE-Halt sein.
Sonst wäre die Rennbahn K-F stufenweise nach Mannheim, Stuttgart und München verlängert, mit Stadtumfahrungen wie eine Autobahn. Genauso wie Paris-Marseille, Madrid-Barcelona oder Mailand-Rom. Man kann sich aber zurecht die Frage stellen ob ein solcher Ansatz mehr Verkehre generiert hätte.

Es ist nicht so, dass ich das aktuelle deutsche Verfahren kritisiere; bei uns hält ja auch jeder "IC" der Serie 800 in Amsterdam, Utrecht, Den Bosch, Eindhoven und Maastricht.
Aber mit so einer Lokalpolitik soll man nicht erwarten, dass Schnellfahrstrecken viele (Zeit-)Vorteile bringen.

Ausnahme in Deutschland ist Nürnberg-Ingolstadt (N-IN), aber das hat vor allem mit der Streckenverkürzung zu tun. Wieviel Minuten schneller wäre ein fiktiver RE160 N-IN in Vergleich zum heutigen RE, und wieviele Minuten wäre er langsamer als ein ICE mit Halt in Ingolstadt?


gruß,

Oscar (NL).

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Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.


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