Artikel: "HGV-Züge zerstören das europäische Bahnnetz" (Allgemeines Forum)

TheFons, Freitag, 28.11.2014, 22:49 (vor 4035 Tagen) @ guru61

Die Frage ist schon, ob sich mit den 1.25 Milliarden Euronen für 50 km Neubaustrecke nicht nahezu denselben Effekt erzielen liesse, wenn man eine Altbaustrecke punktuell verbessert.

Das kommt drauf an. Ist die geplante Neubaustrecke nicht wesentlich kürzer als die Altstrecke, macht es immer Sinn, die Altstrecke auszubauen. Für mich sind die entscheidenden Parameter Kapazitätserweiterung und Einsparung von Umwegen, nicht die maximal erreichbare Geschwindigkeit (eher noch die Reisegeschwindigkeit).

Neubaustrecken (es müssen nicht Hochgeschwindigkeitsstrecken sein) machen nur Sinn, wenn sie im Vergleich zur Altstrecke deutlich kürzer sind und möglichst viele Züge (Personen- und Güterzüge) von der Altstrecke wegziehen können (optimalerweise ohne die Halte an der Altstrecke allzusehr zu kannibalisieren).

Dies wäre z.B. bei einer geraden Bahnstrecke Hamburg-Hannover der Fall. Gäbe es eine solche Strecke, ca. 30 km kürzer als die Strecke über Celle, dann könnte die Züge über diese direkte Linie fahren und jedesmal 30 km Strecke einsparen. Man könnte ja mal ausrechnen, was es eingespart hätte, hätte man bereits 20 Jahre dutzende von Zügen täglich diese kürzere Route fahren lassen können. Da fast alle Fernverkehrszüge eh nicht in Lüneburg, Uelzen und Celle halten, hielte sich der Schaden für diese Städte in Grenzen.

Ähnlich sinnvoll wären die Strecken Nürnberg-Ingolstadt und Köln-Frankfurt, wenn man sie für Geschwindigkeiten für 200 km/h und als Mischstrecken gebaut hätte. Durch beide Strecken könnten dann Personen- UND Güterzügen beträchtliche Umwege erspart werden. Nun mag man einwenden, das die Entflechtung schneller und langsamer Verkehre sinnvoll sei. Doch das ist nur scheinbar der Fall. Wenn nämlich nur die schnellen ICE die Neubaustrecken benutzen, die Güterzüge (in der Regel die Mehrheit der Züge und von beträchtlicher Masse) aber weiterhin riesige Umwege fahren müssen, so ist das nicht optimal. Folglich ist es besser, Neubaustrecken für den Mischverkehr zu bauen, in denen genügend Überholgleise eingebaut sind. Werden diese lang genug gewählt, kann man Güterzüge sogar fliegend überholen.

Wenn man noch Langsamfahrstellen und Nadelöhre beseitigt, könnten auf beiden Strecken Züge fahren, die die derzeitigen Fahrzeiten nahezu erreichen würden.

Strecken die gar nicht von Güterzügen oder nur nachts von solchen befahren werden können, sollten der Vergangenheit angehören und sind als Irrweg anzusehen. Beispiel wäre hier die NBS Leipzig-Nürnberg. Diese Strecke spart erstens nicht viele km, zweitens sind ausbauwürdige Altstrecken vorhanden und drittens sollen dort, soweit ich weiß, nicht den ganzen Tag Güterzüge fahren dürfen.
Viertens wird eine große Region zugunsten Erfurts vom Fernverkehr abgehänt.

Ein Flop ist bekanntlich auch die NBS Köln-Frankfurt in ihrer heutigen Form. Eine Führung über Halte wie z.B. Koblenz Ost und Wiesbaden Nord wäre besser gewesen, da diese Halte wichtiger sind als Montabaur und Limburg, die Strecke wäre aber kaum länger gewesen. Da die Strecke in heutiger Form keine Güterzüge zulässt, hat man das Problem der Verstopfung der Rheinstrecke weiterhin am Hals.

Viele Grüße


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