zu kurz gedacht? (Allgemeines Forum)

lokuloi, Mittwoch, 03.12.2014, 18:45 (vor 4031 Tagen) @ flierfy


1. in Gegensatz zu Frankreich, nicht jeder von/nach NRW reisen möchte. Es gibt auch noch Hamburg, Berlin und weitere Städte dazwischen.

Die Verkehrsmenge zwischen zwei Städten wird von der Grösse der Beiden und der zeitlichen Distanz zwischen ihnen beeinflusst, jedoch nicht davon, ob es dazwischen oder anderswo weitere Städte gibt.

Selbstverständlich wird die Verkehrsmenge davon beeinflusst, wie viele "Konkurrenz-Städte" es in vergleichbarer Entfernung gibt.

Schließlich stecken hinter dem überweigenden Teil der Fahrten konkrete Anlässe und Bedürfnisse. Nur weil jetzt für verschiedenen Bedürfnisse mehr Ziele zur Verfügung stehen steigen ja nicht die Bedürfnisse, sondern die dazugehörigen Fahrten verteilen sich auf die verschiedenen Ziele, ja nach Attraktivität der Ziele.

Jeder fährt z.B. in der Regel nur einmal am Tag zur Arbeit. Wenn dafür in weiter Umgebung nur ein Ziel vorhanden ist, dann fahren alle zu diesem Ziel. Gibt es mehrere dafür geeignete Ziele verteilen sich die Fahrten auf die verschiedenen Ziele. Ein zusätzliches attraktives Ziel in der Umgebung reduziert natürlich sehr wohl den Anteil für die untersuchte Verbindung.

Dasselbe gilt natürlich für andere Aktivitäten wie Einkaufen oder Frezeit genauso. Man unternimmt nicht mehr Einkäufe, nur weil es mehr Einkaufszentren in der Gegend gibt.

Oder: der Potsdamer wird zum Shopping mangels anderer Möglichkeiten meistens anch Berlin fahren. Der Duisburger dagegen nach Düsseldorf, Essen, Dortmund oder auch mal Köln. Hier hat die "Anwesenheit" einer anderen Stadt sehr wohl Auswirkungen auf die Nachfrage zwischen zwei gegebenen Städten.

Bei Verkehrswissenschaftlichen Untersuchungen hast Du daher immer eine ganze Matrix an Quelle-Ziel-Verbindungen, wo dann relativ zueinander die Verkehrsmengen verteilt werden. Das Gravitationsmodell, auf das du vermutlich anspielst, ist also insbesondere dazu geeignet Nachfragen zwischen Städten zu vergleichen und nicht geeinget isoliert die Nachfrage zwischen zwei Städten zu "berechnen". Dafür brauchst Du erst einmal Verkehrzählungen. An denen kannst Du dann dein Modell eichen und damit kannst Du dann gut die Veränderungen berechenen, die sich aus Maßnahmen ergeben (verlagerte Verkehr, induzierter Verkehr).

Da man nicht jedes Mal die ganze Welt betrachten kann, grenzt man sein Untersuchungsgebiet ein. Für den FV in Deutschland sollte das aber mindestens ganz Deutschland und die angrenzenden Länder sein - gut, Polen oder Frankreich muss man jetzt nicht komplett abbilden.

Bei so einer Untersuchung kann man aber nicht einfach z.B. Hamburg - Köln isoliert betrachten, denn selbstverständlich hat die Existenz oder Nicht-Existenz von z.B. Berlin Einfluss auf diese Verkehrsmengen.

Gruß,
Uli


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