Huch, du hast mich zum Schreiben animiert .... ;-) (Sammelthreads)

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Sonntag, 09.05.2021, 11:00 (vor 1679 Tagen) @ ICE619
bearbeitet von Der Blaschke, Sonntag, 09.05.2021, 11:00

Hey.

Ich bin ja noch nicht lange hier dabei, finde aber dass der Diskurs gar nicht intensiv und umfangreich genug sein kann.

Volle Zustimmung.

Zu dem von euch angesprochenen User muss ich zugeben, dass auch ich da bei dem ein oder anderen Beitrag die Augen verdreht hab, aber für den Sinn und Zweck dieser Community trotzdem irgendwo seinen Platz zusteht. Unterhält ja auch;-)

Richtig. Ich lehne Sperrungen erstmal grundsätzlich ab. Auch 'moonglum' hätte ich hier behalten - auch wenn es eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war, mir gegenüber persönlich zu werden. Aber damit konnte und kann ich leben. Aber mittlerweile fährt er ja wohl auch fast gar nicht mehr Zug, wie er auf DS-O schreibt ('elric'). Aber das Restaurant im Schweizer Zug hat ja auch noch immer zu (PEINLICH PEINLICH! DB Restaurants sind jedenfalls offen. Aber Schweizer sind natürlich überall immer besser ...)

Keine Ahnung ob das nur mir so geht, aber der Umgang miteinander oder untereinander wird im Internet immer rauer.

Nein! Es ging schon immer zeitweise mal hoch her.

Nimm als Bsp mal alte Bundestagsdebatten. Wenn Herbert Wehner wieder ätzte ... Was wäre heute wohl los, würde er heutzutage den Abgeordneten Wohlrabe als 'Übelkrähe' verunglimpfen.

Insofern ist es da nicht anders geworden. Und ansonsten liegt es an jedem selbst, wie er auf persönliche Anfeindungen reagiert. Ich habe diesbezüglich ja auch ein paar "Freunde", die manche Gelegenheit dann entsprechenden Beiträgen nutzen. Mir zaubert das immer ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich mir vorstelle, wie sie da vorm Rechner sitzen. Der Magen grummelt, der Puls geht hoch, die Gesichtszüge (sic!) entgleisen (So. Bahnbezug hergestellt), "dieser arrogante Sack" - und dann wird in die Tasten gehauen - wo ich seit jeher auf eine Erklärung warte, warum man sich's überhaupt durchliest, wenn man den User eh nicht mag. Als Nazi abonniere ich nicht die 'Junge Welt' und als Linksautonomer nicht die 'Junge Freiheit'.

Trotzdem würde ich ihnen aber nie verbieten wollen, ihre Beiträge loszuwerden. Zum einen gilt: wer gern austeilt, muss auch einstecken können. Und zum anderen kann ich mir auch immer sagen: was stört es die Eiche, wenn sich die Sau an ihr reibt. Was stört es den Mond, wenn ihn der Hund anjault.

Und ansonsten muss es doch in der Diskussion selbst gar keinen Konsens geben. Ich mag es, wenn sich völlig konträre Meinungen gegenüber stehen und jeder seine Meinung auch verteidigt und vertritt. Meine Aufgabe als Leser ist es, das alles einzuordnen und mir aus all dem eine eigene Meinung zu bilden. Das ist anstrengend, ja. Aber das ist die neue Zeit. UND DIE IST TOLL. Früher gab es Papas Bertelsmann Lexikothek. Und Peter Scholl-Latour. Denen konnte man glauben, was sie über den Nahen Osten berichteten. Oder es lassen. Heute gibt es dank Internet Millionen von Quellen. Seriöse, unseriöse, fanatische, distantierte usw usw. Und ich kann sogar selbst hinfliegen und nachschauen. Das ist alles toll. Bringt aber ein Problem mit sich: ich muss das alles selbst bewerten und einsortieren und mir ein Bild machen. Das kostet Zeit. Und Grips. Und bedeutet Aufwand. Früher hat das der Journalist für mich erledigt. Und ich konnte mich entscheiden wie bei der Milchsäure. Linksdrehend, also ARD. Oder rechtsdrehend, dann ZDF. FAZ und Welt als Konservativer, Rundschau und taz als Linker. Oder ich folgte dem, was die "Neue Deutschland" und meine Blockparteien für richtig hielten. Dagegen ist die heutige Vielfalt einfach nur genial.

Natürlich bringt das auch Verwerfungen mit sich. Und der Umgang muss geübt sein. Aber die Revolution ist ähnlich groß wie die Erfindung des Buchdrucks. Damals hatten vorher Klerus und Adel die Wissensmacht. Ihnen nicht zu glauben, endete auch mal unschön. Dann kam das Buch. Jeder konnte alles nachlesen und selbst schreiben. Unis entstanden, das Volk bildete sich. Klerus und Adel haben sich nie wieder erholt; die Kirche lebt nur noch wegen ihres gigantischen Vermögens, der Adel ist bedeutungslos. Und jetzt das Internet. Im kleinen zeigen sich Verwerfungen bei manch entgleister Debatte. Im Großen in der Krise der repräsentativen Demokratie - einer dem Untergang geweihten Form der Demokratie. Denn der Bundestag, der Landtag, der Kreistag, der kommunale Rat sind ja gar nicht mehr die Kernstücke und das Herz der Debatten. Ich brauche keine Partei und kein Parlament für mein Argument; Reichweite erziele ich über Youtube, über Blogs, über Online-Zeitungen. Sh Rezo, sh FFF. Und ich kann in Osnabrück problemlos einen Bericht über einen BÜ-Crash im Schwäbischen lesen - von dem ich in Vorinternetzeiten nicht mal was geahnt hätte.

Mit den neuen Möglichkeiten ändert sich aber auch die Wahrnehmung. Überall BÜ-Crashs: die Leute verblöden. Nein, früher gab es die auch. Erfuhr man nur nicht, wenn es nicht nebenan war. Die Eisenbahn hat ewig Verspätung, kann man ja heute alles nachschauen - früher war das besser! Nein! Die Verspätungen der Bundesbahn waren genau so schlimm wie heute. Nur las ich in Osnabrück nichts vom verpaßten Anschluß in Freiburg. Meine eigene TMT-Statistik von 1989 weist eine Pünktlichkeit von ca 73% aus. Von der Betriebsabwicklung der DR in der DDR wollen wir mal gar nicht erst anfangen - hoffnungslos unterfinanziert (wie der ganze restliche Staat) kam man nie auf einen grünen Zweig.

Insofern wird nur gefühlt alles schlimmer, weil ich heute viiiel mehr erfahre. Und mit dem Einsortieren in den großen Kontext schnell überfordert bin. Und weil die Vielfalt zu Wettbewerb führt: wer nicht am schrillsten ruft, geht unter. Also wird alles erhöht. Aus der Mücke ein Elefant. Aus dem Regen ein Unwetter. Das ist dann aber eben so und gehört auch mit dazu. Im Laufe der Zeit wird der Nutzer lernen, damit umzugehen. Noch befinden wir uns da aber in der Frühphase, das dauert noch ne Generation oder zwei, bis sich das einpendelt.

Das ist immer interessant, wenn die Reisenden herumspringen und hektisch Panik verbreiten wegen 47 Minuten Verspätung. Ich beruhige immer und sage, dass wir noch keinen dauerhaft im System verloren haben und dass jeder ankommen wird. Und zwar heil und gesund. Später manchmal, und manchmal auch viel später. Aber wir werden es alle überleben. Dann schauen mich die Leute immer völlig entgeistert an. Soviel positive Zukunftsaussichten erwarten sie gar nicht. Und sind erstmal irritiert. Wo sie sich aber gleichzeitig eingestehen müssen, dass es ja stimmt. (Ja, bis auf die, die während der Reise versterben). Alles eine Frage der Wahrnehmung. Über die Verspätung aufregen sollen und dürfen sie sich trotzdem! Völlig legitim! Aber bitte im Kontext des allgemeinen Lebens; wir befinden uns ja nicht im Krieg.

Ähm, was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja: Diskurs gerne. Meinungsvielfalt gerne. Auch der 400ste Bericht über das Essen von JayCi hst seine Berechtigung! Heftige Diskussionen: gerne. Sperrungen und Meinungsunterdrückungswünsche: mag ich nicht.

Und wenn wir uns am Ende eines Beitragsbaumes noch imner arg uneinig sind, ist das nicht schlimm. Die Wertschätzung ergibt sich, wenn wir im nächsten Baum wieder miteinander streiten. ;-).

Wobei gegen Liebhaben auch nichts spricht ... ;-)

Schöne Grüße von jörg


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