Die Geschichte ist etwas anders als man denkt (Allgemeines Forum)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Dienstag, 31.03.2020, 11:20 (vor 1449 Tagen) @ frank_le

Quelle

Der tschechische Zoll nämlich hatte in der Lagerhalle einer Firma auf dem Industriegelände der nordböhmischen Stadt Lovosice fast 700.000 Schutzmasken gefunden, die – so der Vorwurf der Behörden – dort zurückgehalten wurden, um den Preis in die Höhe zu treiben. Da die Ware aber bereits für Gesundheitseinrichtungen im Land bestimmt gewesen sei, wurde sie kurzerhand beschlagnahmt. Tschechische Medien berichten, dass dabei auch die Drohung eine Rolle gespielt haben könnte, die Masken doch lieber ins Ausland zu verkaufen.

Vorwurf des Wuchers

Finanzieller Hintergrund: Die Firma soll die Masken für umgerechnet etwas mehr als einen Cent pro Stück gekauft haben. Gegenüber dem öffentlich-rechtlichen tschechischen Rundfunk erklärte die Sprecherin des tschechischen Gesundheitsministeriums, dass das Unternehmen sie nun um einen Stückpreis von 1,15 Euro an den Staat weiterverkaufen wollte. Das ist nicht nur ein Vielfaches des normalerweise üblichen Verkaufspreises, sondern auch weit mehr als das, was zuletzt während der Corona-Pandemie für Schutzmasken bezahlt wurde.

Also entschieden sich die Behörden zur Beschlagnahmung der Ware. Grundlage dafür ist ein Gesetz, das Gemeingefährdung durch die Verbreitung ansteckender Krankheiten im Zusammenhang mit der Verletzung geltender Ein- und Ausfuhrbestimmungen unter Strafe stellt. Tatverdächtigen drohen dabei bis zu acht Jahre Haft.

Massive Kritik

Bei der Aktion in der Lagerhale in Lovosice passierte jedoch ein folgenschwerer Fehler: Dem Zoll fielen auch 110.000 Masken in die Hände, die in demselben Lager aufbewahrt wurden, aber eine Spende des chinesischen Roten Kreuzes für Landsleute in Italien waren. Tschechien, wo seit voriger Woche das Tragen von Schutzmasken im öffentlichen Raum verpflichtend ist, wurde daraufhin massiv kritisiert. Viele warfen dem Land mangelnde Solidarität, ja sogar Diebstahl vor. Mittlerweile hat sich Prag für den Irrtum entschuldigt und am Montag einen Bus mit 110.000 anderen Masken nach Italien geschickt.

Wie Außenminister Tomáš Petříček zu Mittag auf Twitter schrieb, wisse man noch nicht, warum die für Italien bestimmten Masken überhaupt in Tschechien gestrandet seien. Die Rede war auch von möglichem Diebstahl durch Privatpersonen. Die Ironie der Geschichte: Hätte es die Beschlagnahmung durch den tschechischen Zoll nicht gegeben, wären die Masken, die nun auf den Weg nach Italien gebracht wurden, vielleicht überhaupt nie dort angekommen. (Gerald Schubert, 23.3.2020)

Hervorhebungen von mir

Nicht alles ist so, wie man es zuerst glaubt.

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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
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(Bildquelle: ČD)


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