Pandemie-Ende mit einem Aber (Sammelthreads)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Dienstag, 27.12.2022, 17:17 (vor 478 Tagen) @ J-C
bearbeitet von J-C, Dienstag, 27.12.2022, 17:18

Link (orf)

Virologin Dorothee von Laer von der Medizinischen Universität Innsbruck stimmte Drosten am Dienstag gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal zu. Die Pandemie sei vorbei, wenn „in der Bevölkerung eine gute Immunität aufgebaut ist“, so von Laer.

Dank der „anfänglichen breiten Durchimpfung“, der vierten Impfung, die sich viele abgeholt haben, und vieler durchgemachter Infektionen hätten „weit über 90 Prozent der Bevölkerung“ eine „gute Immunität“, sagte die Virologin. SARS-CoV-2 habe sich „eingereiht“, wo auch die Grippe sei, nämlich bei den „gefährlicheren Atemwegserkrankungen“. Wie die Grippe sei auch das Coronavirus insbesondere für ältere Personengruppen und immungeschwächte Menschen relativ gefährlich.

Ist das ein Zeichen, dass es jetzt keine Maßnahmen braucht? Das... wäre etwas zu kurz gegriffen. Denn:

Allerdings sehe man nun die starken „Nachwehen der Pandemie“, mit vielen RS-Viren- und Influenza-Infekten. Dazu komme eine gewisse „Erosion im Gesundheitssystem“, wo das vielfach durch die Pandemie ausgelaugte und ausgedünnte Personal wieder mit einer sehr hohen Belastung konfrontiert ist, und etwa gerade im Kinderbereich Ressourcen fehlen. In vielen Zusammenhängen würden nun strukturelle Probleme durch Einsparungen im Gesundheitsbereich deutlicher greifbar.

Das ist an sich genau das, was ich ja erwähnte. Klar kann man alle Maßnahmen aufheben. Problemchen ist nur, das wird dann natürlich seine Konsequenzen haben.

Da ich meinen Beitrag möglicherweise irreführend gestaltet habe, es war klar von Drosten ausgedrückt worden, dass die Pandemie nach dem Winter in eine Endemie übergeht.

Jetzt ist noch Winter, jetzt ist noch Pandemie.

Zurückhaltend zeigte sich am Dienstag das Gesundheitsministerium. Von einem Ende der Pandemie wollte man gegenüber der ZIB nicht sprechen, die Rahmenbedingungen hätten sich allerdings verbessert, hieß es.

Das Beratungsgremium GECKO warnte kurz vor Weihnachten, dass man das Coronavirus auch beim Übergang in eine Endemie nicht unterschätzen sollte. Selbst dann könnte es „zu massiven Beeinträchtigungen“ kommen, die lokale Maßnahmen nötig machen würden, heißt es im jüngsten Bericht.

Aktuell gilt die Lage in Österreich als stabil, das Zusammentreffen mit weiteren Infektionen wie der Grippe könnte aber den Spitälern Probleme machen. Setze sich der Trend fort, seien „personalbedingte Einschränkungen“ nicht auszuschließen, heißt es im Bericht weiter. Auch könnte die aktuelle Grippewelle demnächst in Verbindung mit anderen respiratorischen Infektionen zu mehr Patienten und Patientinnen auf Normal- und Intensivstationen führen.

Im Sommer kann man tatsächlich die Lage neu bewerten, jetzt gerade ist die Lage nicht wirklich anders als vorher. Insbesondere abseits jeglicher Semantik. Man hat sicher das Geld, um mehr Personal einzustellen. Alleine, die mögen nicht, sie fliehen ja geradezu vor den adversen Arbeitsbedingungen. Da ist etwaiger Geldmangel das kleinste Problem, welches man ja definitiv besser lösen könnte als die wesentlich gravierenderen Probleme.

Denn egal, wie viele Betten man hat, egal wie viele offene Stellen man erstellt, wenn die Leute nicht im Gesundheitsbereich arbeiten wollen, wird's nix. Man könnte ja noch bei der Migration etwas hoffen (machen wir uns nichts vor, ohne Migration ginge es uns noch schlechter), aber da sind die Möglichkeiten auch enden wollend. Besonders bei der eher restriktiven Migrationspolitik, die es eher kompliziert macht, hier an Arbeit zu kommen.

Und egal ob endemisch oder pandemisch, wie gesagt. Was vorher schon ein Problem war, wird jetzt zu einem größeren Problem:

Grundsätzlich wird in dem Bericht festgehalten, dass CoV auch bei einem endemischen Zustand Probleme bereiten wird, alleine dadurch, dass es weltweit eine höhere Krankheitslast geben werde. Dazu werde Long Covid das allgemeine Wohlbefinden und die Fähigkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen, beeinträchtigen und die Gesundheitskosten in die Höhe treiben. Im Wiener AKH gibt es zwei Post-Covid-Ambulanzen, in denen die Nachfrage nach Terminen nach wie vor sehr hoch ist

Man sollte sich darauf einstellen, dass es weiterhin Maßnahmen geben wird. Nur halt weniger gegen eine Pandemie, sondern gegen einn Kollaps des Gesundheitssystems, welches man andertweitig nicht so leicht stützen kann, wie manche es sich vorstellen.

--
Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
[image]
(Bildquelle: ČD)


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum