CH: Vor 2045 kein neuer HGV (Allgemeines Forum)

Chrispy, Dienstag, 30.11.2021, 17:26 (vor 849 Tagen) @ Aphex Twin
bearbeitet von Chrispy, Dienstag, 30.11.2021, 17:29

Den meisten ist es halt wichtiger, dass sie auf ihrem täglichen Pendelweg häufige, pünktliche und nicht überfüllte Züge haben - und dafür wird das Geld ausgegeben.


Muss man deswegen auf Projekte verzichten, die Geld einbringen? Woher kommt eigentlich diese Vorstellung, Geschwindigkeit und Pünktlichkeit bzw. Komfort würden sich gegenseitig ausschliessen?


Weil man jeden Franken nur einmal ausgeben kann. Die Nachfrage steigt auch ohne Fahrzeitverkürzungen. Wenn man jedes Jahr schon Milliarden ausgeben muss nur um mit diesen Nachfragewachstum Schritt zu halten, wieviel Milliarden müsste man dann ausgeben um (a) darüberhinaus Strecken schneller zu machen und (b) die zusätzliche Kapazität die die durch kürzere Fahrzeiten induzierte Mehrnachfrage erfordert zu bauen?

Man betreibt zurzeit aber auch Pflästerchen-Politik. Siehe dazu die projekte am Genfersee: Viertes Gleis in Mies und Chambésy, jeweils ca. 200 m Gleis und zwei weichen für schlappe CHF 116 Mio. Drittes gleis zwischen Coppe und Fournex, ca. 1 km gleis für CHF 73 Mio. Drittes Gleis zwischen Denges und Morges, 2.5 km gleis für CHF 150 Mio. Damit würgt man dann zusätzlich mal 1-2 S-Bahnen oder einen Güterzug pro Stunde über die Strecke. Da fehlt es doch einfach an einer übergreifenden Vision. Warum nicht eine NBS entlang der Autobahn planen und dann gegebenenfalls in Etappen bauen. Damit könnte man die Kapazitäten für den Fernverkehr auf der NBS sowie auf der Bestandsstrecke für den Regional/Güterverkehr massiv erhöhen, weil man die Langsamverkehre von den schnellen trennt. Am Ende wäre eine solche NBS auch nicht viel teuerer als der dreigleisige Ausbau (zumindest nach D. Mange). Meiner Meinung nach ist man nun an einem Punkt, wo man mit dem Bahn 2000 leitsatz, nur dort zu Bauen wo unbedingt nötig, nicht mehr weiter kommt und sich sogar langfristig schadet. Denn all diese Pflästerchen, werden Nutzlos werden, sollte man je eine NBS planen. Also verbaut man sich damit zu einem gewissen Grad die Zukunft, da man zuerst die Getätigte Investition amortisieren muss.

Ja, (a) mag in manchen Bereichen nicht so viel mehr Kosten wenn mehr Kapazität sowieso zusätzliche Tunnel erfordert. Daraus ist ja der Tunnel Zürich-Aarau entstanden. Aber es gibt dann weiterhin (b), vor allem weil eine schnellere Strecke ja auch die Nachfrage auf den Zubringerstrecken (inkl. Knoten) erhöht.

Die induzierte Mehrnachfrage kann, zumindest teilweise, durch die freiwerdenden Trassen auf der Bestandsstrecke abgefedert werden. Man muss dann halt auch einen durchgehenden SFS strang von Ost nach West planen, sonst sind wir wieder bei den Pflästerchen. Aber mal generell gefragt: Warum sollte eine erhöhte Nachfrage im Bahnverkehr als Problem betrachtet werden? Ist doch gut wenn mehr Leute den ÖV benutzen? Damit erreicht man ja auch im Regionalverkehr einen höheren Deckungsgrad und der Steuerzahler muss weniger Geld einschiessen.


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