Großer Ärger über ÖPNV-Coronastudie (Sammelthreads)

Barzahlung, Freitag, 21.05.2021, 15:07 (vor 1042 Tagen) @ Administrator

Statistiker verärgert über die ÖPNV-Coronastudie.
Die u.a. vom Verband Deutscher Unternehmen (VDV) in Auftrag gegebene Studie der Charité Research Organisation (CRO) kam zum Ergebnis, dass das regelmäßige Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel kein erhöhtes Infektionsrisiko birge.

Gerd Antes schreibt dazu sarkastisch auf Twitter:
Wissenschaft und Forschung vom Feinsten:
Die Studie der Charité liefert für Millionen von Fahrgästen in Deutschland erstmals belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse zum zum tatsächlichen Infektionsrisiko bei der Nutzung von Bussen und Bahnen.
[...]
Sie verletzt aufs Schwerste Qualitätsanforderungen, die grundsätzlich gelten.

Insbesondere bei so einer relevanten Fragestellung: Hier
- Auftragsforschung der Bundesländer
- Statt Publikation Pressemitteilung des Verbands der
Verkehrsunternehmer
- Kein Verweis auf den "Studienbericht"
- Massive Überinterpretation der Ergebnisse
- Methodische Fehler
- Zitat: "Aufgrund des explorativen Ansatzes wurden
keine formalen Hypothesen aufgestellt"
- Gruppengrößen 345 und 336
- Wissenschaftliche Vorlage für breit angelegte
Fehlinformation der Öffentlichkeit. Pressemitteilung
"Wissenschaftliche Klarheit für die Fahrgäste"

Manchmal ergibt das 2. Hinschauen ein positiveres Bild. Hier nicht. Im Gegenteil: Die Studie ist massiv unterpowert. Damit fachlich grob falsch, nicht nachgewiesenen Unterschied als Gleichheit - also nicht infektioeser als anderswo - zu interpretieren. Qualitaet a la Charite?

Der Focus schreibt dazu:
„Wie kann es sein, dass man nach 14 Monaten Pandemie eine so relevante Fragestellung so dilettantisch angeht und auch noch stolz darauf ist", empörte sich Methodenexperte Gerd Antes gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Weiterhin klagte er: „Wir sehen hier von politischer Seite einen weiteren Beleg für das Fehlen jeglichen koordinierten Herangehens an relevante Fragen für die Pandemiebewältigung.“
[...]
Schon dass die Forschung durch Bundesländer und Verkehrsverband in Auftrag gegeben wurde, halte er für problematisch. Auch dass die Ergebnisse anstatt in einer medizinischen Publikation, durch eine Pressemitteilung des VDV veröffentlicht wurden, sei fragwürdig. Zudem gebe es keinen Verweis auf den Studienbericht. Bei den Ergebnissen beklagt er eine „massive Überinterpretation“.

Die Studie wurde seit Februar 2021 über fünf Wochen lang mit insgesamt 681 freiwilligen Teilnehmern, in Gruppengrößen von 345 und 336 Teilnehmern, durchgeführt. Für Antes alles andere als repräsentativ. „Um die Gleichwertigkeit des Infektionsrisikos zu belegen, wären Studien mit mindestens 1500 Probanden pro Untergruppe nötig gewesen“, schätzt er im Gespräch mit der „SZ“.

Auch dass „aufgrund des explorativen Ansatzes keine formalen Hypothesen aufgestellt“ wurden, wie die Autoren zugeben, sei methodisch unzureichend. Die Fragestellung sollte vorab festgelegt werden, meint der Experte. Auf Twitter urteilt Antes, diese Studie sei eine wissenschaftliche Vorlage für eine „breit angelegte Fehlinformation der Öffentlichkeit“.

https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/experte-spricht-von-dilettantismus-heikle-s...

Der Artikel der Süddeutschen Zeitung befindet sich hinter einer Bezahlschranke.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/coronavirus-ansteckungsgefahr-oepnv-1.5297743


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