Zwang zum Verstoß gegen Grippe-Vorsichtsmaßnahmen durch DB (Allgemeines Forum)

Reservierungszettel, KDU, Dienstag, 11.08.2020, 00:23 (vor 1326 Tagen) @ Gast

Guten Abend,

noch fahre ich ja regelmäßig Bahn, immer in der Überzeugung, daß alles noch viel schlimmer werden wird und ich die Zeit noch zum Genießen und Abgewöhnen nutzen sollte. Heute ist etwas Komisches passiert. Keine Ahnung, ob es jemand interessiert - wenn nicht, besteht die Möglichkeit des Ignorierens. Das Folgende ist eine Schilderung, die von mir aus keine Frage beinhaltet.

In einem IC-Steuerwagen war die Klimaanlage defekt. Er war zugänglich, die Sitze waren abgeklebt und auf den Beklebungen stand die Bitte, einen anderen Wagen zu nutzen. Auf den Klappsitzen bei den Fahrradplätzen saßen drei Leute, der Hauptfahrgastraum war leer, im anderen Türbereich standen mehrere, in den nächsten zwei Wagen standen auch schon in den Türbereichen jeweils mehrere Leute, die Sitzbereiche waren zu geschätzt 75 Prozent ausgelastet und man hätte sich nur dazustellen oder zu anderen dazusetzen können. Ich ignorierte deshalb die Bitte (!) und setzte mich im leeren Fahrgastraum auf den Boden. Ein Klappfenster war offen, der Zug fuhr schnell, deshalb war es nicht heißer oder stickiger als draußen.

Nach kurzer Zeit kam ein Schaffner. Nach der Kontrolle fragte er, ob ich nicht bitte woanders hingehen könne. Ich erwiderte, die Wärme störe mich nicht, es sei zu voll, ob es denn nicht so sinnvoller sei, er sagte "stimmt eigentlich... einen Moment..." und weg war er.

Nach fünf Minuten kam die Zugchefin mit einem anderen Schaffner. Erst wurden die drei im Fahrradbereich hinausgebeten, die haben mit den naheliegenden Argumenten protestiert, noch länger beobachtet, was mit mir passiert, aber sich dann letzten Endes "vertreiben" lassen. Dann wurde ich hinausgebeten, so halbwegs freundlich, und ich versuchte auch freundlich zu erwidern: Mir sei schon klar, daß sie Probleme bekommen könnten, wenn ein Fahrgast in so einem Wagen kollabiere, aber es sei ja nicht besonders warm, ich würde auch in jedem Ernstfall jedem gegenüber angeben, daß ich freiwillig in dem Wagen war.

Du kannst dir ja für das nächste mal ein Formblatt anfertigen und es dem Zub zeigen - berichte dann bitte über seine Reaktion.

in den anderen Wagen würden jetzt schon geringe Abstände herrschen, da sei es doch vielleicht besser, wenn ich ausnahmsweise bliebe. Es wurde klar, daß auf der Ebene nichts zu machen war, man bat mich, mich im nächsten Wagen zu jemand anders dazuzusetzen, und wenn ich das nicht wolle, sei noch ein paar Wagen weiter hinten auch ein mit einer Person besetzter Viererplatz. Fassungslos darüber, sonst mit der Begründung "Hygiene" sogar zu solchen Dingen wie dem Verschließen von Atemöffnungen gezwungen zu werden und jetzt das genaue Gegenteil zu erleben, stellte ich denn klar, daß ich nicht bereit sei, unnötigerweise von einem ganz leeren in einen ziemlich vollen Raum zu gehen oder gar noch ganze Wagen zu durchqueren, in denen lauter Leute auf den Mittelplätzen sitzen. Nicht zuletzt zum Schutze der anderen, wie es ja immer dahergesagt wird.

Man belehrte mich, daß die Weisung, solche Wagen zu räumen, schon jahrelang bestehe, von "Corona" deshalb gänzlich unabhängig sei, mich ja im übrigen keiner zum Bahnfahren zwinge und ich, wenn ich es täte, gefälligst Anweisungen des Personals zu befolgen hätte. Aufgrund solcher Vorbildung im allgemeinen philosophischen Argumentieren erläuterte ich, daß in der aktuellen Situation solche Vorschriften eben umsichtig anzuwenden und verschiedene Gesichtspunkte abzuwägen seien und ich nur aufgrund interner Weisungen und "Hausrecht" definitiv nicht gegen allgemeine Hygieneregeln verstoßen würde. Ich dachte mir, das verspricht ja fast schon, eine Titelseitengeschichte zu werden, jetzt sollen sie doch endlich mal die Polizei holen, ich habe schließlich auch etwas anzuzeigen!

Das wäre zumindest bei mir an diesem Fall der Punkt gewesen...ich diskutiere nämlich nicht gerne ;)


Der Tonfall blieb sehr ruhig, aber es spitzte sich zu. Irgendwann besprachen die beiden untereinander, aber so, daß ich es hören sollte: Jetzt machen wir noch einen Versuch im Guten, dann werden andere Saiten aufgezogen. Sie forderten mich nochmal zum Wechseln in den vollen Bereich auf, ich erwiderte, es sei alles geklärt. "Gut, dann gib mir mal das Diensthandy." Sie tippte eine Weile darauf herum... jetzt kommt aber nicht der Höhepunkt, sondern das war er schon. Dann wußte sie nämlich anscheinend nicht mehr, was sie tun sollte. Vielleicht dachte sie ja, ich würde denken, daß sie schon durch ihr bloßes Getippe meine Ausschaltung in die Wege leiten kann, und entsprechend eingeschüchtert werden. Wurde ich aber nicht, sie wartete eine Weile, dann gingen sie beide weg.

Und dann kam sie nochmal zurück, sagte jetzt plötzlich mit ganz lauter Stimme: "Ich sag mal so, Sie können froh sein, daß wir gleich da sind. Ihr Verhalten ist absolut unverschämt." Vielleicht drohte sie auch noch, daß es beim nächsten Mal anders laufen werde, ich weiß es nicht mehr. Und dann war sie ganz schnell weg.

Ich sag mal so wenn 30 Minuten vor Ankunft am Zielbahnhof noch ein Wagen geräumt wurde haben die Zub sich echt unnötigen Stress gemacht.


Und wenn sie noch nicht Feierabend hat, dann fährt sie wohl noch weiter.

Mit freundlichen Grüßen
Gast


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