Zug fährt überraschend ab (Aktueller Betrieb)

zettelbox, Montag, 30.09.2024, 09:54 (vor 12 Tagen)

Hallo,

gestern ist mir eine sehr unglückliche und auch ärgerliche Situation widerfahren: Auf einer Reise von Süddeutschland nach Münster musste ich u.a. in Hannover umsteigen. Pünktlich in Hannover angekommen, der IC 2544 aus Berlin wird auch pünktlich angekündigt, soll aber mit 15 Minuten Verspätung wegen einer Reparatur am Zug weiterfahren (d.h. Ankunft in Hannover Plan/Ist 13.53, Abfahrt Plan 13.56, Abfahrt aber um 15 Minuten verzögert).

Ich stehe pünktlich am Gleis, Zug fährt auch wie angekündigt pünktlich ein. Ich laufe am Zug entlang zum Wagen mit meiner Sitzplatzreservierung. Da die Abfahrt des Zuges aber ja 15 Minuten verspätet sein würde, bleibe ich vor dem Zug in der Sonne stehen und esse dort ein Brötchen - dachte mir, ich genieße noch etwas Sonnenschein und erspare den Mitreisenden penetranten Sandwichgeruch.

Das Brötchen kauend sehe ich um ca. 13.57, wie plötzlich piepend alle Türen des Zuges schließen - ohne Durchsage, auch einen Pfiff nehme ich nicht wahr. Trotzdem stürze ich die paar Meter in Richtung Tür, aber ohne Erfolg - der Knopf reagiert nicht mehr und die Tür schließt gewaltvoll und ohne auf meine Not zu regieren. Ich blicke in Richtung Bahnsteigpersonal und winke, erhalte aber nur einen Ruf "wegtreten" und eindeutige Gestik. Ich schnappe mir mein Gepäck und renne ich Richtung Personal, sage dass der Zug sehr plötzlich losfährt und ich da noch rein müsse. Als Antwort der "Aufsicht" erhalte ich nur, dass der Zug jetzt sofort raus müsse und die Türen geschlossen bleiben. Ironischerweise ertönt in dem Moment am Gleis die Durchsage "An Gleis 12, bitte steigen Sie ein - die Türen schließen automatisch.". Naja, die Türen waren bereits automatisch geschlossen worden.

Fakt ist, ich blieb am Bahnsteig zurück, reichlich desillusioniert und auch ein wenig ratlos: Sitzplatzreservierung weg, aber auch ein ziemlich nutzloses Sparpreisticket in der Hand - denn die Nutzung anderer Züge fiel ja auch weg, da es sich hier nicht um einen Fahrgastrechtefall handelte (oder doch?).

Unmittelbar am Gleis und auch einige Minuten später an der Bahnhofsinformation traf ich dann mehrere ähnlich Betroffene. Manche waren sich im Bahnhof noch einen Kaffee holen (das ist vielleicht tatsächlich etwas fahrlässig), aber andere standen auch wie ich am Gleis, haben noch geraucht oder gegessen oder einfach kurz frische Luft geschnappt, und wurden genauso kalt von den sich schließenden Türen erwischt. Auch an der Bahnhofsinformation wenig Hoffnung, der Zug sei wie geplant abgefahren und das Sparpreisticket damit verwirkt, Optionen auf Kulanz o.ä. gäbe es keine.

Wie seht ihr das? War es einfach dämlich, vor dem Zug zu stehen und nicht einzusteigen? Oder hätte man hier durchaus erwarten dürfen, dass es zumindest ein paar Sekunden vor Schließen der Türen eine Durchsage gibt? Ich hätte wirklich nur meinen Rucksack nehmen und die ca. 10 Meter zur Tür laufen müssen, das hätte mich keine 10 Sekunden gekostet und ich wäre im Zug gewesen. Mich hat die Situation natürlich massiv geärgert - ich weiß nur noch nicht, ob mein Ärger eher der Bahn oder mir selbst gelten sollte ...

(Zu allem Unglück fiel der nächste ICE nach Münster dann auch noch ersatzlos aus. Positiv verbleibt aber, dass ich einige nette Mitbetroffene kennengelernt habe, ich immerhin mein Gepäck noch hatte (andere Betroffene waren aus dem Zug ausgestiegen und wurden von der Abfahrt dann völlig überrascht), und vor allem, dass der Zugchef des ICE 756 Verständnis für unsere Situation hatte und uns daher trotz Zugbindung kostenfrei mitfahren ließ - das war eine nette Aktion.)

Freue mich über kontroverse Meinungen zu dem Vorfall und gerne Hinweise, wie man es zukünftig richtig macht. Wenn ein Zug am Gleis steht, immer einsteigen, egal was angekündigt wird, nehme ich an?


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