[bissle OT] ICE-T, Reisende und ihr Gepäckverhalten (Allgemeines Forum)

Jogi, Dienstag, 19.06.2012, 19:06 (vor 4348 Tagen) @ Avmz
bearbeitet von Jogi, Dienstag, 19.06.2012, 19:10

ICEs sind aus meiner Sicht die falsche Antwort weil:
- Keine Fahrradmitnahme

Großes Manko am ICE, im Urlauberverkehr ganz, ganz besonders. Wenigstens kommt mit dem ICx in diesem Punkte Abhilfe.

- Kein Platz für Gepäck

In allen Punkten hast Du bekommst Du mindestens stillschweigend Zustimmung von mir bzw. keine Widerrede, wenn man nur Urlaubsverkehr im Blick hat. Bis aus auf den Punkt.

Man sollte zunächst sich klar machen, was gute Gepäckmitnahmemöglichkeiten (schönes Wort für Hangman... ;) sind. Da dürfte jeder auch seine eigenen Vorstellungen haben. Du hast den Packwagen angesprochen. Eine davon, eine einfache - aber schau mal, wie viel Plätze dafür draufgehen. Nicht nur deswegen halte ich den Packwagen überholt. Da müsste ich ja schlimmstenfalls in Stuttgart ganz nach vorne laufen, meine Gepäck einladen (lassen), vielleicht durch den ganzen Zug zurück zu meinem Platz und irgendwann wieder nach vorne hoppeln, Gepäch in Emfpang nehmen und dann vielleicht wieder den ganzen Zug zurück dackeln, da der Ausgang wieder woanders ist. Auch wenn das mehr "worts case" ist - na ja, überzeugt mich nicht, der Packwagen. Aber jeder hat seine eigenen Vorstellungen.

Was sind denn so "Klassiker" neben den Packwagen? Ablage über den Sitzen. - In jedem ICE vorhanden. Der Raum unter den Sitzen - eine recht "neue" Möglichkeit, dank des neuen ICE-Gestühls aber bei normal großen Trolleys, Taschen und Handgepäck ohne weiteres möglich.

Jetzt etwas genereller zur Gepäckmitnahme im ICE: Besonders der ICE-T (der ja vermehrt in die "klassischen" Urlaubsregionen fährt: Ostsee, Alpen, Österreich) ist in seinem Raumgrundriß speziell für mehr Gepäck ausgelegt wie etwa der ICE-3. Im Möchtegern-Wackeldackel gibt es wie bereits gesagt die Ablagen, unter den Sitzen die Möglichkeit, dazu gibt es die durch Piktogramme gezeigte, ausdrückliche Möglichkeit, Koffer zwischen Rückenlehnen von Vis-à-vis-Sitzen zu schieben. Es gibt großflächige Gepäckracks in den Einstiegsräumen (ja, ich weiß, das Problem der Diebstahlanfälligkeit - Lösung: Schloss & Namensschild). Es gibt großflächige Einstiegsräume mit Stauraum für Gepäck.

Nun kann man trefflich (sind ja hier schließlich im ICE-Treff... ;) darüber diskutieren, ob das gut, weniger gut oder total besch... ist. Da hat jeder seine eigenen Vorlieben. Grad die Racks im Einstiegsraum... na ja, wie im Dosto-IC nicht das Beste seit Erfindung der Leberwurst. Aber trotzdem "kein Platz für Gepäck" stimmt so pauschal nicht. Es ist sicher nicht optimal gelöst im ICE, aber so pauschal stimmt es wirklich nicht. Es gibt den Platz und man muss ihn ausnutzen.

Nein, viel mehr ein Problem ist das allgemeine, nicht empirisch belegete, sondern nur beobachtete Reisendenverhalten. Ich finde, in den letzten Jahren hat die Bereitschaft, seine Koffer nach oben in die Ablage zu heben wirklich extrem nachgelassen. Grad bei den in Stuttgart startenden ICE-1 nach Hamburg gut zu sehen, die bekanntermaßen über Frankfurt Flughafen fahren. Hat man einen freien Platz entdeckt, schiebt man den Koffer und das übrige Gepäck in die Sitzreihe, blockiert so einen Sitz und setzt sich daneben. Wer Fensterblick will, tauscht die Reihenfolge. Wer gemeinsam reist, behält sein Gepäck neben sich - heißt: Blockiert den Gang. Und das sind nicht nur ältere Modelle der Marke Reisender, denen man es ja wenigstens noch aus physischer Sicht nachsehen könnte, nein, das geht über die 30-jährigen Anzugträger und LH-Flugbegleitern bis zu Schülern auf Klassenfahrt runter. Selbst in Abteilwagen gibt es solche Spezln, die dann den Gang blockieren, weil sie ihre Trolleys nicht mt rein nehmen. "Was soll das?", wie Grönebeller schon Ende der 90er meyerte.

Klar, es ist schwer, das Gepäck hochzuheben. Aber das ist doch keine Entschuldigung. Da fragt man den Sitznachbarn oder den vorbeikommenden Zub, ob er hilt, es hoch- oder runter zu heben. Das habe ich speziell älteren Herrschaften mehrmals schon so gesagt - und wirklich dauernd wurden die Augen groß, wurden größer, wurden größer, wurden noch größer... bis die Ähnlichkeit mit Munchs "Der Schrei" nicht mehr wirklich abzustreiten war ;) Wirklich, was soll das, wenn selbst so eine Selbstverständlichkeit nicht in den Sinn kommt?

Eben auch dieses verkrampfte Gepäck zwischen die Sitze bzw. auf den Gang stellen trägt auch dazu bei, dass die Züge voll sind. Und das ist weniger Schuld der Bahn. Noch ein Beispiel: Vor drei Jahren, D-Pass (so hieß der Pass WIMRE), München Hbf, ICE-T nach Berlin: Ich sitze in einem Reihgensitze, Reisegrupe mit fünf, sches, sieben läteren Herrschaften ohne übermäßig großes Gepäck. Das übliche Suchen nach Sitz XY, einer läuft nach oben, einer nach unten, bis man schließlich entdeckt, dass man genau davor steht. Das Übliche eben.
Jetzt erkennen sie, dass sie Gepäck dabei haben. Wohin damit fragen die sich umdrehenden Hälse, die Blicke gehen überallhin, nur nicht auf die Gepäckablagen und die Koffer-Piktogramme. Das Übliche eben.
Nun kommt der Geist - genau, auf das Übliche. Wir sitzen hier, knobeln wir mal, wer, wo wie sitzen will, das Gepäck lassen wir im Gang stehen.
Vergiss das Übliche. Klein-Jogi macht sich groß und bietet seine Hilfe. "Da oben haben Sie Platz für ihre Koffer. - Papperlapp, die kriegen Sie da auch wieder runter. Hier gibt es genug Zugbegleiter und Sie werden auch nicht alleine hier im Wagen sitzen. - Doch, jemand ist so nett. Spätestens ein Schaffner wird Ihnen helfen. Sprechen Sie ihn einfach an."
Dann wird noch auf das Piktogramm gezeigt und zwei Koffer zwischen die (weiter oben) angesprochenen Vis-à-vis-Sitze geschoben. Der Rest wird unter die Sitze geschoben und auf die Ablagen gehievt. Unter tüchtiger Mithilfe der männlichen Gruppenteilnehmer. Nach 30 Sekunden war der Spuk beendet. Gepäck verstaut, alle setzen sich. Ruhige Fahrt. Alle glücklich.

Doch warum klappt das nicht? Auch klar, man will das Gepäck im Auge behalten. Aber das spricht dann auch teilweise (!) gegen den Packwagen. Es ist also nicht nur ein Problem, das die Bahn alleine lösen kann. Die Möglichkeiten sind doch schon gut versteckt, aber auch die Reisenden dürfen sich gerne umschauen.

Was nötig wäre:
- Züge die möglichst viele Start- und Zielorte durchgehend miteinander verbinden (auch mit Kurswagen)
[...]
- Die Sicherheit Anschlüsse auch bei Verspätungen zu bekommen. Dieses gilt vor allem für Busse und Fähren die nicht der Bahn gehören (z. B. Ostfriesische Inseln, Zubringerbusse in Norden und Esens usw.)

Das ist zwar kein wirklicher Widerspruch, aber was macht man bei einem verspäteten Kurswagen? Den Trägerzug warten lassen? Wie lange? Was ist mit den schon anwesenden Fahrgästen?

Es hat alles so seine Vor- und Nachteile. Und nicht vergessen: Es gibt nicht nur Urlaubsverkehr bei der Bahn. Das alles, was Du gelistet hast, wurde ja im Prinzip mit dem alten FD-Urlaubszug in den 90ern so durchgeführt. Aber außerhalb der Urlaubszeit stehen - etwas pointiert formuliert - die Wagen sich die Räder platt oder fahren überwiegend angewärmte Luft aus den Alpen an die Nordsee. Auch nicht das Gelbe vom Ei. So hat eben alles seine zwei Seiten.

Und wenn ich hier noch zum IR meinen Senf dazu geben darf. Mit seinen kreuzdubbeligen Abteilen an jedem Wagenende ist der Zug ein Horror, will man mit Gepäck sich darin bewegen: Zwängen durch den Abteilgang, besonders toll, wenn Koffer dort stehen oder Gegenverkehr kommt. Dann kommt die erste Glastür, die aufgedrückt und aufgehalten werden muss, da die Feder die Glastüre zurückdrückt. Dann nochmals eine gleiche Glastür. Vielleicht wieder Abteilgang - bleib mir weg, schon die Vorstellung regt mich auf.
Für viel Gepäck war das Material jetzt auch nicht die Maßgabe für zukünftige Lösungen. Geht auch unter die Sitze, Ablagen gibt es auch - das war's dann aber im Großen und Ganzen. Besonders gern habe ich im Großraum die Ablage parallel zur Wagenlänge über den Tisch, der immer zweieinhalb Sitzenbreiten abdeckt. Da seinen Koffer hochkriegen, das ist sogar mir zu blöd mich anzustrengen. Viel mehr hat man das Gepäck im Großraum dann um die Klappsitze herum drappiert. Auch toll, wenn man den Wagen durchqueren wollte... *grmpf*

So, wenn Du nicht ausschweifen willst, dann eben ich ;-) War hoffentlich zu langweilig...

Grüße
Jogi


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