5 - Hochmut kommt vor dem Fall (m. 1 B.) (Sammelthreads)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Samstag, 21.05.2022, 22:10 (vor 678 Tagen) @ J-C

[image]

Folgendes Szenario: man steht um 11 Uhr in Salzburg Hbf auf dem Bahnsteig um den RJX nach Wien zu erreichen. Der Bahnsteig war durchaus gefüllt mit Reisenden, der Zug verspätet und der Wagenstandsanzeiger kennt nur eine Einfachtraktion.

Auftritt ich: ich denke, ach nöö, nach den Geschichten mit den Zugräumungen werde ich definitiv keinen Zug betreten, der definitiv voll sein wird.

Das war der dümmste Gedanke, den ich je hatte und heute habe ich eine Lektion gelernt: Nicht. Denken.

Denn was ich tat, ist absolut sinnlos gewesen:

ich stieg stattdessen in einen langsamen Railjet, wurde durch ein spektakuläres Überholmanöver, einmal auf freier Strecke, dann erneut in Vöcklabruck vom selben RJX zwei Mal überholt. Später kam es zu einem unerklärlichen Stop-and-Go zwischen Linz und Wien, auf eben jenem Teil, wo sich nur Fern- und Güterzüge die Gleise teilen, für letztere stehen jedoch die anderen 2 Gleise der Strecke in ausreichender Kapazität zur Verfügung.

Und, surprise! Spätestens hinter Linz kamen dann die Leute dazu, die gekonnt sämtliche unübershebaren Hinweise auf den Ruhebereich ignoriert haben und einfach mal reden.

So hinter St. Pölten wurde es unerträglich, aber da war es schon zu spät, um sich damit zu sehr zu befassen. Dafür hat man ja In-Ear-Kopfhörer, die den Schall wunderbar isolieren.

Nachdem man seinen Anschluss nach Tschechien verpasste, wurde nun mit 10 Minuten Übergang der nächste Zug eine halbe Stunde später - ein Regiojet - erreicht. Speisewagen fällt also aus, dafür musste ich wenigstens kein Anschlussticket zum Klimaticket nach Breclav erwerben.

Was ich draus mitnehmen kann: ich sollte weniger nachdenken, wenn ich in Salzburg bin, sondern einfach die Verbindung nehmen, die grad am meisten Sinn ergibt. Vor allem sollte man nicht davon ausgehen, dass immer der Worst-Case eintritt. Und generell weniger denken. Jetzt habe ich die ganze Reise damit verschwendet, mir auszumalen, wie ich den Typen, der für dieses oder jenes Manöver verantwortlich ist, zur Verantwortung ziehe. Aber erstens, werde ich nie in dieser Lage sein, zweitens würde ich dann auch nicht so agieren und drittens, was weiß ich schon von den Dingen, die tatsächlich dort laufen?

In sofern habe ich was draus gelernt: man reist, also muss man sich über das Drum herum keine Gedanken machen. Wenn man zu spät kommt, ist es halt so. Kann man nichts dran ändern. Wenn es zu häufig auftritt, vielleicht mal entsprechendes Feedback abgeben und dann eine Antwort aus Textbausteinen erhalten. Keine Alternative zu einer Bahnfahrt würde sich da so viel besser schlagen.

Das sind alles Dinge, die ihr schon kennt, aber die ich erstmal selbst aus eigener Erfahrung lernen muss.

Aber hey, dafür kann ich jetzt alles daran tun, diese negativen Erfahrungen komplett auszublenden und nur die positiven Dinge zu sehen. Und dann kann ich bei der nächsten Reise schon genau so vorgehen, dass ich meine Gedanken nicht darüber verschwende, warum schon wieder diese deppate Verspätung kommt, sondern einfach mich dem Lauf der Dinge fügen.

Außerdem habe ich heute mich von der, soweit es eben möglich ist, ziemlich guten Akkuratheit der Scotty-App überzeugen können. Auch ein Lichtblick.

--
Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
[image]
(Bildquelle: ČD)


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum