[IT] Les Côtes de France – 7b/8 (14 B. ~ 1,5 MB) (Reiseberichte)

Pfälzer, Sonntag, 19.06.2022, 16:23 (vor 639 Tagen) @ Pfälzer

Am Grenzbahnhof Ventimiglia wartet schon der Anschluss zur Weiterfahrt an die italienischen Riviera. Der Regionale Veloce von Trenitalia wird durch einen lokbespannten Zug gefahren, der aus 6 Flachwagen mit abgesenktem Mittelteil besteht. Ich wundere mich im ersten Moment über diese Zugbildung, denn eigentlich hätte ich einen höheren Standard erwartet. Interrail verkauft die Züge der Gattung Regionale Veloce nämlich als reservierungspflichtig und auch im Kursbuch von Trenitalia steht für diese Züge teilweise eine Bemerkung „prenotazione obbligatoria“. Weder Interrail noch Trenitalia verkaufen aber Reservierungen für diese Zuggattung. Der Wagenpark verfügt weder über Reservierungsanzeigen, noch übertrifft der Komfort das urzeitliche Reiseerlebnis der deutschen n-Wagen. Ungünstigerweise ist im gesamten Zug nur eine Tür am letzten Wagen zum Einstieg geöffnet, an der die Zugbegleiterin wartet und die Fahrkarten kontrolliert. Ich gehe also zu ihr hin und frage nach, ob ich für den Zug nun eine Reservierung brauche oder nicht. Sie erklärt dann, dass es in diesem Zug keine Reservierung gibt und ich mich hinhocken solle, wo ich wolle. Gut, wäre das auch mal geklärt. Danke für die unnötige Verunsicherung, Interrail! Da die Umsteiger sich alle im hintersten Wagen breit machen, wollte ich noch einige Wagen vor, wo zu der Zeit noch Ruhe herrscht. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn die Abteiltüren an den Einstiegsbereichen und die Wagenübergangstüren lassen sich nicht elektronisch oder pneumatisch öffnen. Nein, da ist im dem rustikalen Wagenpark noch echte Handarbeit gefragt. Es dauerte rund 10 Minuten, bis ich mich in den vierten Wagen vorgekämpft habe und dort sesshaft werde. Vor der Abfahrt kommt dann noch ein älterer Herr an den Zug heran getreten und will in meinen Wagen einsteigen. Wir beide versuchen, die Tür von der jeweiligen Seite zu öffnen – vergeblich. Er flucht (das können Italiener meiner Auffassung nach besonders gut) und geht mürrisch weiter zum letzten Wagen.

Die Fahrt in dem urzeitlichen Vehikel ist ein Erlebnis von der ganz besonderen Art. Die Strecke an der italienischen Riviera wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und führt heute größtenteils als Ausbaustrecke durch viele lange gerade Tunnel, in denen der Zug seine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ausfährt. Nur wenige Streckenabschnitte, z. B. zwischen Alassio und Finale Ligure, sind noch in ihrer originalen Trassierung an der Küstenlinie erhalten. Die übrigen Abschnitte sind durch die Röhrenraserei ersetzt worden und dienen heute stellenweise als Bahntrassenradweg. Dabei wurden auch die Bahnhöfe an der historischen Trasse durch neue Bahnhöfe an der Ausbaustrecke ersetzt. Der Bahnhof von Sanremo z. B. liegt heute komplett im Tunnel. Nachdem der Wagenpark schon äußerlich und innerlich nicht sehr vertrauenserweckend wirkt, verstärkt sich dieser Eindruck bei 140 km/h im Tunnel noch einmal deutlich. Ein ziemlich mulmiges Gefühl fährt mit. Nach rund 2 Stunden bin ich endlich erlöst und an meinem Tagesziel in Genova angekommen, wo ich nun letztmalig für diese Reise eine Übernachtung gebucht habe.

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7-36 Der Regionale Veloce wird allerdings aus diesem vorsintflutlichen Wagenpark gebildet

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7-37 Italienische Riviera

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7-38 Alles neu – so auch der Bahnhof Diano Marina an der Ausbaustrecke. Früher befand sich der Bahnhof noch 2 Kilometer näher am Meer.

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7-39 Wir laufen in Genova ein.

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7-40 Genova hat zwei „Hauptbahnhöfe“. Ich steige am Bahnhof Piazza Principe aus. Der Zug fährt noch weiter bis zum zweiten großen Bahnhof Brignole.

Auch der letzte Abend endet mit einem kurzen Rundgang.

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7-41 Hier nun der zweite „Hauptbahnhof“ – Genova Brignole

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7-42 Piazza della Vittoria

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7-43 Piazza Raffaele de Ferrari

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7-44 Palazzo San Giorgio

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7-45 Die Aussicht von der Hafenpromenade auf die Stadt wird leider durch eine Hochstraße getrübt (Grüße nach Ludwigshafen!)

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7-46 Am Hafen – die Kugel beheimatet einen kleinen privaten Zoo

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7-47 Metro

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7-48 Die Verbindung vom Bahnhof Piazza Principe zum höher gelegenen Stadtteil Granarolo stellt eine Standseilbahn sicher

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7-49 Zum Abschluss noch ein Blick auf den Bahnhof Piazza Principe von der Ponte Umberto Pini aus betrachtet


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