US Verkehrspolitik (Allgemeines Forum)

ThomasK, Sonntag, 17.03.2019, 13:18 (vor 1839 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von ThomasK, Sonntag, 17.03.2019, 13:20

Meine persönliche Schmerzgrenze bei Busfahrten liegt bei etwa 300 - 350 km. Vor einem halben Jahr bin ich, wenn man von ÖPNV-Fahrten innerhalb Münchens absieht, seit langer Zeit wieder einmal mit dem Reisebus gefahren und zwar von München nach Zürich.

Das habe ich aber auch nur gemacht, weil momentan an der Strecke gebaut wird und ich auf der Hinfahrt so schnell wie möglich in Zermatt sein wollte. Auf der Rückfahrt war es mir egal, dass es mit dem Zug wesentlich länger dauert.

Spätestens ab Dezember 2020 hat die Eisenbahn aber wieder zwischen München und Zürich den Bus ausgeknockt.

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Was die USA angeht, muss man sagen, dass man den ÖV in weiten Teilen komplett vergessen kann. Als ich im Sommer 2016 in Lone Pine, Kalifornien, USA, war, MUSSTE ich mit dem Auto einer Freundin von San Ramon aus mitfahren, denn es gibt dort keinen ÖV. Keine Buslinie, keine Eisenbahn - GAR NICHTS.

Niemand fährt dort mit dem ÖV, niemand fährt dort Fahrrad, ALLES fährt mit dem Auto. Da wir auf den Mount Whitney wollten, stellte sie das Auto am Whitney Portal auf 2458 m Höhe ab.

Als wir dann zwei Tage später von Lone Pine nach Palm Springs weiterfuhren, weil ich unbedingt die Seilbahn Palm Springs - San Jacinto Peak sehen wollte, ging es auch wieder mit dem Auto weiter, weil es dort keinen ÖV gibt.

Rein vom Verkehrspotential würde sich ein Regionalexpress-System zwischen Los Angeles und Palm Springs durchaus lohnen, doch das interessiert die Amerikaner exakt null, null. Es gibt sogar schon eine Eisenbahnstrecke zwischen Los Angeles und Palm Springs. Doch die meisten Amerikaner legen die 170 km zwischen Los Angeles und Palm Springs mit dem Auto zurück oder mit dem Flugzeug (170 km!). Ein paar wenige fahren auch mit dem Bus, aber die Eisenbahn interessiert dort keinen Menschen.

Ich würde sogar die Aerial Tram Palm Springs bis zur Eisenbahnstrecke verlängern und einen Haltepunkt einrichten, damit die Fahrgäste direkt vom Zug auf die Seilbahn umsteigen könnten.

Als wir im Sommer 2016 zur Seilbahn wollten, wurden wir von einem Parkwächter zurückgewinkt, weil die Parkplätze überfüllt waren und auf der Straße alles im Stau stand. Am nächsten morgen sind wir dann schon vor 8 Uhr angereist, um dem Stau zu entgehen.


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Man muss sich auch immer vor Augen halten, dass New York MITNICHTEN repräsentativ für die USA ist. In New York wird im ÖPNV (U-Bahn, Bus incl. Verbindungen nach New Jersey) eine doppelt so hohe Verkehrsleistung erbracht, wie in der gesamten übrigen USA zusammen. Von der Einwohnerzahl her sind Los Angeles und New York in etwa vergleichbar; gleichwohl ist die Verkehrsarbeit in New York pro Einwohner 15 Mal so hoch wie in Los Angeles.


Deshalb sage ich: Wenn jetzt die USA die Langstreckenverbindungen auch noch einstellen, dann kommt es darauf auch nicht mehr an. Wenn der Zug nur zweimal oder dreimal pro Woche fährt, dann kann man es dann auch gleich ganz bleiben lassen.

Nachdem zudem Kalifornien demokratisch ist, der neue Gouverneur das Schienenprojekt LAX - SFO abgesagt hat, ist dann eh schon alles egal.

Wäre ich US-Demokrat dann hätte ich versucht, mit Trump einen Deal zu machen: OK, du kriegst deine 10 Milliarden $ für deine Mauer, aber wir bekommen 100 Milliarden $ für die Eisenbahn. Entweder es wird beides gebaut, oder gar nichts. Fertig.

Aber auch die Demokraten interessieren sich nicht für die Eisenbahn. Die Demokratin Nancy Pelosi ist genauso eine Selbstdarstellerin wie Donald Trump. Kein Wunder, dass bei den eitlen Showkämpfen und Jahrmarkt der Eitelkeiten in der Generation Ü70 nichts dabei herauskommt.

Aber selbstverständlich ist das Sache der Amerikaner, wie sie ihre Politik gestalten; wir in Deutschland müssen unseren eigenen Scheißdreck aufräumen. Unser politisches Personal ist keinen Deut besser.


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