Schöne Zahlenspielerei, die aber nicht so funktioniert. (Allgemeines Forum)

ICE-T-Fan, Montag, 19.10.2009, 16:08 (vor 5913 Tagen) @ liebe70

zufüllen, Reservierungsdaten in den Bordrechner einzupflegen, Personal vorzubereiten etc.


In Zürich HB wird der Zug allerhöchstens gesäubert, sowohl die Reservierungsdiskette als auch die Fahrplanfaltblätter für den ICE 7y werden dem ICE 7x mitgegeben. Die logistische Leistung erfolgt jedoch im Badischen Bahnhof in Basel.

Wenn jetzt der Zug 7x 60 min Verspätung hat, reduziert sich die Wendezeit auf 20 min.


Das reicht bequem für eine Reinigung des Zuges, alles andere kann man schon beim ankonmmenden Zug machen.

Bei 90 min Verspätung fährt der Folgezug 7y in jedem Fall selbst mit Verspätung ab, es sei dann man verlegt die Wende auf einen anderen Bahnhof vor.


Wozu? Die 10 Minuten Verspätung dürfte der ICE locker wieder rausfahren.

Dann nehmen wir halt 120 min ;-)

Dann sind entsprechende Zeiten zu knapp um den Zug fahrgastgerecht vorzubereiten. Da aber kein anderes Tfz in Zürich zur Verfügung steht, muss das Tfz aus 7x zwingend auf 7y wenden, egal mit welcher Verspätung oder in welchem Zustand.


Unwahrscheinlich. Die SBB ist nicht blöde. Im Übrigen beträgt die Wendezeit vom ICE 271 (Zürich an 11:00 Uhr) auf den ICE 72 (Zürich ab 12:02 Uhr) lediglich 62 Minuten.

Es geht mir hier in meiner Argumentation ja nicht um die Wendezeiten, sondern um die fehlende Reserve.

Das gleiche Szenario mal in Berlin:

ICE 160x Ankunft Berlin Gesundbrunnen 8:50 Uhr
ICE 160y Abfahrt Berlin Gesundbrunnen 10:10 Uhr

Wieder 80 min Wendezeit mit entsprechenden Maßnahmen.


Auch falsch. Der 160x fährt weiter nach Rummelsburg Betriebsbahnhof. Bereits in Berlin Hbf steigt das Reinigungspersonal ein und beginnt mit der Säuberung des Zuges. Wenn der Zug wieder vom Betriebsbahnhof startet, fährt auch hier das Reinigungspersonal bis Berlin Hbf mit. Die logistische Leistung für den Speisewagen muß nicht zwingend in Berlin gemacht werden. Alternativ kann man auch beispielsweise statt eines Containertausches nur eine Nachlieferung machen. das Zub des ankommenden Zuges wird dabei direkt vom jeweiligen Logistikstandort informiert.

Kommt jetzt ICE 160x mit mehr als 30 min Verspätung nach Berlin, muss man in diesem Fall aber nicht zwingend den Tz vom 160x auf den 160y wenden, da in Berlin Rummelsburg immer noch andere Tz im Werk vorhanden sind, sodass bei einer frühzeitigen Vormeldung in Gesundbrunnen ein anderer Tz bereit gestellt werden kann, der dann sauber, mit Lebensmittel befüllt und mit Reservierungsdaten vorhanden pünktlich als ICE 160y abfahren kann, egal wie viel Verspätung der 160x hat.

Notfalls kann man hier bei akutem Tz-Mangel eben die KP-Reserve nehmen.


Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das oftmals ganz anders aus. Übrigens ist auch hier die Wendezeit bedeutend kürzer: Der ICE 1608 kommt in Gesundbrunnen um 16:15 Uhr an, steht dort ca. 5 Minuten zum Ausstieg und fährt dann weiter nach Rummelsburg. Das dauert ca. 10 Minuten. Er dürfte dort also gegen 16:30 Uhr ankommen. Der Gegenzug ist ICE 1617, der um 17:44 Uhr in Gesundbrunnen abfährt. Meist kommt er kurz nach 17:30 Uhr an. Fahrtzeit von Rummelsburg nach Gesundbrunnen sind immer noch die 10 Minuten wie auf der Hinfahrt beim 1608. Also fährt der Zug etwa 17:20 Uhr in Rummelsburg ab. Macht genau 50 Minuten Standzeit.

Wie gesagt, es geht mir nicht um die Zeit, sondern der Vergleich von der Situation in z.B. Berlin mit der in z.B. Zürich.

Insbesondere Auslandsverbindungen hat man diese Reserveeinheiten an den Zielbahnhöfen nicht, sodass bei Verspätung und außerplanmäßigen Wenden immer Chaos entsteht.


"Chaos" scheint mittlerweile genauso eine Lieblingsfloskel der Deutschen zu sein wie "...der Zug rast..." (auch wenn er mit 25 km/h durch die Lande tuckert).

Chaos ist eine Kurzbezeichnung für "ungeordneter Zustand". Für mich ist eine Wende auf dem letzten Drücker mit all seinen Folgen ein temporärer ungeordneter Zustand, der nur dank des Einsatz des Zugpersonal meistens nicht in dauerhaftes Chaos ausartet.

Selbst in Deutschland gibt es mit Kiel, Lübeck, Rostock, Bremen und Dresden Endbahnhöfe wo es keine richtigen ICE-Reserveeinheiten oder KP-Reserven gibt.


Braucht man auch nicht. Reserven „für alle Fälle“ anzulegen, bindet unnötig Kapital und ist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Lernt man sowas nicht in BWL? Es hat doch auch kein Mensch einen Reservemotor für sein Auto im Keller zu liegen, falls der im Auto eingebaute Motor kaputtgeht. Und erst recht nicht stationiert der Autofahrer für alle Fälle in sämtlichen Käffern, die er mal anzusteuern gedenkt, einen Zweitwagen falls das erste Auto kaputtgeht.

Die DB ist aber nicht nur sich selbst oder einem Fahrgast verantwortlich, sondern viel mehr Menschen. Außerdem könnte man so auch einige chronische Verspätungen in speziellen Wendebahnhöfen (insbesondere im NV) reduzieren.

Alleine schon durch Erstellung dieser Reserven würde sich das oben angesprochene Problem minimieren.


Alleine die Erstellung von Reserven, die nicht zwingend notwendig sind, bindet unnötiges Kapital, was dann anderswo fehlt.

Das Problem sind also eher nicht die fehlerhaften oder anfälligen Umlaufpläne sondern die fehlenden Reserven an Zielbahnhöfen.


Das Problem liegt ganz woanders, aber bestimmt nicht an den „fehlenden Reserven an Zielbahnhöfen“.

Wo liegt denn das Problem deiner Meinung nach?


Gruß, Ralf


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