EU: werden die 2020er die Dekade des HGVs? (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 22.07.2020, 11:14 (vor 1366 Tagen)
bearbeitet von Oscar (NL), Mittwoch, 22.07.2020, 11:15

Hallo ICE-Fans,

via Gesichtbuch wurde mit mir diesen Artikel geteilt. Obwohl es von einer Fliegerwebseite stammt, handelt es sich um die Position von "high-speed rail" in Vergleich zu den Airlines. Sowieso finde ich es gut, auch mal von der "Vogelperspektive" über HGV zu erfahren.
Eine englischsprachige Antwort habe ich bereits in der USHSR-Facebookgruppe geschrieben.

COVID-19 lockdowns curtailed road, sea and rail travel for weeks in Europe and now has some airlines fighting for survival.

Bahngeschäfte müssen auch kämpfen um zu überleben. Dass die Medien darüber kaum berichten, macht die Wirklichkeit nicht anders.

Swiss banking group UBS predicts that Europe will see a boom in high-speed rail over the next decade.

Ist das wirklich so? Eine Google-Suche dazu ergab dieses IRJ-Artikel. Werde ich später behandeln.

Significant changes are already on the horizon as Spain, Italy, France, and Germany looks to invest as much as 60 billion euros in new high-speed trains. Germany alone is set to spend more than 80 billion euros on its rail network over the next ten years and has just introduced a climate law that will tax road and air travel while at the same time reducing taxes on rail fares.

Deutschland hat 1 Mia. investiert für 30 neue Velaro MS. Wenn ich das x60 mache, komme ich auf 1.800 neue Rennzüge in DE/FR/ES/IT. Im Schnitt 450 pro Land. Das wäre mir entweder neu oder schwer vorzustellen (erst recht wenn kein Zeitrahmen genannt wird).
Deutschland 8 Mia. pro Jahr ins Schienennetz, das hört sich überwaltigend an; pro Einwohner ist das allerdings nur 95 Euro. Das kann NL besser. Aber es ist zumindest mehr als die 76 Euro die ich hier eher gepostet habe.

Das AIRail-Beispiel von Österreich zeigt, dass man nicht unbedingt 350 km/h Rennbahnen braucht um den Flieger Konkurrenz zu machen. 230 km/h tun es auch. Hauptsache ist, dass das Angebot stimmt.

Was ich im Artikel vermisse: Rennzüge sorgen nicht für Einstellung der Flüge. Ich muss immer noch den ersten Bericht lesen, in der eine Fluggesellschaft wegen stark gewachsenem HGV pleite gegangen ist. Oder dass Flugmaschinen wegen stark gewachsenem HGV ausgemustert werden.
In Wirklichkeit bekommen die Flugmaschinen neue Aufgaben = sie fliegen Relationen, die (noch) nicht per Rennzug machbar sind. Das kennen wir auch in der Eisenbahnwelt; Triebwagen sorgen zuerst dafür, dass z.B. Schnellzugloks neue Aufgaben bekommen, z.B. Regional- oder Güterverkehr. Erst danach werden die Maschinen ausgemustert.

Auf zum IRJ-Artikel.

Road transport accounted for the dominant share of greenhouse gas emissions at 73%, compared with aviation at 14%, maritime at 13.5% and rail at 0.5%.

Interessant. Nicht nur bezüglich Verkehrsleistung (wie hier schon öfter behauptet), sondern auch bezüglich Treibhausgasausstoss ist auf der Strasse viel mehr zu holen als in der Luft.
Wenn man 140 km/h Schnitt erreicht, "end to end", dann ist man schon schneller als das Auto. Für 140 km/h Schnitt brauche ich in Prinzip nur sehr bedingt Rennbahnen. Der Corail Toulouse-Bordeaux schafft das sogar bei 160 km/h vmax (2007 selber erlebt). Und das war auch noch ein lokbespannter 14-Wagen-Zug; mit den neuen Liner-Triebwagen ist da noch mehr zu holen.

Dagegen spricht aber, dass nicht nur der Fluggast das Auto als Alternative hat, sondern auch der Autofahrer den Flug. Man möchte nicht die Autofahrergemeinde an die Airlines verlieren. Und für Fliegerkonkurrenzfähigkeit braucht man Rennbahnen. Am besten so, wie Autobahnen. Mit Ein- und Ausfahrten dort wo man in der Stadt halten möchte. Nun ist das politisch nicht überall durchsetzbar, siehe Deutschland.

High-speed trains (HST) could encourage more travellers to move away from air to rail in both Europe and China for both leisure and business if frequency and quality of service improves.

from air to rail -> from road to rail

1. Amsterdam-Athen wird man wohl erst vernünftig mit der Bahn fahren können, sobald die Chinesen ihre eurasiatischen Magistralen bis Amsterdam fertiggestellt haben. Bis dahin werden noch viele Flugzeuge von Schiphol abheben. Es sei denn, der Mensch in Europa ändert seine Denkweise derart, dass er das Rattenrennen (EN: "rat race") aufgibt zugünsten Qualitätszeit (EN: "quality time").
2. China ist bezüglich Rennbahn schon recht gut dabei. Aber: in China verliert man die gewonnene Zeit zum Teil wieder, weil es relativ wenig Nahverkehr gibt. Einige Städte haben U-Bahnen; ansonsten verkehren vor allem Busse und Taxis. Phänomene wie S-Bahn oder Trambahn sind in China eine Rarität.

The liberalisation of the European rail market is expected to “profoundly” impact both the frequency and affordability of high-speed (HS) and very-high-speed (VHS) services in Europe, two factors that impact travellers’ decision whether to use the plane or other modes of transport.

Growth could be accelerated by the significant investments in VHS and HS infrastructure taking place in Germany, France, Spain, the Nordic and Baltic regions, and the connections between Eastern and Western European regions.

Ich vermisse hier ein Definition von "very-high-speed". Ich nehme mal an, das ist etwa Paris-Marseille nonstop, Madrid-Barcelona nonstop, Mailand-Rom nonstop. Also genau die Relationen, die vorher vor allem geflogen wurden.
Die Infra, die dafür verwendet wird, wird in Mischbetrieb benutzt. So verkehren auf der Rennbahn Mailand-Rom auch 250 km/h Frecciargento Bozen-Rom und 200 km/h Frecciabianca (oder sogar IC) Mailand-Lecce. Diese langsamere Relationen sind nach wie vor sehr wichtig.
Anders als in China lohnt es in Europa wegen der kleineren Einwohnerzahlen nicht, ein separates Ultra-HGV-Netz zu bauen (in China verkehren 300-320-350 km/h Fuxing Hao und 250 km/h Hexie Hao auf den Hauptachsen auf eigenen Gleisen). Von so einem Ultra-Rapid Train wie hier dargestellt, halte ich also nur wenig. Dann kann man besser bestehende Netze besser verknüpfen und/oder Engpässe beseitigen, wie z.B. Puerta de Pajares (ich berichtete schon eher).


gruß,

Oscar (NL).

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Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.


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