Herr Weselsky sagt nur die halbe Wahrheit (Aktueller Betrieb)

VT 609, Sonntag, 26.03.2023, 18:40 (vor 998 Tagen) @ Henrik

Um es vorwegzunehmen: Ich bin kein Freund der EVG und finde die Lobbyarbeit der EVG für den Erhalt des "integrierten Konzerns" alles andere als gut. Die DB Netz und die DB Station & Service müssen dringend als (wieder verschmolzene) Infrastrukturgesellschaft aus dem DB-Konzern herausgelöst werden!

Es ist auch richtig, dass die DB bei einer Streikankündigung der GDL schon längst vor ein oder mehrere Arbeitsgerichte gezogen wäre. Jetzt, beim Streik der EVG, tut sie das bezeichnenderweise nicht.

Allerdings verschweigt Herr Weselsky, dass die DB auch bei den Warnstreiks der GDL (ich meine ausdrücklich die Warnstreiks, nicht die teilweise mehrtägigen "richtigen" Streiks!) während des Tarifkonflikts 2014/2015 den Fernverkehr ganztägig eingestellt hat, wenn der Warnstreik beispielsweise von 15 Uhr bis Betriebsschluss ging. Zum einen, damit die Fahrgäste nicht irgendwo stranden, zum anderen, damit am nächsten Tag Fahrzeuge und Personal am richtigen Ort sind: Man hat im Fernverkehr einfach einen Betriebstag ausgelassen. Insofern ist die Einstellung des Fernverkehrs keine Besonderheit des morgigen EVG-Streiks.

Es stimmt auch nicht, dass der EVG-Streik nur durch "Zutun des Arbeitgebers seine Wirkung entfaltet": Beim letzten EVG-Streik im Dezember 2018 hat beispielsweise die S-Bahn München anfangs durchaus versucht, den Betrieb auf Teilstrecken aufzunehmen, musste ihn aber gegen 7 Uhr in der Früh wieder einstellen, weil angesichts des "Flickenteppichs" an besetzten Stellwerken kein stabiler Betrieb möglich war.

Fazit: Ich mag die EVG auch nicht (wegen ihres Kuschelkurses mit der DB), aber man muss auch bei der Wahrheit bleiben!


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