Ein paar Gedanken zu HGV-Zügen (Allgemeines Forum)

Joachim, Neustadt, Dienstag, 22.09.2009, 08:02 (vor 5333 Tagen) @ Oscar (NL)

Das HGV-Netz in Deutschland ist eine einzige Fehlplanung. Man hätte sich hier in Deutschland erst mal entscheiden müssen was man will. Entweder HGV wie ihn damals die Bundesbahn mal plante oder einen HGV wie ihn sich die Politiker vorstellen.

An sich war die ursprüngliche Planung noch verteidigbar, z.B.:
1. Als in den 70ern/80ern die ersten Rennbahnen gebaut wurden, war noch gar nicht bekannt, welche Züge drüber rollen sollten. Beim ersten Spatenstich waren die ICs s.i.w. noch für die 2. Klasse gesperrt. Man sah damals der "neue Zug" als ein verbesserter IC (deswegen ICE), und ICs hielten nach wie vor in GÖ, KS und FD. Es gab also keinen Anlaß, diese Städte zu umfahren.
2. Als in den 70ern/80ern die ersten Rennbahnen gebaut wurden, gab es noch zwei Deutschländer. Als die Mauer 1989 umfiel, mußte SOFORT umgeplant werden: Berlin mußte so schnell wie möglich verknüpft werden, und zwar mit einer Rennbahn! [ ... ]
3. Warum wurde nicht sofort ein Triebwagen mit verteiltem Antrieb gebaut? Die Technik war vorhanden: die Shinkansen haben ALLE verteilten Antrieb, so auch die italienischen ETR450. Nicht zu vergessen: die ET403 (alt)!!! [ ... ]

gruß,
Oscar (NL)

Hallo Oscar, hallo zusammen,

in dieser Diskussion möchte ich nur mal auf die oben zitierten Aspekte eingehen.
Es war tatsächlich so, dass zum Zeitpunkt der Planung und des Baus der beiden NBS Hannover-Würzburg und Mannheim-Stuttgart niemand wusste, welche Züge später auf diesen Strecken fahren sollten. Man hatte lokbespannte IC-Wagenzüge mit 200 km/h und sonst nichts. Und (nur) die sollten bis auf weiteres auf den NBS fahren.
Mit dem ICExperimental kam schließlich die Abkehr vom lokbespannten konventionellen Wagenzug. Der ICE1 war zunächst nur ein kleiner Schritt weiter, denn der ist eigentlich nur ein Wagenzug mit je einer fest gekuppelten Lok (technisch ähnlich der BR 120, im Design den Mittelwagen angepasst) an jedem Ende.
Bis Mitte der 1980er Jahre war die Bundesbahn beherrscht von "Lok+Wagen-Päpsten" in den Bundesbahnzentralämtern. Versuche mit echten Triebzügen (z.B. ET 403) waren deswegen schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Außerdem passte das geringe Platzangebot des ET 403 in einer einzigen Klasse nicht mehr in das IC-Konzept der 1980er Jahre (= zweiklassige Zügen, viele Plätze).
Erst mit dem ICE3 und dem ICE-T konnten sich echte Triebzüge mit verteiltem Antrieb durchsetzen. Das lag u.a. daran, dass aus verschiedenen Gründen die Leistung nicht mehr über wenige Antriebsachsen unter dem Triebkopf auf die Schienen gebracht werden konnte: Für KRM waren beim ICE3 höhere Antriebsleistung und höheres Reibungsgewicht notwendig; beim ICE-T mussten die Achslasten wegen der Neigetechnik so weit wie möglich reduziert werden - und dies ließ sich nicht bei einem Triebkopfzug wie dem ICE1 verwirklichen.

--
mfG - Joachim


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