Die neue Normalität! (Allgemeines Forum)

gnampf, Montag, 16.05.2022, 11:55 (vor 683 Tagen) @ Der Blaschke

So ist das, wenn Wunschdenken auf Realität trifft und niemand genug Mumm hat, Klartext zu reden.

Och, den haben einige, nur haben die halt wenig zu sagen ;-)

Hinzu kommt die erfreuliche Entwicklung, dass dazu investiert werden soll. Allerdings dauern Erfolge nun mal ihre Zeit. Insbesondere beim Fahrweg. Und da liegt die Krux: durch die ganze Bauerei wird die Fahrwegkapazität nunmal oft eingeschränkt. Ehrlich wäre, zu sagen, dass die Masse der Züge für viele Jahrzehnte gar nicht zuverlässig verkehren kann. Denn so wie das System über 50 Jahre vernachlässigt wurde, wird es mindestens so lange dauern, es konkurrenzfähig zu machen. Aber der Verkehrszuwachs soll heute stattfinden.

Tja, wobei das ja auch kein Naturgesetz ist. Es dauert vor allem deswegen so lange, weil egal bei was immer min. einer dagegen ist und da jahrelang die Gerichte mit beschaeftigt. Und wenn der dann durch ist und endlich verloren hat... faengt sein Nachbar das gleiche von vorne an. Ab sofort Schnellverfahren, Einsprueche sind nur noch 1-2 Monate nach Veroeffentlichung moeglich und werden nach Ablauf des Zeitraums gesammelt behandelt, max. 1 weitere Instanz, wo wieder alles gemeinsam abgehandelt wird, danach ist der Kram rechtskraeftig.

Als Sahnehäubchen kommt dann die Störanfälligkeit moderner Technik hinzu. Und die Borniertheit der Verantwortlichen. Wenn man sich rühmt, dass 99% der Komponenten doch funktionieren. Wenn von 1.000 Teilen im ICE dann aber ein hakender Türsensor die Weiterfahrt verhindert und die Kaffeemaschine streikt, dann hat der Kunde wenig von 99,9..% Zuverlässigkeit.

Naja, wer weiss, wie es ohne die moderne Technik funktionieren wuerde. Mit den guten alten Dampfloks haetten wir wohl wesentlich weniger Transportleistung, wesentlich schlechtere Takte, wesentlich schlechtere Fahrzeiten und wohl auch wesentlich schlimmere Unfaelle, erstrecht wenn PZB dann ja auch Luxus ist.

Und ganz obendrauf gibt's dann den Sicherheitsirrsinn. Ständig wird mittlerweile wegen 'Personen im Gleis' die Strecke ganz dichtgemacht. Einfacher und günstiger kann keine Terrororganisation das Netz lahmlegen.

Aeh... doch... gerade wo es denen nicht um lahmlegen geht, sondern um Opfer. Aber das ist ein anderes Thema, und ich bin froh, dass wohl viele Terroristen komplett hohl in der Birne sind und nicht selbst drauf kommen.

Und würde man die Strecken mal einzäunen, wie das bei Autobahnen ja auch klappt, dann lebte auch manches Wildschwein noch und gäbe es ein paar Störungen weniger.

Wo sind denn Autobahnen flaechendeckend eingezaeunt? In Oesiland vielleicht... da kam ich mir vor wie in der puren Betonwueste, schnurgeradeaus nur Asphalt, mal hoch, mal runter, und links und rechts davon schlimmere Betonlaermschutzwaende als bei der Bahn... und das im absoluten nirgends, zumindest wenn man durch einen Huegel mal was ueber die Waende hinweg geschaut hat.
In Deutschland dagegen ist sowas auch nur an manchen Stellen, wo z.B. die Wildwechselgefahr zu hoch ist. Spaetestens bei den Auf/Abfahrten waeren dann doch Luecken, wie bei der Bahn an den Bahnhoefen. Und somit bist du diejenigen, die gerne unter dem Zug liegen wollen, nicht los. Diejenigen, die gerne ueber die Gleise abkuerzen auch nicht, denn nach ein paar Wochen ist da eh ein kuenstliches Loch im Zaun. Da muessteste den schon unter Starkstrom stellen / an die Oberleitung klemmen.

Zusammenfassend ist es illusorisch, zu glauben, es ändere sich grundlegend. Unpünktlichkeit war die alte Bundesbahn übrigens genauso! Aber dann wartete man eben nicht 30, sondern nur 10 Minuten auf den Anschlußzug und kam trotzdem einigermaßen nach Fahrplan an. Heute hat man 5 Min Umstiegszeit, woraus dann häufig 50 werden ...

Wie hat sie das denn geschafft, wo die Takte doch meist noch schlechter waren? Ok, wenn man durch schlechten Takt natuerlich eh 3h Wartezeit hat spielen auch 60min Verspaetung beim ersten Zug keine Rolle.

Ehrlich wäre es, die Anzahl der Züge zurückzuschrauben für die Jahre des massiven Netzausbaus. Ehrlich wäre es, wieder mehr nach nachfragegerechtem Fahrplan zu fahren, wie es z.B. Flix ganz konsequent durchzieht. Ehrlich wäre es, deutlich mehr Reserven bei Zeit, Mensch und Material zu planen und auch klar zu kommunizieren, dass das aber auch seinen Preis hat!

Flix machts nicht nachfragegerecht, sondern versucht Rosinen zu picken. Flix ist da eher die Pestbeule, die das System noch zusaetzlich ruiniert. Erstrecht wenn der Laden selbst auch nix im Griff hat, wie du ja selbst oefter auch mal berichtest.
Nachfragegerecht ist ja gerade das, was mit der Infra nicht geht. Nachfragegerecht wuerde bedeuten, wesentlich mehr Zuege zu Stosszeiten fahren zu lassen, wo es aber gar keinen Platz auf den Schienen fuer gibt. Umgekehrt muessten die Leute, die 1h laenger arbeiten, dann ploetzlich nach Hause laufen... denn weil 1h spaeter die Zuege nie so ganz voll waren wurden die halt gestrichen, damit die anderen Zuege noch voller werden. Laeuft halt so nicht, irgendwann ist die Flexibilitaet halt zu weit eingeschraenkt. Siehe Bundesbahn und ihre Streckenstilllegungen... einfach so lange den Fahrplan unattraktiv machen, bis wirklich keiner mehr mitfaehrt, und schon kann man das Ding streichen und muss nicht mehr investieren, sondern kann sich auf die Rosinen konzentrieren.

Luxus und Störungsfreiheit für 12,90€ für Flensburg - Konstanz gibt's nunmal nicht. Zumindest nicht, solange nicht am anderen Ende Leute für dieselbe Strecke 400€ zahlen. Auch der Preisverfall der letzten Jahre führt das System in die Sackgasse.

Jein, das ist vor allem mal die Frage, wer zahlt was. Die Bahn wird nie ein System werden, dass sich selbst bezahlt, genausowenig wie die Strasse.

Entweder lebst du also mit den Zuständen wie sie sind und nimmst es hin - oder du erleidest einen Herzinfarkt; besser wird es deswegen trotzdem nicht.

Kommt drauf an, wie der Herzinfarkt ausgeht. Du bist ja bisher immer oben an der Pforte abgewiesen worden.


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