Was hat das BIP damit zu tun? (Allgemeines Forum)

Chrispy, Freitag, 30.04.2021, 17:35 (vor 1085 Tagen) @ Aphex Twin
bearbeitet von Chrispy, Freitag, 30.04.2021, 17:37

Ein höheres BIP heißt in erster Annäherung dass sowohl Exporte wie auch Importe höher sind. Und dafür ist es erst einmal egal ob Exporte größer oder kleiner sind als Importe.


Nein, das BIP erechnet sich so (aus dieser Quelle, etwas vereinfacht):
BIP = Konsumausgaben + Investitionen + Vorratsveränderungen + Exporte - Importe
und:
Nettoexporte = Exporte - Importe


Das lustige ist aber dass wenn die Wirtschaft wächst normalerweise alle fünf Komponenten ansteigen, d.h, höheres BIP = höhere Exporte & höhere Importe. Und ich kann das BIP von Finnland mit dem von Großbritannien vergleichen (GB rund 10x höher als FIN) und daraus mit sehr hoher Zuversicht sagen dass auch dass Handelsvolumen von GB ein mehrfaches desjenigen von FIN ist (hier steht für FIN rund 120 Mrd €, und hier steht für GB knapp eine Billion €).

Komisch ich habe nur das jeweilige BIP verglichen und habe daraus richtig geraten dass Handelsvolumen in einem Fall viel größer als im anderen ist.

Die Korrelationen zwischen BIP und Handelsvolumen sind eher zufällig. Auf die Schnelle habe ich dazu nur diese Darstellung gefunden. Es handelt sich um eine Gegenüberstellung des Gesammthandels pro BIP und des BIP pro Kopf. Die Industirestaaten befinden sich auf der Y-Achse über 40'000 USD. Die Punkte da, lassen keine Korrelation erkennen. Wenn deine Annahme korrekt wäre, müsste der Handel pro BIP auf der X-Achse für alle Industrienationen in etwa gleich sein. Man könnte also einfach eine senkrechte Linie erkennen, nur ist die nicht vorhanden.

Dabei muss man immer noch betrachten, dass der Dienstleistungssektor in einigen Ländern viel grösser ist als die industrielle Produktion. Andere länder wiederum haben viele Rohstoffe, die den handel dominieren. Um das zu erkennen ist das BIP eine schlechte Metrik.

Natürlich kann man jetzt anfangen und versuchen den Anteil des Handels der jeweils dafür geeignet ist durch den Kanaltunnel geführt zu werden bzw. durch den Tunnel nach Estland zu beziffern, aber dass am Ende nicht dabei herauskommt dass das potenzielle Transportvolumen durch den einen Tunnel deutlich größer ist als durch den anderen erscheint praktisch ausgeschlossen. Einen ähnlichen Vergleich für den Personenverkehr aufzustellen ist ähnlich trivial.

Aber man kann im Umkehrschluss, auch nicht behaupten, dass der Estland-Finnland-Tunnel nur 10% des Verkehrs des Kanaltunnels haben wird nur weil Finnland ein 10-mal kleiners BIP aufweist. Ich wage mal zu behaupten, dass wenn der Kanaltunnel die Einzige Handlesverbindung nach Europa wäre, dann würde seine Kapazität um ein vielfaches überschritten. Eine Korrelation zwischen BIP und der potenziellen Auslastung einer Bahnstrecke zu erstellen halte ich für noch viel problematischer als zwischen BIP und Handel. Zudem, wie viel da noch durch den einen Tunnel geht nach dem Brexit bleibt abzuwarten.


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