NL: Zug vs Flug: lieber langsam+direkt, als schnell+Umstieg. (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Montag, 02.12.2019, 16:17 (vor 1601 Tagen)

Hallo ICE-Fans,

von allen Fluggästen die in NL ankommen/abfliegen, reist 38% von/nach einem Zielort weniger als 750 km entfernt. Greenpeace sieht das bei uns als unnötig und plädiert für die Bahn als Alternative. Treinreiziger berichtet.

Damit die Bahn eine sinnvolle Alternative wird, ist folgendes nötig:

1. mehr unterschiedliche Direktzüge (nicht notwendigerweise schnellere Züge!)
2. konkurrenzfähige Preise

Zu 1: Umsteigen im Ausland wird als problematisch betrachtet. Mit der Kombi Privatauto+Flug+Mietauto gibt es von Tür bis Tür in Prinzip* niemals mehr als zwei Umstiege

* ausgenommen autofreie Orte wie Wengen und Zermatt.

Dagegen muss man zum Fernbahnhof in NL zuerst mal kommen und auch gibt es Nachtransport vom Ankunftsbahnhof bis zum Zielort. Würde man zumindest die Langstrecke direkt haben, dann wäre schon viel gewonnen.
Dabei muss der Direktzug nicht unbedingt schnell sein. Klar, es hilft, siehe Amsterdam-Paris. Aber auch Amsterdam-Berlin konnte diesen Sommer 20% Zuwachs schreiben obwohl der Zug nicht schneller war als im Sommer 2018.

Auch interessant: nach Hamburg ist man schneller aber die Nachfrage lässt nach. Nur weil die Direktverbindung fehlt = Jan möchte nicht in Osnabrück umsteigen.

Von den populären Flugzielorten sind nur Paris und Berlin direkt erreichbar (angeblich sind Frankfurt, Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und Basel nicht populär?); London soll folgen.

Takt spielt auch eine bescheidene Rolle. Jan ist, sobald er seine Fahrt gebucht hat, nur an seinem gebuchten Zug interessiert und nicht ob irgendwo auf dem Netz noch 85.821 weitere Züge verkehren.
Der Sommer-Tahlys verkehrt einmal die Woche im Sommer. Dennoch ist der Zug durchschnittlich für 94% ausgelastet; eine Quote die man im Taktverkehr vergeblich sucht.
Lediglich bei der Auswahl an Verbindungen spielt Takt eine Rolle; ich bin gespannt ob eurostar mit ihren 2-3 Direktverbindungen pro Tag den Fliegern mit ihren Dutzenden an Flügen pro Tag Konkurrenz machen kann.

Zu 2: die Bahnsparte vermisst Vergleichswebseiten so wie es Skyscanner für die Airlines gibt. Auch soll der Kauf eines Flugtickets leichter sein als der eine Bahnfahrkarte. Kann ich bestätigen: Düsseldorf-Brno hatte mir mehrere Tage gekostet um zu kaufen; beim Flieger, egal bei welchem, wäre ich innerhalb 15 Minuten fix und fertig und würde auch noch weniger zahlen (dass ich trotzdem Bahn fahre, ist eher der Bahn und der Umwelt zuliebe).

Zum Flugsteuer: wenn man bemerkt, dass man für AMsterdam-Kopenhagen 10,5 Stunden mit der Bahn unterwegs ist, inklusive zwei Umstiege, dann wird die Steuer lachend bezahlt.

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Interessant ist die Tabelle der Fahrzeiten ab Amsterdam. Soll-Zeiten beziehen sich auf Auslassung von Halten und Fahrplanoptimalisierung, nicht auf irgendwelchen Strekenaus-/neubauten.
Ich habe sie mit Entfernung (Strasse, nicht Luftlinie) und vdurch erweitert. In der letzte Spalte in etwa die Reisezeit, die ein Chinese braucht für eine ähnliche Reise auf deren gut ausgebautes HGV-Netz (200 km/h vdurch) = die Reisezeit die wir hätten wenn Europa ein ähnliches HGV-Netz hätte (und mit 200 km/h vdurch bin ich in Vergleich zu China vermutlich noch bescheiden).

Zielort    Entf.  Ist Umst. Soll vdurch CN-Zeit

Berlin      658   6:22  0   5:30  119.6   3:17
Genf        983   7:14  2   6:45  145.6   4:55
Hamburg     466   5:10  1   4:45   98.1   2:20
Kopenhagen  791  10:33  2   9:30   83.2   3:57
London      539   4:42  1   3:45  143.7   2:42
Lyon        924   6:11  2   5:30  168.0   4:37
Manchester  886   7:37  2   6:15  141.8   4:26
München     824   7:20  1   7:00  117.7   4:07
Paris       511   3:20  0   3:20  170.3   2:33
Prag        879  11:39  3  10:00   87.9   4:24
Zürich      815   7:52  1   7:15  103.6   4:05

Die schnellsten Reisen (höchste vdurch) führen nach Paris und Lyon. Genf, London und Manchester sind auch in der oberen Liga. Die sechs langsamten Verbindungen führen Richtung Deutschland; Berlin ist noch am schnellsten machbar, und das sogar ohne ICE.

Ich werde nicht sagen, dass Deutschland kein reinrassiges HGV-Netz hat, so wie die Franzosen.
Es ist eher so, dass wir in NL für eine gute Anbindung NL-DE eigentlich zwei, optional drei Rennbahnen brauchen, während für Belgien und Frankreich eine reicht:

1. Amsterdam-Köln (Ausbau der Bestandsstrecke oder Neubau via Nijmegen-Krefeld-Neuss)
2. Amsterdam-Hannover (Ausbau via Hengelo oder Neubau via Enschede-Münster-Bielefeld)
3. Amsterdam-Groningen-Bremen (Ausbau via Zwolle oder Neubau via Heerenveen)

Das ist schon erheblich mehr Aufwand als die HSL-Zuid und deren Seifenoper kennen wir schon...;)
Also ist zu befürchten, dass es Richtung Deutschland noch langer Zeit relativ langsam vorangeht...:(


gruß,

Oscar (NL).

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Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.


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