Wenn man zahlende Kunden wie Verbrecher behandelt... (Allgemeines Forum)

worfie, Samstag, 03.11.2018, 13:41 (vor 2013 Tagen) @ moonglum
bearbeitet von worfie, Samstag, 03.11.2018, 13:43

https://www.tagesspiegel.de/berlin/zugverkehr-in-berlin-bahn-ruft-polizei-zur-hilfe-in-...

Das macht mir am meisten Bauchweh, ich hab das 4x inzwischen in diesem Jahr erlebt und fühlte mich jedes Mal hundeelend, von der Verspätung ganz zu schweigen. Das ist doch kein "BAHNREISEN" mehr, wie wir es wünschen und wofür wir auch bezahlen... Und die Fälle scheinen sich zu häufen und zu häufen.

Wenn man zahlende Kunden wie Verbrecher behandelt und gleichzeitig wirkliche Verbrecher nach einem kurzen polizeilichem "Du Du Du.." wieder laufen lässt (bis dann wirklich mal etwas passiert, wo ernsthafter Schaden entsteht und in Medienberichten mit fast einhundertprozentiger Wahrscheinlichkeit das beliebte Adjektiv "polizeibekannt" zur Anwendung kommt) und gleichzeitig eine über Jahre hinweg existierende Dauerschlechtleistung, bzw. Nichtleistung erbringt, braucht man sich auch nicht wundern, dass Leute nur mit dem Zug fahren, wenn es billiger als andere Alternativen ist. Mit billig, billig, billig kann man den Laden aber auch nicht mehr retten. Nichts da, kein Geld für Infrastruktur, kein Geld für Personal, zig verschiedene Zuständigkeiten und als Krönung im Nahverkehr noch ständige Ausschreibungen, bei der letztendlich die Mitarbeiter zu Leiden haben.

Bei der letzten Räumung, die ich im FV mitbekommen habe, standen unfreundliche DB-Sicherheits Mitarbeiter wie in schlechten Discotheken vor den Türen und haben jedem Fahrgast, der sich genähert hat, erst einmal eine Polizeibehandlung angedroht. Die Rotkäppchen-Kollegin vom Bahnhof hat dann Fahrgästen wertvolle Tipps gegeben wie "Fahren Sie halt mit dem Auto!", nach dem ein Fahrgast gefragt hat, wie er denn jetzt weiter kommt, nachdem er schon über eine Stunde auf dem Bahnhof (der eigentliche Anschluss war wegen Verspätung geplatzt) sich die Beine in den Bauch gestanden hat. So kann man seine zahlenden Kunden auch behandeln. Es war auch nie von irgendwelchen Gutscheinen die Rede. Gut, diese Geschichte ist jetzt auch ein paar Jahre her.

Diese Regelungen finde ich aber auch irgendwie sehr seltsam. Im Zeitungsartikel steht ja, dass die die Schaffnerin (sic!) mit vier Polizisten durch den Zug ging. Wenn man mit vier Leuten durch den ganzen Zug gehen kann, ist der aber auch nicht wirklich voll. Außerdem sind die meisten Züge oft nie wirklich gleichmässig ausgelastet. Die Extreme kann man in Hamburg erleben, wenn die S-Bahn Richtung Harburg nicht fährt und die Fahrgäste auf den vom Südbahnsteig verkehrenden Metronom verwiesen werden: In den letzten beiden Wagen sind weit über 200 Fahrgäste, im ersten Wagen ganz vorne dann vielleicht 20-30 Fahrgäste. Die Fahrgäste, die in der letzten Minute angerannt kommen, sehen dann nur noch den letzten Wagen und rufen gleich "Sch... Bahn".
Hier in Japan ist es im FV so, dass es reservierte und nicht reservierte Wagen gibt. In reservierten Wagen gibt es keine Stehplätze und in nicht reservierten Wagen geht im Zweifelsfall so viel rein, solange die Tür noch zu geht. Da ist dann auch nicht mehr viel mit Durchgehen. Dafür kommt im Normalfall der nächste Zug aber dann halt auch 5-10 Minuten später.

Klar kann man darüber diskutieren, ob es von der Sicherheit her bedenklich ist, aber die DB schiesst doch den Vogel da völlig ab: Wie oft habe ich im Berufsverkehr z.B. auf der Relation zwischen Hamburg und Elmshorn DB-Nahverkehr erlebt, wo dann von 6 Wagen der letzte und die ersten Wagen geöffnet waren, der 5. Wagen dann wegen irgendwelcher Störungen gesperrt und verschlossen war. Natürlich stand eben der Wagen 6 genau an der Treppe, wo alle Fahrgäste eingestiegen sind, bis es nicht mehr ging. Der Zug ist dann auch so losgefahren (nach drei-vier Ermahnungen, bis die Türen zu waren), allerdings im Unterschied zu Japan ohne Personal in Wagen 6 und ohne Möglichkeiten für Fahrgäste im Notfall den Zug in Richtung Wagen 5 zu durchqueren. Dass ein Unternehmen damit überhaupt keine Schmerzen hat und dann gleichzeitig anderswo zahlende Fahrgäste aus Sicherheitsgründen aus dem Zug wirft, weil sämtliche Gänge frei sein müssen, ist doch schizophren.


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