"Kastrierte Linien" (Abbau heißer Luft) (Allgemeines Forum)

kindergärtner, Freitag, 26.06.2009, 15:01 (vor 6026 Tagen) @ Jogi

Aber Gegenfrage: wie soll eine Nachfrage entstehen, wenn kein Angebot vorhanden ist?

Mal abgesehen, von den Strecken auf denen die Fantasie eine nie existierende Verbindung in die goldene vergangenheit projiziert haben mag, gab es doch diese Tagesrandzüge des FV, deren Einstellung hier bejammert wird? Es war also ein Angebot vorhanden, für das jedoch nicht genügend Nachfrage existierte. Die DB probiert auch immer wieder neue Tagesrandlagen im FV aus (jüngst B - WOB - H). Zum kommenden Winterfahrplan wird es weitere solche Testballons geben (Siegen, Tübingen). Also kann hier sehr wohl Nachfrage "entstehen", aber wenn sie das nicht tut, verschwinden solche Züge wieder.

Nicht alle wollen wieder um 18 Uhr zu Hause sein. Und wenn man dann sieht, in Münster und Rheine muss man (oder frau) zwei Mal zusätzlich umsteigen und vielleicht beide Male eine halbe Stunde warten - dann rückt das Auto wieder ins Blickfeld.

Samstag Abend und Sonntag Morgen ist im Fernverkehr die Nachfrage traditionell (das kannst du auch auf Autobahnen beobachten) massiv niedriger, als zu anderen Zeiten.

Am schlimmsten finde ich daran, dass dafür der gleiche Fahrpreis abverlangt wird, als wenn die gleiche Strecke komplett im ICE und/oder IC zurückgelgt werden würde.

Das ist ein Stück weit eine Annäherung an eine Tarifierung, die den benutzten Zugtyp außen vor lässt. In anderen Ländern ist das Usus und so etwas wird (u.a. auch in DSO) immer wieder als etwas ganz Tolles dargestellt.

Soll eine Fahrkarte, sagen wir von Mannheim nach Konstanz jetzt unterschiedlich bepreist sein, je nachdem ob man in Karlsruhe, in Baden-Baden oder in Offenburg aus einem ICE in einen RE steigt? Uns soll der Preis nochmals ein anderer sein, wenn man in einem dieser Orte nicht in einen RE, sondern in einen IC wechselt?

Mario-ICE wird mir sicher zustimmen. Zunächst mal der ICE:
L45: Köln-Wiesbaden-Stuttgart - bei so einer Auslastung müsste der Abzw. nach WI IMO stillgelegt oder zumindest eingleisig rückgebaut werden...

Die brauchte (fast) keiner, wie die Belegungen der Züge zeigten. Wäre dir die Alternative, die Züge auf anderen ICE3-Linien grundsätzlich nur mit einer Garnitur zu fahren und damit viele zahlende Kunden stehen zu lassen, lieber?

L50: Samstag abends ein kleines Glücksspiel, von Dresden weiter als bis Frankfurt zu kommen.

Letzte Abfahrt in Dresden samstags derzeit 17:54, 2003 (das letzte Jahr vor den angeblich immer mehr um sich greifenden Rücknahmen im Tagesrandverkehr) war das samstags 18:11 Uhr. Wohin "weiter" solls denn ein Glücksspiel sein?

L78: Von einem ehemals sauberen 2-Stunden-Takt fliegt der ICE Basel-Amsterdam raus.

Wann, als da ICE fuhren, war der wirklich sauber? Die gute Besetzung der außer Takt fahrenden Züge spricht dafür, dass der Kunde diese durchgehenden Fahrmöglichkeiten z.B. nach Basel durchaus schätzt.

Ankunft des ersten Züge an ihren Endpunkten um 11 Uhr (FFM) bzw. 11.30 Uhr (AMS) - also für Geschäftsreisende keine Alternative zum Flugzeug, da die meisten Sitzungen gegen zehn, halb elf beginnen.

Diese späten Ankünfte missfallen mir ebenfalls. Von der Strecke nach Brüssel (hier gab es vor einigen Jahren einen ICE, der in F um 6 Uhr abfuhr), weiß ich jedoch, dass die Frühverbindung sehr schlecht genutzt worden war (hatte mehrfach einen ganzen Wagen für mich). Die Späterlegung brachte Kundenzuwachs.


OK, außer L45 irgendwo verkraftbar, aber der Intercity ist "krass":
L26 (Stralsund-Karlsruhe): nur noch ein Zugpaar bis Konstanz, starke Ausdünnung in Tagesrandlage, insb. zw. Kassel und Hannover.

Konstanz hat stündliche (I)RE-Züge mit IC-Fahrzeit, die normalerweise (es klemmt wegen der Bauarbeiten zwischen RA und KA derzeit teilweise zum/vom Hambuirger ICE) sehr gut an das ICE-Netz in angebunden sind. Zu den Zwischenorten KS - H schrieb ich bereits: wenn da keiner per IC hinwill, wieso dann dort halten?

L30 (Norddeich-Luxembourg): 4-Stunden-Lücke zw. Koblenz und Trier/LUX, Einschränkung der Verkehrstage, so dass wochenends keine Tagesausflüge nach LUX möglich sind.

Wieso negierst du die im Wechsel zum IC existierenden Reisemöglichkeiten per RE, die kaum länger dauern und zudem per Länderticket für einen samstäglichen Trip ins Großherzogtum den FV preislich sehr alt aussehen lassen?

Die phantasievolle Einschränkung der Verkehrstage im nördlichen Abschnitt war ja schon Thema. Im Sommer sind die Züge wie bereits gesagt immer stark nachgefragt, ansonsten wird vil heiße Luft dort durch die Gegend gekarrt.

Die Hauptreisetage zu den Inseln sind sicher nicht Montag bis Mittwoch, oder?

L51: der erste Fernzug kommt in Stralsund um 12.24 Uhr an, den kann ich ohne Probleme aus Stuttgart erreichen. Und in Sachen Fahrkomfort ist der RE3 keine wirkliche Alternative (DBuza).

Stralsund ist diesbezüglich mies, aber auch hier: es fuhren jahrelang IR (später IC)-Züge auch am Tagesrand (sowohl von Hamburg als auch Berlin) dorthin, warum nur hat die DB sie eingestellt? Etwa wegen permanenter Überfüllung? Auch kam zwischen HH und HRO der durchgehende zweistündige RE als Konkurrent hinzu.

Die Ausdünnung auf der MDV zwischen Ruhrgebiet und Erfurt ist auch altbekannt. Der erste Tageszug kommt um 12 Uhr in Düsseldorf an, sonntags sogar erst um 16 Uhr.

Wer will da sonntags auch IC fahren, wo das per Länderticket zum Schnäppchenpreis in verlgeichbarer Fahrzeit möglich ist?

HAFAS schickt den Kunden aus Kassel gern über die SFS Köln-Rhein/Main oder über Hannover - natürlich im ICE.

Wieso auch nicht? Du kannst durch die Abwahl der Bevorzugung schneller Züge oder durch Abwahl des ICE auch andere Ergebnisse erzielen. Augfrund von Angeboten wie dauer-Spezial muss auch eine solche ICE-Fahrt keine teure Angelegenheit sein. Gerade Samstag Abend und Sonntag morgen gibt es hierfür größere Kontingente.

L55: Samstags ist da keine Linie mehr, ganze zwei Zugpaare fahren zwischen Köln und Leipzig ohne Einschränkung der Verkehrstage.

Die zu diesen Zeiten existierende Nachfrage lässt sich gut per ICE nach Hannover mit Umstieg in den Oldenburger IC abfahren. Bist du vor der Einstellung dieser IC am Samstagabend mal in einem gesessen?

L56: Auch wieder Ausdünnung in Tagesrandlage, insb. samstags, wodurch Magdeburg von Samstag, 21.00 Uhr, bis Sonntag, 7.00 Uhr, fernverkehrsfrei ist.

Hatten wir schon. Auch hier leider wieder das Thema Abstimmung des Kunden mit dem (NV)-Fahrschein.

L61: Ausdünnung am Wochenende. Erste Fahrmöglichkeit samstags von Stuttgart nach Nürnberg um 8 Uhr, letzte Fahrmöglichkeit um 16 Uhr, somit sind keine Tagesausflüge mehr möglich.

Die Strecke wird am Wochenende vom SWT regiert. Soll man das jetzt abschaffen?

Der RV fährt im 2-Stundentakt - also nicht wirklich eine tolle, aber praktikable Alternative, insb. der letzte Zug um 20.30 Uhr ab Nürnberg ist eigentlich immer voll. Toll ist Kürzung die ganze Woche über spätabends.

Zweistellige Besetzungszahlen machten diese Entscheidung der DB recht leicht. Aber wenn der Schwabe lieber das Länderticket nimmt, was soll man machen? Auch dieses abschaffen?

Dann gibt es hie und da noch Einschränkungen im Laufweg oder der Verkehrstage, v.a. samstags. Als weiteres Beispiel sei ein Wupper-Flügel Köln-Berlin genannt, so dass zwischen Hamm und Berlin ein einzelner ICE-2 fährt.

Kleines Fazit: V.a. samstags und sonntags früh hat die Bahn massiv eingespart, es fährt meistens so um 20 Uhr noch ein "Lumpensammler", natürlich in ICE-Qualität, damit der Tagesausflügler was abdrücken muss. Schönes Beispiel ist der ICE 272, der die letzte Süd-Nord-Verbindung sicherstellt - und auch in Celle, uelzen und Lüneburg hält.

Du fändest es hier besser zustzlich zum ohnehin nicht top nachgefragten ICE einen recht leeren IC fahren zu lassen oder noch besser: den IC statt des ICE (dessen Reisende dann umsteigen sollen)?

Dann will ich Dir, lieber kindergärtner, noch eine Sache mit auf den Weg geben: Der Ton macht die Musik. Auf mich macht eben dieser einen besserwisserischen Eindruck.

Soll man, um hier nicht anzuecken, also bestehenden Irrtümern (wie war das mit dem FV von L nach B?) lieber keine Fakten gegenüber stelllen und sich statt dessen dem allgemeinen Gejammere über ein sich seit Jahren verschlechterndes Angebot anschließen?

Das passte so gar nicht zu den seit einigen Jahren stark zunehmenden Reisendenzahlen im Schienenverkehr, so stark übrigens, dass der Marktanteil der Eisenbahn in Deutschland an den Verkehrsleistungen auch prozentual gegenüber den anderen Verkehrsträgern wächst und 2008 höher als vor 40 Jahren (als noch sehr viele Haushalte ohne Pkw waren, wesentlich weniger Autobahnen existierten und Fliegen noch richtig teuer war.


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