Jacobs-Drehgestelle - bist Du sicher? (Allgemeines Forum)

ChrisAC, Donnerstag, 25.07.2013, 16:01 (vor 3945 Tagen) @ Pro3800

Hallo,

Müssten welche sein, zumindest wenn man die offizielle Talgo-Produktbeschreibung anschaut:

[image]

Nun, diese Abbildung zeigt ja nichtmal Drehgestelle ( = zwei oder mehr Radsätze, in einem "Rahmen") im strengen Sinne ...


Jedenfalls, ich finde, an allererster Stelle muss in diesem Moment die Sorge um die Opfer und ihre Angehörigen stehen. Ich denke, das sollte man, bei allem Interesse für die technischen Details, nicht aus den Augen verlieren.

Natürlich darf man aber sicher fragen, wie es zu so einem Unglück kommen konnte und ob es durch konstruktive Verbesserungen möglich ist, das Verletzungsrisiko zu verringern. (Sowas macht niemanden mehr lebendig - aber die öffentliche Diskussion und die Einforderung solcher Verbesserungen rettet vielleicht künftig Menschenleben.)

Nun denn. Bedenkt man, dass Verletzungen durch die Verzögerung entstehen, die auf den Zug und seine Insassen wirkt, stellt sich also vor allem die Frage, ob man dafür sorgen kann, dass der Zug weniger verzögert wird.

Wenn sich massive Hindernisse auf dem Weg befinden, den der Zug aufgrund seiner Massenträgheit nehmen will - wie hier ein Hang ( = ganz viel Masse, noch mit Beton in ihrer Form stabilisiert) - dann hat man leider schon ziemlich verloren. Der vorgesehene Weg der Gleise geht hier ja letztlich 90 Grad "die Ecke herum", und der Weg geradeaus war leider so stabil wie nur möglich versperrt.

Die einzige Möglichkeit, die allzu starke Verzögerung des Zuges zu vermeiden, ist offenbar, ihn an dem Hindernis vorbeizulenken, und das bedeutet entweder, man nutzt die herkömmliche Methode (also in den Schienen bleiben, was nur bei hinreichend geringer Geschwindigkeit klappt), oder aber, man nutzt sozusagen die Form der Landschaft, die den Zug noch etwas "ablenkt". Es muss Spekulation bleiben, ob die Form der Wand "günstig" war und Verletzungen verringert hat, oder ob zum Beispiel die Insassen in dem Waggon, der "abgehoben" ist und oben auf dem Hang gelandet ist, dadurch Glück hatten und weniger starker Verzögerung ausgesetzt waren als andere und so bessere Überlebenschancen hatten.


Ohne Zweifel wird es auch nach diesem schlimmen Unglück wissenschaftliche Untersuchungen geben, die zu ergründen versuchen werden, was genau mit den Waggons passiert ist und ob es Raum für Verbesserungen gibt. Ich fürchte aber, wir haben hier ein ziemliches Worst-Case-Szenario: Es gibt keine Straßenbrücke, bei deren Nichtvorhandensein irgendetwas günstiger hätte verlaufen können, es gibt keine relativ gerade Strecke am Unfallort, wo man fragen kann, ob ein günstigeres "Entgleisungsverhalten" hätte Leben retten können, und so weiter. Das Auftreffen auf die Wand war m.E. im Grunde unvermeidlich, und das unterscheidet die vorliegende Katastrophe von der von Eschede, wenn auch sicher der Vergleich in den nächsten Tagen und Wochen häufiger aufkommen wird.


Ein schwarzer Tag für die Eisenbahn, ein fürchterlicher Tag für die Betroffenen!


ChrisAC


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum