Aus dem echten Leben. (Allgemeines Forum)

Der Blaschke, Bissendorf-Wissingen, Donnerstag, 26.06.2025, 20:19 (vor 20 Tagen) @ J-C
bearbeitet von Der Blaschke, Donnerstag, 26.06.2025, 20:22

Hey.

Ich trage bekanntlich nachts Zeitungen aus und nutze dazu auch einen Pkw.

Fahre also so die Straße entlang. Es kommt eine Kreuzung. Ich habe Vorfahrt zu gewähren. Also bremse ich bis fast zum Stillstand, schaue rechts und links, niemand da, also rechts abbiegen und beschleunigen.

Jede Nacht dasselbe. Stets Bremen, gucken, keiner da, abbiegen.

Ich erschrecke mich selbst: was glaubt ihr, was los ist, wenn da in der 150. Nacht dann tatsächlich mal wer auf der Vorfahrtstraße rumfährt und ich anders reagieren muss, nämlich zum Stillstand abbremsen. Ihr könnt es glauben oder auch lassen, aber es erginge euch genauso: Filmriß! Für eine Sekunde erschrickt man; was muss ich jetzt überhaupt machen? Ich hab schon die Karre abgewürgt. Oder bin dem anderen in die Parade gefahren. Und es hätte auch schon mal fast gecrasht.

Das kommt, wenn man zwar meint, dass man aufmerksam ist - ist man in gewisser Weise auch -, die Routine und das "täglich grüßt das Murmeltier" sich aber fest im Handlungsablauf eingebrannt hat.

Klar, den Superhelden hier würde sowas natürlich niemals passieren ...

2. Bsp. Ne Zeitlang logierte ich in Nähe der Tecklenburger Nordbahn. Zu der Zeit fuhr da so 2x am Tag ein Güterzug. Das Pfeifen vor den BÜ war bis ins Domizil zu hören. Auch da: täglich über den BÜ, vorher gucken, ready, frei, drüber. Bis tatsächlich mal der Zug kam und vor Schreck von mir ne Notbremsung fällig wurde. Klar hatte der vorher gepfiffen. Aber das hörte ich ja auch, wenn ich daheim gar nicht davon betroffen war. Das Hirn schlug also nicht Alarm.

Bislang ging es immer gut. Ich lebe ja noch. Und in 99,999% geht es auch bei anderen gut. Aber hin und wieder dann auch mal nicht. Und da stünde den Superhelden hier im Forum etwas Demut vor den menschlichen Abgründen und Unzulänglichkeiten ganz gut zu Gesicht.

Andererseits kennt man's ja: die mit der größten Klappe machen selbst meist auch den größten Unfug. Von daher sollte man die Großspurigkeit nicht zu ernst nehmen. Zumal ich mich frage, warum ist das so wichtig, bei einem Todesfall kundzutun, dass man selbst so niemals gestorben wäre und gaaanz sicher auch niemals sterben wird.

Und ja, mich machen manche Dinge auch fassungslos. Auf dem Zugzielanzeiger steht Bremen. Am Zug steht Bremen. Alles ist planmäßig, nirgends gibt es Änderungen. Und dann steigen sie ein, wollen aber gar nicht Richtung Bremen. Da fasse ich mir auch an den Kopf. Und bin selbst in Essen Hbf spontan mal in einen Zug Richtung Hamburg gestiegen, weil ich nach Osnabrück wollte und der gerade einfuhr und ich gerade ankam. Nachdem die Türen schlossen, bemerkte ich dann auch das "ohne Halt bis" vorm "Hamburg". War ich dann später daheim. Und fasse mir wieder an den Kopf. Und lache jetzt über meine eigene Blödheit, für die ich bei anderen Betroffenen den Kopf schütteln würde.

Schöne Grüße von jörg

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"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)


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