Da kann ich eine Anekdote beisteuern, (Allgemeines Forum)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Donnerstag, 26.06.2025, 17:39 (vor 20 Tagen) @ Der Blaschke
bearbeitet von J-C, Donnerstag, 26.06.2025, 17:42

Es war mal ein Morgen, wo ich noch etwas Zeit hatte bis ich zu einer Vorlesung hin musste. Da dachte ich mir, dass ich mal spontan an einem Zwischenhalt meines Regionalexpresses aussteige, etwas Zeit am Ort verbringe und den nächsten Takt dann zum Ziel nehme.

Gesagt getan, ich hab mir den Ort angeschaut, meine Pendelstrecke aus einem neuen Blickwinkel entdeckt und fühlte mich glücklich, mal etwas neues gesehen zu haben. Dann kam die Erkenntnis, dass es etwas knapp wird zum nächsten Zug. Ich könnte den auch verpassen und käme dennoch pünktlich ans Ziel, aber ich wollte schon den Zug erwischen, das passte mit meinem angepeilten Zeitplan einfach besser zusammen. In Zukunft wird sowas zwar nicht passieren, aber aktuell ist die internationale Hauptstrecke auch auf dem Weg zum Bahnsteig mit Bahnübergängen ausgestattet; man muss erstmal die Straße überqueren, um dann den Zugang zum Bahnsteig zu erreichen. Es wurde knapp und ich hab nicht so viel Erfahrung mit Bahnübergängen, die existieren in meinem Alltag meist nur bei der Durchfahrt.

Und dann geht die Ampel rot, der Bahnübergang schließt sich. Ich denke mir so, oh nein, jetzt kommt mein Zug, ich verpasse den... vielleicht komme ich noch schnell rüber!

Doch als ich die geschlossene Schranke erreichte, besann ich mich, ich sollte es ja besser wissen und so habe ich eben mich regelkonform verhalten, mein Leben nicht auf's Spiel gesetzt und an der geschlossenen Schranke gewartet.

Und ich tat es besser wissen, denn dann kam natürlich nicht mein Zug entgegen, sondern ein Railjet vorbei. In die andere Richtung. Die Tatsache, dass ich überhaupt in Erwägung gezogen habe, mein Leben völlig sinnloserweise dermaßen zu riskieren, das hat mir was gelehrt.

Dass auch ich, der es ja besser wissen muss, vor solchen Dingen auch nicht zu hundert Prozent gefeit wäre. Es war auch gut zu wissen, dass die Schranken eh sehr kurz zu sind. Da wartet man nie lang, bis man wieder weiterkommt.

Wichtig ist also Sensibilisierung. Man ist eben weggekommen von archaischen Bildern der Autorität - aus guten Gründen. Heutzutage muss man solche harten Grenzen anders kommunizieren. Das tut man ja auch. Bahnreisende werden vielleicht da gute Karten haben, wenn etwa prominent jeweils auf die Gefahren von unaufmerksamen oder risikofreudigem Verhalten rund um die Bahn aufmerksam gemacht wird. Vielleicht braucht man eben auch an Bahnübergängen solche Hinweise, um auf Gefahren aufmerksam zu machen. Das ist eben eine Situation, wo man nicht mit Verurteilen, sondern mit Kommunikation weiterkommt.

Teil der Lösung ist natürlich, dass die Anzahl der Bahnübergänge sowieso immer kleiner wird.

Aber insgesamt finde ich deinen Beitrag sehr passend, das resoniert wie gezeigt durchaus mit mir.

Danke :)

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Umwege erweitern die Ortskenntnis ~ Kurt Tucholsky


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