CH: Bahn 2035 kostet 30 statt 16 Milliarden (Allgemeines Forum)

Twindexx, St. Gallen (CH), Montag, 02.12.2024, 22:31 (vor 50 Tagen) @ Bahnfan

Hoi,

ich habe schon ein paar Anmerkungen. Der Ausbau Tiefenwinkel - Mühlehorn war in der Bahn 2000 Botschaft drin. Für dich ist die Strecke Chur - Zürich unwichtig, so wie es verstehe?

Nein, das stimmt absolut nicht. Aber ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass dieser Ausbau keinen Nutzen generiert, den man nicht auf andere Weise günstiger bekäme. Es gibt hier kein Kapazitätsproblem, welche diesen Doppelspurabschnitt erfordern würde und auch die Zugskreuzungen liegen nicht in diesem Bereich. Das bleibt auch über 2035 hinaus so.

Die mögliche Fahrzeitverkürzung von anderthalb Minuten kann an anderer Stelle viel günstiger realisiert werden. Die SBB sind hier zusammen mit den Kantonen Graubünden und St. Gallen auch am Ball. Da geschieht also nicht nichts. Also schliesse nicht daraus, nur weil ich hier sage, was Sache ist, dass ich die Strecke für unwichtig halte. Das ist keinesfalls der Fall. Aber in Anbetracht dieses Kostenproblems ist es nun mal wirklich wichtig, das Geld dort zu kanalisieren, wo es auch von Nutzen ist.

Ich sehe dies anders. Um Kosten zu sparen sind unrentable kleine Bahnhöfe zu schliessen, von denen es viele gibt. Ich meine, es gibt viele kleine Ortschaften die mit Bus und Bahn erschlossen sind und die auf einen Bahnhof und deren Infrastruktur (Billetteautomat, Lampen / Zughalte, welche sehr viel Energie benötigen zum bremsen und anfahren) verzichten können.

Die Energie macht kein einziges Ausbauprojekt günstiger. Das sind komplett andere Kassen. Damit löst du das Kostenproblem im Ausbauschritt nicht.

Abgesehen davon: Diese Überprüfung machen die Kantone bereits regelmässig. Es sind ja die Kantone, welche den Regionalverkehr bestellen und auch bezahlen. Da die Kantone selbst auch auf ihr Geld schauen müssen, machen sie bereits für sich selbst Kosten/Nutzen-Rechnungen. Viele Kantone kennen zudem die Mitfinanzierung der Gemeinden. Entweder die Gemeinden zahlen an den Kanton je nach Anzahl an öV-Haltestellen auf ihrem Gebiet oder nach Anzahl fahrplanmässiger Halte oder eine Mischrechnung aus beidem.

Als Beispiel wurden deshalb auch die Halte Räfis-Burgerau, Weite und Trübbach zwischen Buchs und Sargans eingestellt, weil die Gemeinden das Geld nicht mehr hatten oder es nicht dafür ausgeben wollten. Andererseits ist ein Bus gegenüber einem Zug deutlich unattraktiver. Somit sinkt dann auch der Modal Split überproportional. Deshalb kommen auch immer wieder mal neue Haltestellen auf der Bahn dazu, wenn man mal den öV richtig verbessern möchte. So wurde damals zeitgleich das Bahnangebot in Oberriet, Rüthi SG und Salez-Sennwald von der Strasse wieder auf die Bahn zurückgeholt indem die Bahnhalte wieder stündlich bedient wurden statt zuvor nur einzelne Halte in Tagesrandlage. Trübbach soll nun auch beispielsweise wieder eine neue Bahnhaltestelle bekommen, wenn auch ein klein wenig an anderer Stelle, um das Gewerbegebiet miteinzubeziehen. Wenn man den öV fördern will, dann geht auch nichts an einer Bahnerschliessung vorbei.

An der Stelle verstehe ich dich nun wirklich nicht. Ich habe festgehalten, dass die grössten Lücken im Modalsplit im Orts- und Regionalverkehr bestehen. Nicht im Fernverkehr. Du willst mehr Leute im öV, gleichzeitig zeigen alle deine Vorschläge für dieses Ziel in die falsche Richtung.

FABI 2035 bedeutet gemäss dem Zeitungsentwurf, welcher publiziert wurde, keine kürzeren Fahrzeiten, sondern teilweise längere.

Überall, wo im STEP 2035 Ausbauten stattfinden, sind auch in jenem Entwurf die Fahrzeiten gesunken. Längere Fahrzeiten hat es nur am Jurasüdfuss, wo die Neigezüge nach 2035 nicht mehr existieren. Ansonsten hat dieses Konzept daran gelitten, dass wichtige Kernlinien auf die Reihe W gesetzt haben und diese nun eben nicht kommt. Um das zu reparieren, braucht es ja nun eben Ausbauten an der Infrastruktur. Und genau diese Kosten eben einen Haufen Geld. Zusätzliches Geld, welches bisher nirgends budgetiert war. Nun musst du dich eben entscheiden: Willst du wirklich so vehement ein zweites Gleis bei Mühlehorn ohne jeglichen Nutzen oder sollen mit diesem Geld stattdessen die von dir ja selbst ermittelten Probleme behoben werden indem eben Bern-Lausanne und Winterthur-St. Gallen das Geld bekommen? Von dieser Linie werden halt im Prinzip alle anderen Linien in der Schweiz beeinflusst.

Pro Bahn Schweiz ist auch sehr gegen den FABI Entwurf 2035 mit den Titel "Fahrplan 2035, Grösste Verschlechterung aller Zeiten?" als Titel.

Aber auch ProBahn kann keine physikalischen Grössen verändern. Und ein Franken kann eben nur einmal ausgegeben werden. ProBahn kämpft im Prinzip darum, dass einfach mehr Geld investiert wird. Kann man machen. Aber am Schluss wird dir auch ProBahn sagen, dass man dann eben mit dem vorhandenen Geld den grössten Nutzen erzielen muss.

Gemäss Umfragen von Pro Bahn Schweiz sind die wichtigsten Faktoren Fahrzeit und Preis bei der Wahl des Verkehrsmittels. Die Fahrzeit spielt sehr wohl eine Rolle. Bei meinen Vergleichen (Chur - St. Gallen, Chur - Luzern) habe ich noch zu Gunsten der Bahn gerechnet, in der Regel wohnt fast niemand direkt am Bahnhof und die Fahrzeitdifferenz ist aus meiner Erfahrung eher noch 15 bis 20 Minuten mehr zu Ungunsten der Bahn, ausser mit dem Auto fährt man zur Hauptverkehrszeit, was ich nicht mache wenn ich in der Freizeit mit dem Auto unterwegs bin.

Merkst du hier aber selber: Da sprichst du genau den Ortsverkehr an. Das wurde ja bereits identifiziert, dass hier die grössten Potenziale brach liegen. Deshalb will der Bund auf 2050 dort auch mehr investieren.
Und je länger die Distanz, je weniger spielt die Reisezeit tatsächlich die grösste Rolle. Das gehts dann auch darum, dass je weiter die Fahrt ist, desto weniger wollen die Leute selber am Steuer sein. Die Hälfte aller Autofahrten in der Schweiz ist nicht länger als fünf Kilometer, das ist Fakt. Da fährt man sogar eher von daheim zum Bahnhof, wo man dann auf den Fernzug umsteigt, statt den Ortsverkehr zu nehmen. Und genau hier muss man ansetzen, dass die Leute statt das Auto zum Bahnhof eben den Orts-öV nutzen. Der Fernverkehr hat kein Modal-Split-Problem, wirklich nicht.


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