FGR, die Bahn und die BC100 (Fahrkarten und Angebote)

fjk, Mittwoch, 23.06.2010, 13:06 (vor 5664 Tagen) @ JKHalle

Hoppla, was für ein Rundumschlag:

Wenn der Zug unpünktlich ist gibt je nach Verspätung die Bahn anteilig den Fahrpreis zurück. Einige Reisende fordern aber mehr, leider vergeßen diese Leute das sie im Stau auf der Autobahn oder bei einem unvorhergesehenen defekt ihres Auto (z.B. Reifenpanne) auch keine Entschädigung bekommen. Das gleiche gilt auch wenn die Straßenbahn oder der Bus zum Bahnhof verspätet sind. Man muß damit leben.

Wer nachts sein letzten Zug verpaßt darf immerhin in ein Hotel und bekommt auch das Frühstück spendiert. Und das gibt es auch für Reisende die nichts bezahlt haben und auf einer anderen gültigen Fahrkarte reisen.

Verarscht werden die Stammkunden der Bahn, die Kunden die dem Unternehmen den Gewinn bescheren, BahnCard 100 Kunden. Die bekommen pro Verspätung maximal 10,00 Euro und nur ab 60 Minuten Verspätung und im Jahr gesamt maximal 25 Prozent vom Kaufpreis einer BahnCard 100. Das ist Kundenverarschung.

Und bei Verspätungen ab einer Stunde bekommt man im Zug vom Zugpersonal das Fahrgastrechteformular mit Zangenabdruck. Die Premiumkunden zu verarschen wie es die deutsche Bahn macht, ist kein netter Zug. Hier muß die Bahn noch nachbessern.

Erstens: die Entschädigungen wegen der Fahrgastrechte haben mit "der Bahn" und dem, was sie tut, macht und entscheidet, wenig bis nichts zu tun, sondern sind in Deutschland in Gesetzesform (meine ich?) gegossene EU-Richtlinien. Einzig in der Ausführung dieser Richtlinien ist die Bahn aktiv und hier kann man vielleicht das ein oder andere hinterfragen, genauso, wie man hinterfragen kann, ob die gesetzliche Regelung an sich gut war und ist (oder ob eine Selbstverpflichtung/Kulanz nicht besser gewesen wäre), oder ob sie in Details "falsche" Auswirkungen zeitigt.

Zweitens: ich glaube nicht, dass die BC100-Kunden "der Bahn den Gewinn bescheren". Den allermeisten Gewinn dürfte der Steuerzahler der (deutschen Eisen-, dazugekaufte Speditionen und anderen Kram mal beiseite gelassen)Bahn bescheren, über bestellte und durch Regionalisierungsmittel bezahlte Nahverkehrsleistungen. In diesem Thread ist von ca 35.000 BC100 die Rede, übern Daumen also jährliche Einnahmen (noch nicht Gewinn!) von 35.000*3000 = 100 Mio. Lass da noch einige 1. Klasse dabei sein und bedenke meine Rechenunschärfe und den erfreulich günstig angesetzten Preis;), landest Du immer noch unter 200 Mio. Und? Wenn die Bahn Gewinn macht, wie viel ist es dann? Der Jahresbericht 2009 sagt: Umsatz ca. 30.000 Mio, Ergebnis 830 Mio. Davon (Umsatz!) sind 1-200 Mio ja wahrlich ein ordentlicher Batzen - fast ein ganzes Prozent:)
Zumal bestimmt (fast) niemand eine BC100 kauft, für den es sich nicht "lohnt". Insofern bescheren die BC100-Benutzer der Bahn sogar Einnahmeausfälle (im Vergleich zum regulären Fahrkartenkauf) bzw. nutzen ein Supersonderangebot. Und denen soll man auch noch mit überzogenen Entschädigungen entgegen kommen, obwohl sie für ihr Sonderangebot schon tausenderlei Zusatzleistungen von der Lounge bis zur Gratisbusfahrt bekommen?

Damit das jetzt keiner in einen falschen Hals bekommt: ich gönne jedem seine BC100 und auch jedem seinen Porsche, und erst recht, dass beides funktioniert, aber dass in Bezug auf die FGR-Regelungen die BC100-Kunden schlechter gestellt werden als andere wegen der oben zitierten Regeln, das glaube ich nicht, und ebensowenig, dass die wirtschalftliche Existenz der Bahn an diesen Kunden hängt (siehe Beispielrechnung), schon eher umgekehrt...

mutmaßt fjk


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum