Späte Erkenntnis - und wenig überzeugend (Sammelthreads)

Barzahlung, Samstag, 14.01.2023, 15:42 (vor 440 Tagen) @ bahnfahrerofr.

Das war auch mein Gedanke. Ich möchte da jetzt gar nicht auf die eigentliche Fragestellung (pro/contra Maske) hinaus, sondern rein auf die Kommunikation, welche der DB-Konzern zu dem Thema betrieben hat. Und ja, wie du erwähnst sprang man eher spät auf den Zug auf (2020 war zumindest im Sommer der Umgang damit im FV eher entspannt, ich fuhr damals oft alleine im Abteil ohne Maske, wurde nie angesprochen, heute nervt das Personal deshalb ständig herum), dafür sieht man seit geraumer Zeit nahezu keine unmaskierten Menschen mehr auf der DB-Seite.

Da schließ ich mich Euch beiden an.

Es ist der Plüschetage jetzt scheinbar auch mal aufgefallen, dass die Maskenpflicht sonst eigentlich in keinem anderen Lebensbereich mehr gilt und in der Gesellschaft nicht mehr auf breite Akzeptanz stößt, sondern im Gegenteil eher einen Wettbewerbsnachteil der Schiene darstellt. Wohlgemerkt acht Monate nach dem Entfall der ÖV-Maskenpflicht in all unseren Nachbarländern und vier Monate nach dem Entfall der Maskenpflicht im Flugzeug.
Im ZuB-Handbuch gibt es auch eine Übersicht, in welchen Nachbarländern die Pflicht aufgehoben ist. Da ist immer nur ein Teil jener Länder aufgezählt, weil man offensichtlich seit zehn Monaten nur noch in einer Blase lebt.

Die DB hat mit ihrem Verhalten tiefe Gräben hinterlassen. Dass man einen Zugbegleiter für sein tolles Handeln lobt, weil er zwei Damen aus dem Zug geworfen hat, weil sie im ICE-Abteil zur Umgehung der Maskenpflicht einen Kaffee bestellt haben. Wenn man das macht, dann sollte man aber auch so konsequent sein und die Bewirtschaftung an Bord einstellen.

Auch die Anweisung, dass man bei Hinweisen durch den Fahrgast, dass sich irgendwelche Leute nicht an die Maskenpflicht halten, jedes mal auf ein neues eine Durchsage machen soll... Es gab Zugchefs, die haben alle 5min. eine Masken-Durchsage rausgeschrien.

Werbephotos mit FFP2-Maske im Bordrestaurant, FFP2-Maske am Bahnsteig, Kinder auf Zugreise mit FFP2-Maske, obwohl FFP2 für Kinder unter 12 kontraindiziert ist.
Keine Kritik an den gesetzlichen Regelungen, stattdessen einen stolzerfüllten Servicetweet als im Oktober die Maskenpflicht verschärft wurde, was viele Fahrgäste und auch Zugbegleiter auf die Palme gebracht hat.

Die Verkehrsunternehmen haben bei der Durchsetzung der Infektionsschutzmaßnahmen einen relativ großen Spielraum. Die DB hat diesen Spielraum nicht sinnvoll genutzt. Im Gegenteil: In ihren Dienstanweisungen hat sie ihre Mitarbeiter dazu angewiesen, die Maskenpflicht auch im Bordrestaurant durchzusetzen. Dabei muss sich dort (Stichwort Schutz der vulnerablen Gruppen) ja eben keiner, der das nicht möchte, aufhalten. Da schreibt man dann halt einfach nix ins Handbuch. Es interessiert auch von den Ordnungsbehörden niemanden, wenn ein Fahrgast im Bordrestaurant längere Zeit ohne Maske sitzt. Die BPol ist für die Durchsetzung der Maskenpflicht gar nicht zuständig.

Zugbegleiter müssen gemäß IfSG nur dann Maske tragen, wenn sie tätigkeitsbedingt Kontakt zu Fahrgästen haben. Zugbegleiter und Lokführer müssen im Führerstand oder Dienstabteil keine Maske tragen. Mit derselben Logik hätte man auch bei Familien oder geschlossenen Gruppen im Abteil beide Augen zudrücken können, wenn sie ihre Masken dort nur am Kinn oder gar nicht tragen. In so einer Situation wollen die Fahrgäste keine Maske tragen und es stört auch niemand anderes im Zug, wenn sie es dort nicht tun. Stattdessen hat man die Sheriffs unter den Zugbegleitern dort richtig austoben lassen und wenn am Zugbegleiterverhalten Kritik aufkam, sich immer hinter gesetzlichen Vorgaben versteckt. Sieht man das als Werbung für ein tolles Reiseerlebnis?

Es gibt natürlich eine bestimmte Gruppe von Leuten, die genau das richtig abfeiert und für die die DB, so kommt es mir jedenfalls vor, sich jederzeit bestmöglich bemüht hat, das perfekte Lieblingsspielzeug zu sein: die neurotisch-autistische, masochistisch veranlagte Rotpunkte-Bubble. Thomas Kirchner Masken-Smiley, 5x geimpft #lockdownjetzt #zerocovid #verkehrswende... Jeden Tag ein Selfie aus der Bahn auf Insta posten. Ja klar, Corona rottet man am besten damit aus, dass man öffentliche Verkehrsmittel nutzt und auch noch deren Ausbau forciert. ;-)

Wie sagte Jens Spahn: "Wir werden einander viel verzeihen müssen". Die DB hat leider sehr stark und mehr als erforderlich zum Unfrieden beigetragen. Das muss man so deutlich auch mal aussprechen.


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