Mit dem Freundschaftspass zum Pajares-Pass (5/15) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Donnerstag, 06.06.2024, 22:10 (vor 50 Tagen)

Nach einer Woche Urlaub, in der ich massig Stoff für einen neuen Bericht gesammelt habe, melde ich mich mit dem fünften Teil meiner Berichtreihe über meinen Urlaub mit dem deutsch-französischen Freundschaftspass zurück. Seit dem dritten Teil gehe ich dem Pass ein wenig fremd und bin in Spanien. Im letzten Teil sind Thomas und ich über den Pajares-Pass in Asturien angekommen:
https://www.ice-treff.de/index.php?id=699647
Nach einem weiteren Tag in Asturien und nur vier gemeinsamen Tagen werden sich unsere Wege in diesem Teil schon wieder trennen. Thomas wird noch länger in Spanien bleiben, nach zwei Tagen in Gijon nach Andalusien fahren. Ich werde langsam den Weg zurück nach Frankreich antreten, mit Unterbrechungen im Baskenland.

Tag 9: Oviedo und Gijon

Heute bin ich etwas gehandicapt. Einige Tage zuvor, fiel mir ein Riss im Oberleder meines einen Wanderstiefels auf und gestern Abend haben wir auf dem Heimweg einen Schuhmacher entdeckt. Unser erster Weg hat uns deshalb heute Morgen dorthin geführt. Um Gepäck zu sparen, habe ich sonst keine Straßenschuhe dabei und deshalb laufe ich jetzt mit Flip-Flops vom Vietnamesen-Laden gegenüber vom Schuhmacher rum. Ich hasse Flip-Flops!

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Thomas ist damit aber nicht unglücklich. Ausnahmsweise kann ich nicht vorneweg rennen und wenn könnte ich es zumindest nicht leise und unbemerkt.
Zuerst besichtigen wir heute die vorromanische Kirche San Julián de los Prados aus der Zeit von Ramiros Vorgänger Alfons II., der Oviedo zur Hauptstad machte, und ist damit noch älter als die beiden Kirchen von gestern.

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Die Blütezeit Oviedo währte keine 100 Jahre. Am Höhepunkt seiner Macht unter König Alfons III., als Asturien große Teile Nordspaniens erobert hatte, begann sein schnelles Ende. Seine Söhne teilten 910 das Königreich in die drei Königreiche Asturien, Galicien und León auf, von denen letzteres bald das bedeutendste wurde, wodurch sich das Machtzentrum auf die Südseite der Berge verlagerte. 924 ging Asturien endgültig im Königreich León, dessen königliche Grablege wir ja zwei Tage zuvor im Kloster San Isidoro besichtigt haben.
Ein weiteres Relikt des Königreichs wäre die Camara Santa neben der Kathedrale. Diese wurde 1934 bei dem asturischen Bergarbeiterstreik vom damals noch nicht so wichtigen General Franco brutal niedergeschlagen wurde. Zwei Jahre bevor ebendieser den barbarischen Spanischen Bürgerkrieg begann. Die Camara Santa sparen wir uns aber. Stattdessen besichtigen wir das Archäologische Museum. Bei historischen Postkarte finde ich diese mit San Miguel de Lillo und Trachtenträgern.

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Danach ist Zeit fürs Mittagessen. Zur Vorspeise nehme ich die traditionelle asturische Bohnensuppe Fabada. Als Hauptstpeise Kalbsschnitzel mit Cabrales-Sauce (der lokale Blauschimmelkäse).

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Damit haben wir unsere Pläne in Oviedo abgearbeitet. Thomas entscheidet sich wieder für die Nachmittagspause im Hotel, ich für einen Nachmittagsausflug nach Gijón. Los geht es am Bahnhof Oviedo.

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Die beiden asturischen Großstädte Oviedo und Gijón sind mit einem für Spanien außerhalb der Großräume Madird und Barcelona ungewohnt dichten Takt verbunden. Die traditionelle Schwerindustrieregion hat zudem ein recht dichtes Bahnnetz durch die grünen Hügel.

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Vor Serín ist neben der Strecke die Brücke der alten Trasse zu sehen.

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Kurz darauf passieren wir die Stahlhütte Verina von ArcelorMittal.

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Vor dem Bahnhof Gijón sind einige Talgo-Garnituren dauerhaft abgestellt.

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Dann bin ich in Gijón angekommen.

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Der Bahnhof wurde vor wenigen Jahren sinnvollerweise vom Zentrum wegverlegt. Wer will schon einen zentrumsnahen Bahnhof? Welch absurde Vorstellung! Das Planum der Strecke zum alten Bahnhof rottet seitdem vor sich hin. Ganz hinten ist schon in rosa mein Ziel zu erkennen.

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Nämlich das asturische Bahnmuseum.

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Eine Vertreterin der Normalspurexponate ist diese Dampflok von Hartmann.

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Viel Raum wird den asturischen Schmalspurbahnen, auf denen dieser Triebwagen verkehrte. Das Lokmodell auf dem Normalspurgleis davor dürfte den meisten von euch bekannt vorkommen.

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Auch die Grubenbahnen werden nicht vergessen.

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Anschließend gehe ich noch einige Minuten an dem benachbarten Strand mit den Füßen ins Wasser. Den Weg in die Altstadt auf der Halbinsel spare ich mir. Schließlich muss ich rechtzeitig vor Ladenschluss zurück in Oviedo für meine Schuhe sein.

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Am Bahnhof wartet ein Hybrid-Patito mit Dieselmodul der Baureihe 720 auf die Rückfahrt nach Madrid. Das Dieselmodul bräuchte es hier eigentlich nicht.

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Für den Rückweg nehme ich im Gegensatz zum Hinweg die Meterspurstrecke.

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Unterwegs kreuzen wir mit diesem Schotterzug (?).

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Nachdem ich meine Schuhe abgeholt habe, kehren Thomas und ich an unserem letzten gemeinsamen Abend nochmal in der Sidreira von gestern Abend für einen kleinen Happen und einige Sidra ein. So gießen den die Profis ein.

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Tag 10: Oviedo – Santander – Bilbao

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Heute Morgen gehen Thomas und ich nach drei Tagen wieder getrennte Wege. Ich schlage mich auf schmaler Spur nach Bilbao durch, während Thomas noch zwei Tage in Gijón bleibt und dann nach Andalusien weiterfährt. Während Thomas den Tag ganz entspannt angehen kann, muss ich schon vor Sonnenaufgang kurz nach halb 8 am Bahnhof sein. Meine heutige Fahrt wird lange dauern und es gibt wenige Verbindungen.
Diese historische Werbung im Bahnhof will ich euch nicht vorenthalten. Leser meiner Lyon-Berichts wissen ja, dass ich ein besonderen Faible für Hühner habe.

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Das ist mein Zug nach Santander in voller Größe.

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Die Reisegeschwindigkeit ist gemütlich aber die Aussicht sehr ansprechend.

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Aus der ersten Reihe kann ich ab und zu vorne raus schauen auf die Strecke und neben bei ganz frech meine Wäsche von der gestrigen Handwäsche fertig trocknen.

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Leider sammeln wir bei Zugkreuzungen zwischenzeitlich bis zu 28 Minuten Verspätung. Das entspricht in Santander ziemlich genau meiner Umsteigezeit. Mir drohen sechs Stunden Aufenthalt in Santander und eine Weiterfahrt im Dunkeln mit Ankunft nach 22 Uhr in Bilbao. Mein Zugbegleiter ist zwar sehr freundlich, kann aber leider keine Aussage zum Anschluss machen und ob der Anschluss wartet. Er verweist nur auf die Komplexität des Bahnbetriebs.

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Nach längerer Fahrt durchs Inland fahren wir vor Llanes ein Stück an der Küste.

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In Llanes erfolgt ein unangekündigter, aber wie mir scheint ganz üblicher Umstieg auf einen Doppeltriebwagen, der sogar zu öffnende Fenster hat. Aus dem kann ich meinen alten Zug ablichten.

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Hier kann ich mir erneut den Platz aussuchen.

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Und auch in den Führerstand kann ich wieder einsehen.

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Die Zugbegleiterin im neuen beruhigt mich, dass mir ordentlich was von der Verspätung rausholen würden und dass ich mir keine Sorgen um den Anschluss machen solle. Im Nachhinein habe ich die starke Vermutung, dass mein noch recht junger Zugbegleiter im ersten Zug im Dienst noch nie weiter als Llanes gekommen ist und von dem Fahrplan auf diesem Abschnitt wenig Ahnung hatte.

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Jetzt lasse ich einfach mal die Bilder von Palmen und Meer unkommentiert.

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Bei Unquera quert die Strecke den Grenzfluss zwischen Asturien und Kantabrien. Die Gitterträger bereiteten mir jedoch einige Probleme beim Fotografieren.

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Das letzte Stück vor Santander ist wie schon der Beginn der Strecke ab Oviedo elektrifiziert. Inzwischen haben wir tatsächlich von den 28 min Verspätung bei Abfahrt in Llanes gut 20 min abgebaut und fahren mit unter +10 auf Santander zu.

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In Santander bleibt mir so sogar noch locker Zeit für ein Bild meines Zugs aus Llanes. Mein Anschlusszug ist noch nicht mal am Gleis.

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Von der weiteren Fahrt nach Bilbao und meinen Erlebnissen im Baskenland werde ich euch im nächsten Teil berichten. 


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