EMM (München) = Politshow (Allgemeines Forum)

sb, Donnerstag, 18.06.2015, 17:42 (vor 3255 Tagen) @ GUM

Das Gremium "Europäische Metropolregion München" (EMM) ist schon seit Jahren eine Politshow: Dort geht es darum, politische Entscheidungsträger einseitig zu beeinflussen / zu manipulieren und von unliebsamen Sachdebatten fernzuhalten nach dem Motto "EMM macht das".


In der Tat sind 200.000 Euro für eine Vorstudie extrem viel Geld, zumal immer nur über einen durchgehenden Verkehrsverbund gesprochen wird, nicht aber über die eigentlich sinnvollen Ziele:

a) einfacher(!) Tarifsystem

b) einfacher(!) Vertriebsweg

c) deutschlandweit einheitliche E-Ticket-Anwendung (vgl. OV-Chipkaart)

zu a) Tarifsystem: München hat – entgegen lokaler Stammtischmeinung – ein noch vergleichsweise einfaches Tarifsystem; die Münchner würden sich wundern, sich in einem EMM-Tarifverbund plötzlich mit (auch für Kenner der Materie) undurchschaubaren und zu komplizierten Tarifregeln auseinandersetzen zu müssen, siehe z.B. RMV (Frankfurt/Main) oder auch VGN (Nürnberg). Ein einfaches Tarifsystem muss nicht notwendigerweise einheitlich, wenn z.B. aufgrund einer degressiven Preisfunktion (aufgrund des hohen Fixkostenanteils) für eine Fahrt in weiter entfernte Gebiete großzügigere Zonengrenzen gelten.

zu b) Vertriebsweg: Eine Normierung der Fahrkartenautomaten ist längst überfällig; die DB-Fahrkarten-Automaten mit dem einheitlichen Verkehrsverbund-Wahlfeld (danach beginnt die Zersplitterung) könnte ein guter Einstieg sein.

zu c) E-Ticket: Hierzu gibt es Ansätze und längst erforschte Technologien, aber Deutschland hat im Gegensatz zu den Niederlanden und der Schweiz ein gewaltiges Umsetzungsproblem, was an den verkrusteten Strukturen liegt. (Am Föderalismus kann es nicht liegen – denn die Schweiz denkt noch wesentlich förderaler als Deutschland.)

Erst danach kann naheliegenderweise über ein Verfahren der Tarifeinnahmenaufteilung befunden werden.


Mein Fazit

Grundsätzlich ist ein großer Verkehrsverbund interessant, doch ist die Herangehensweise von EMM äußerst dilettantisch, weil ein einfaches Tarifsystem als Kernziel fehlt – und im Wesentlichen eine große finanzielle Bereicherung für die ausgewählten "Expertisen".


Anmerkungen zu "Journalismus" in München

Der Journalismus in München sinkt seit Jahren auf Boulevard-Niveau – erschreckenderweise auch bei immer mehr Redakteuren der früher seriösen Lokalausgaben der Süddeutschen Zeitung und des Münchner Merkurs, die beide immer mehr in der von Politshows vorgegebenen Soße mitschwimmen. (Beispiele: verspätete Meridian-Fahrzeuglieferung wegen Stadler aber gute betriebliche Vorbereitung, anfängliche Ignoranz von Problemen auf der Werdenfelsbahn, Express-S-Bahn-Spinnerei statt optimiertem RE-Konzept, überteuerter S-Bahn-Ausbau München auf wenigen Kilometern statt sinnvollerweise netzweit, U9-Innenstadtspange statt Fertigstellung des 3. Mittelfristprogramms der Münchner U-Bahn etc.)


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