Münchner Merkur betreibt Bahn & Nahverkehrs-Bashing (Allgemeines Forum)

GUM, Mittwoch, 17.06.2015, 09:44 (vor 3257 Tagen)
bearbeitet von GUM, Mittwoch, 17.06.2015, 09:44

Gestern staunte ich nicht schlecht über die folgende, auch auf der ersten Seite der Printausgabe zu findende Meldung:

200.000 Euro alleine für eine Vorstudie zum Fenster hinausgeworfen

In einem ähnlichen Zusammenhang einer mutmaß lich sinnfreien "Studie" (sh. auch hier: 355661) einer sog. "Unternehmensberatung" berichtete der ice-treff.de ja bereits über fragwürdige Untersuchungen.

Die gestrige Meldung schlägt aber dem Faß den Boden aus. Ihr könnt Euch mich beim Lesen in etwa so aufgeregt vorstellen wie die Rolle eines Gernot Hassknecht aus Oliver Welke's Sendung am Freitagabend.

Da steht doch tatsächlich:

Im Absatz 2 wird der Sales-Ansatz auf Kosten der Bevölkerung ganz deutlich:

"„Eine Reise, ein Ticket – das würde so Wirklichkeit“, erklärten die Verkehrsplaner, Arne Beck und Martin Arnold, die eine 200.000 Euro teure Vorstudie verfasst haben. Arnold nannte ein Beispiel: Wer von Rosenheim-Stadtmitte nach München in die Lazarettstraße pendelt, der benötigt heute drei Tickets. Künftig wäre nur noch ein EMM-Ticket notwendig."

Wieder einmal wird der Nahverkehr künstlich verkompliziert und eine neue, zusätzliche Ebene geschaffen. Eine sogenannte "Europäische Metropolregion", die in keinem offiziellen Organigramm der Gebietskörperschaften verzeichnet ist, verbreiutet folgenden Unsinn:

+ Für Pendler ist der Kauf von drei Tickets oder der Abschluß von drei Tickets ein Zumutung.

Gegenargumente:
- Wenn ich richtig nachrechne, braucht man erstens von "Rosenheim-Stadtmitte" nach "München-Lazarettstraße" nur zwei Tickets.
- Gehen wir einmal von einer Entfernung von 80 Kilometern pro Fahrtrichtung beim auto aus, so sind dies insgesamt bei 21 Arbeitstagen im Monat: 3.360 Kilometer.

Bei der üblichen Reichweite der Verbrennungsmotor-Selbstfahreuge ("Automobile") muss der Pendler also mindestens 3 mal im Monat tanken. Damit ist die Bahn heute schon wesentlich komfortabler als das Auto. 3-4 mal im Monat tanken ist also zumutbar, zwei Abos abschließen nicht.

Würde ich diese Strecke fahren, so würde ich einmal im Monat gerne den Fahrkartenschalter frequentieren.

- Der Kauf beider Tickets ist auch heute schon in Rosenheim am Bahnhof möglich!

Der Verkehrsplaner schafft also einen Scheinbedarf, erleichtert die öffentliche Hand um 200.000 Euro alleine für eine Vorplanung. Und hat vielleicht auch noch die Schaffung einer Fahrpreisverrechnungsstelle bei der "Europäischen Metropolregion" im Sinn. Diese wird nicht sehr produktiv sein und zieht weiteren erheblichen Diskussionsbedarf über die internen Verrechnungen nach sich.

Wieder mal ein Haufen unsinnige Kosten, die von den für die Bestellung von Zugkilometern vorhandenen Haushaltsmitteln abgeht.

Da seht Ihr: So wird mit öffentlichen Geldern umgegangen.

Ich empfehle einen entsprechend bissigen Brief an den "Redakteur" Dirk Walter.

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