Schweiz (Allgemeines Forum)

Twindexx, St. Gallen (CH), Mittwoch, 07.03.2012, 01:42 (vor 4456 Tagen) @ Avmz
bearbeitet von Twindexx, Mittwoch, 07.03.2012, 01:46

Hoi,

Ich muss morgen Abend auch zu einem Termin nach Rapperswil und dafür werde ich den IR Voralpenexpress von St. Gallen bis Rapperswil benutzen. Mit dem Auto wäre es sowieso keine Alternative, da man entweder über Zürich müsste oder über den Rickenpass, während dort der Zug im Tunnel untendurch sausen kann. Ausserdem habe ich keinen Führer-Ausweis, dafür aber ein GA. Ich weiss auch, dass mich die schweizer Bahnen so gut wie immer pünktlich ans Ziel bringen. Im ganzen Jahr 2011 hatte ich, wenn ich alle Verspätungsminuten addiere, vielleicht gerade mal 60 min Gesamtverspätung. Von diesen 60 min entstand die Hälfte auf meinen drei Ausflügen nach Deutschland. Im Klartext also: Bei drei einzelnen Fahrten mit dem Zug in Deutschland bekommt insgesamt 30 Verspätungsminuten und bei 300 einzelnen Fahrten in der Schweiz auch insgesamt 30 Minuten. Das sagt eigentlich alles.
Im Jahr 2011 kamen 89.8% der Reisenden an ihrem persönlichen Endziel mit weniger als drei Minuten Verspätung an. In dieser Statistik sind dann neben der Zugpünktlichkeit auch der Besetzungsgrad der Züge und die erreichten Anschlüsse eingerechnet, damit eine Kundenpünktlichkeit gemessen werden kann. Damit waren die schweizer Bahnen im Jahr 2011 so pünktlich wie nie zuvor!

Wie machen z. B. Schweiz oder Japan das mit den Stellwerken?

Keine Ahnung wie Japan das macht, aber Stellwerkstörungen kommen auch bei uns mal vor. Das dann aber jeweils gleich 90 min überhaupt nichts geht, gibt's selten bis nie. Im FV werden die Züge oder die Reisenden bei Bedarf umgeleitet und im RV gibt's Bahnersatzbusse. Mehr als +60 gibt's so in den seltensten Fällen.

Wie sieht es dort mit PUs aus?

Davon gibt es ca. 150 pro Jahr in der Schweiz, die meisten im ersten Quartal des Jahres. Normalerweise wird nach Möglichkeit immer auf den verbleibenden Gleisen der Verkehr so gut es geht aufrecht erhalten. Dann geht es halt dann schon mal im Schritttempo am Unfallort vorbei (Falls der Unfallort noch nicht abgedeckt wurde, wäre das Herunterziehen der Sonnenstoren sehr zu empfehlen... ).

Sind Schweizer einfach glücklichere Menschen und bringen sich weniger um?

Schweizer sind die zweitglücklichsten Menschen Europas, nur die Niederländer sind im europäischen Vergleich noch glücklicher (mir hingegen würden dort die Berge fehlen).
Das besagt jedenfalls dieser Artikel: http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Nur-Hollaender-sind-gluecklicher-als-Sch...

Klar, zumindest in der Schweiz gibt es mehr Personal, ein dichteres Netz, bessere Wartung usw..

Es fand seit den 90ern auch in der Schweiz ein Stellenabbau statt und im Unterhalt gibt es einen Nachholbedarf. Aber man hat erkannt, dass man mehr in die Infrastruktur investieren muss und handelt nun danach. Durch höhere Trassenpreise und weitere Massnahmen (Bahninfrastrukturfonds BIF) will man nun den Rückstand die nächsten Jahre aufholen und die Qualität des schweizer Schienennetzes verbessern. So will man die Anzahl während eines Jahres auftretender ungeplanter Langsamfahrstellen von netzweit fünfzig im Jahr 2010 auf netzweit zehn im Jahr 2015 reduzieren. Das geht natürlich nicht ohne bessere Wartung.
Die Massnahmen werden jeweils in der Leistungsvereinbarung mit dem Bund festgelegt und dieser nimmt in Form des Bundesamtes für Verkehr auch seine Überwachungsfunktion äusserst ernst. Die SBB müssen dem Bund auch von ihrem Gewinn, dessen Höhe vom Bund vorgegeben wird, auch keinen Rappen abtreten, sondern können dieses Geld wieder reinvestieren.

Was von Fahrgästen in der Schweiz immer wieder bemängelt wird, ist die Kommunikation im Stöungsfall. Ich weiss natürlich, wie ich mich mit iPhone und sbb.ch-Bahnverkehrsinformation informieren kann, aber die meisten sind auch nicht so Bahnfan wie ich und wissen das natürlich nicht unbedingt. Hier müssten die SBB noch daran arbeiten. Man schaut immerhin, dass vermehrt mindestens zwei Kondukteure im Zug sind. Jetzt muss noch an der Schnelligkeit und Genauigkeit der Informationen gearbeitet werden. Die zunehmend aufkommenden TFT-Monitore, die in Echtzeit über die nächsten Anschlüsse egal ob FV, RV, Tram oder Bus informieren, sind da schon eine grosse Hilfe; leider im FV noch nicht so verbreitet.


Grüsse aus der Ostschweiz.

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Aktuell im Einsatz auf den Linien IC 1, IC 2, IC 3, IC 21, IR 13, IR 15, IR 27 und IR 70:
Der SBB FV-Dosto.


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