Kap. 1/2: Türkentour zur Dönerdrehscheibe [BG][TR] (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Sonntag, 26.07.2020, 14:32 (vor 1342 Tagen) @ Krümelmonster

Die Nacht war kurz. Kurz vor vier bulgarischer Zeit stapfte in Svilengrad der bulgarische Zoll in unser Abteil, um unsere Ausreise zu kontrollieren. Das war wieder schnell und unkompliziert, trotzdem standen wir danach noch eine ganze Weile in Svilengrad herum (planmäßig 03:08 – 04:09).
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190 Schweizer in Bulgarien
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191 Die Türken kommen
Halb fünf ging es dann weiter, gut 20 min Fahrzeit waren es noch bis in die Türkei. Direkt hinter der Grenze stoppte der Zug am türkischen Grenzbahnhof Kapıkule (hier gab’s sogar noch bulgarisches Netz^^). Während bisher immer der Zoll in den Zug gekommen war, lief es nun an der türkischen Grenze anders: Hier müssen die Reisenden aussteigen und selbst zum Zoll gehen. Im Zollsaal war anfangs nur niemand anwesend. :D Die Grenzkontrolle war völlig unspektakulär, wie an jeder anderen Grenze auch, es wurden keine Fragen gestellt, sondern einfach nur Stempel in den Pass und fertig. Zudem fand in Kapıkule der sechste und letzte Lokwechsel der Fahrt statt, die bulgarische Lok, die den Optima Express aus der Korruptionshöhle Dimitrovgrad per Nachtschicht hierhin gezogen hatte, durfte sich nun zur Ruhe legen. Obwohl ja wirklich nicht viel los war, blieben wir wie im Fahrplan vorgesehen eine ganze Stunde in Kapıkule.^^ Die planmäßige Zeit wäre 04:30 – 05:30.
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192 Die Türkei ist erreicht
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193 Alle aussteigen
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194 Für die Einreisekontrolle muss man selbst zum Zoll laufen
Weiter ging es nun das letzte Stück flott und wild hupend über türkische Strecke. Im Fahrplan standen 18 min Fahrzeit, tatsächlich war es eher doppelt so lange.^^ Mit + 43 erreichten wir in der letzten Dunkelheit der Nacht schließlich endlich um 6:31 Uhr den Zielbahnhof Edirne! Hätte der Zug 2 min mehr Verspätung gehabt, wären es exakt 32 h Fahrzeit ab Villach gewesen. :D
Edirne ist als Ziel für den Autotransport auch der sinnvollste Ort in der Türkei, weil man von hier über die Autobahn recht schnell nach Istanbul kommt und die Ägäis ab hier sogar schneller zu erreichen ist als ab Istanbul.
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195 Einfahrt ins Ziel!
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196 – 197 Der Zug nach der Ankunft am Bahnsteig von Edirne
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198 – 199 Türkenlok
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200 Das Bahnhofsgebäude von der Straßenseite
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201 „Die wirtschaftliche Entwicklung in der Türkei wird aber erst mit der Eisenbahn sehr hoch sein.“ Weiß jemand, von wem das Zitat ist? Das konnte ich nicht herausfinden…
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202 Hier steht noch unser Zug
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203 Nun ist er aber lang geworden

Nach Ankunft ging ich zunächst zum Schalter in der Bahnhofshalle und sagte in Ermangelung besserer Sprachkenntnisse einfach: „Üç İstanbul lütfen.“ („Drei Istanbul bitte“. Istanbul natürlich falsch ausgesprochen, auf Türkisch sagt man nämlich isTANbul). :D Doch es funktionierte, der Schalter-Mensch schrieb mir den Preis auf einen Zettel, ich zahlte (umgerechnet 4,35 € p. P.), und die Tickets, die an winzige Kassenbons erinnerten, waren später bei der Kontrolle in Ordnung.^^
Dann warteten wir noch eine gute Stunde auf unsere Weiterfahrt, wobei sich der Bahnsteig immer weiter füllte. Es waren ausnahmslos junge Leute. Einen einzigen Tagzug gibt es von hier. Der Betreuer im Optima Express hatte uns gesagt, dass die in Ljubljana zugestiegene Gruppe, auch auf dem Weg nach Istanbul, bereits in Kapıkule in den Zug nach Istanbul umsteigen wollte. Wir wollten aber lieber mit dem Optima Express bis zur Endstation durchfahren. Eine fatale Entscheidung, denn hier stürzten sich Massen auf den Zug Richtung Istanbul, während die Slowenen bereits bequem saßen. Der Zug war zwar relativ lang, aber nur mit 2+1-Bestuhlung, was bei diesem Andrang natürlich bei weitem nicht ausreichte, um alle unterzubringen. Die Abfahrt war schon mit + 7, aber schnell voran ging es höchstens am Anfang der Fahrt durch die thrakische Pampa. Erst nach über 2 h konnte ich einen Sitzplatz bekommen, den ich aber nach anderthalb Stunden wieder abtrat an einen älteren Herrn. Die Fahrt war zäh wie Kaugummi, zudem war ich heftig erkältet und nach den Nächten im Zug ohnehin schon gerädert. In Çerkezköy war großer Schichtwechsel, hier hatte der Zug seine Verspätung bereits auf 25 min gesteigert. Dahinter ging es wirklich nur noch im Schneckentempo voran. Wenigstens war die Landschaft nun leicht hügelig und nicht mehr ganz so langweilig. Planmäßig sollte die Fahrt 3:43 h dauern, doch am Ende erreichte die Türkenschildi İstanbul Halkalı mit geschlagenen 49 min Verspätung. Ich möchte hervorheben, dass dieser Zug also mehr Verspätung hatte als der Zug von Österreich in die Türkei. :D
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204 Massenandrang
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205 Da kommt er endlich
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206 Für die Sitzenden durchaus bequem
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207 Schade, der Plan, auf dem Klo einen Sitzplatz zu finden, hat auch nicht funktioniert :-/
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208 Anfangs durchaus schnell
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209 Ich dachte, in der Türkei scheint die Sonne -.-
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210 Alpullu
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211 Am Ende wird es ein bisschen hügelig und deshalb sehr, sehr langsam…
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212 Oh, hier im nächsten Wagen hätte es sogar einen Sitzplatz gegeben^^
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213 Endlich! Die Wolkenkratzer der Dönerdrehscheibe sind in Sicht!
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214 Für liegen gebliebene ICEs
Halkalı ist zwar Endbahnhof der Bahnstrecke aus Europa, aber längst noch nicht im Zentrum von Istanbul, sondern die Endstation der S-Bahn Marmaray und am äußersten Rand der riesigen Metropole gelegen. Per S-Bahn fährt man von dort nochmal fast 40 min bis ins Stadtzentrum. Vorher muss man sich aber so eine Karte für die Öffis holen, die dem Reisenden Einlass durch die Drehkreuze gewährt. Ja, und wie lange das dauert, wenn ein völlig überfüllter Zug hunderte Leute ausspuckt, kann sich jeder selbst vorstellen.^^ Schließlich fuhren wir mit der S-Bahn zur Station Sirkeci, brachten die Sachen ins nahe Hotel und duschten erstmal.^^
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215 Türken-S-Bahn
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216 Hier von innen
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217 Da mussten noch ein paar doppelte Buchstaben weg beim Scrabble^^
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218 Das Herz der Dönerdrehscheibe ist erreicht!
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219 Laaange Rolltreppe
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220 Mit der Einöde geht es dann demnächst weiter ;-)


Meine Fresse, dieser Trip nach Istanbul hatte es wirklich in sich. Entweder es lag an der Erkältung, oder ich werde wirklich langsam zu alt für solchen Scheiß.^^ Wahrscheinlich beides… :-/

Es grüßt erschöpft
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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