absichtliche Unterfinanzierung des BVWP? (Allgemeines Forum)

Aphex Twin, Montag, 25.03.2019, 10:12 (vor 1859 Tagen) @ Oscar (NL)

Ich glaube, Unterfinanzierung ist inzwischen ein allgemeines und akzeptiertes Verfahren in der "western world".
Wenn man von vorne herein sagt "die 200 km Rennbahn wird 10 Milliarden kosten", wird keiner sie finanzieren.
Also denkt man danach "wie kann ich die Summe hinunterreden?".
Und zunächst kommt die Nachricht: "Aber Firma X kann die Strecke für 4 Milliarden bauen!"
(dass die Strecke nach wie vor 20 Milliarden kostet, meldet man nicht, da zur Zeit nicht passend)
Dann fangen die Bauarbeiten an, und wenn die 4 Milliarden verbraucht sind, ist das Projekt 20% vorangekommen.
Einen weissen Elefanten hinterlassen, ist keine Option.
Mit Abriss hat man mindestens 4 Milliarden an Kapital vernichtet.
Also macht man weiter, und am Ende kostet das ganze 20 Milliarden, und man hat 16 Milliarden Schuld.

So ging es mehr oder weniger bei uns mit der HSL-Zuid.
Man behauptete, es sei für 1 Milliarde machbar, und am Ende kostete das ganze 7 Milliarden.
Aber was noch viel schlimmer ist: man wagt es nicht mehr, in weitere Rennbahnen zu investieren, denn man weiss jetzt zuvor, es wird finanziell ein Missgeschick.

Daraus könnte man viele Schlüsse ziehen, z.B. dass die Kosten pro eingesparten CO₂ durch Schienen-HGV (über eingesparte Flugreisen und Autofahrten) in Realität viel höher sind als z.B. durch bessere Isolierung von Gebäuden, aber da Schienen-HGV als unverzichtbar angesehen wird, man dies ignoriert.

Und wieso wird Schienen-HGV als unverzichtbar angesehen? Weil man dies als einzige Möglichkeit sieht Kurzstreckenflüge und vielleicht 20% des PKW-Verkehrs auf weitgehend CO₂-neutrale Alternativen umzulenken. Im selben Atemzug ist man sich aber bewusst dass der PKW-Verkehr bis 2050 weitgehend CO₂-neutral sein muss (und dies nur durch batteriebetriebene oder alternative Brennstoffe-nutzende Fahrzeuge möglich ist). Man teilt also zwei sich widersprechende Ansichten:
1) In den nächsten Jahrzehnten lässt sich der CO₂-Ausstoss durch Personenverkehr nur durch eine Verlagerung auf die Schiene signifikant verringern auch wenn dies auf absehbare Zeit nie mehr als 20% des jetzigen Flug- und PKW-Verkehrs ersetzen werden kann und
2) In den nächsten Jahrzehnten muss der CO₂-Ausstoss durch Personenverkehr auf möglichst Null heruntergefahren werden und dies lässt sich nur durch Elektromobilität oder alternative Brennstoffe erreichen.

Oder verkürzt gesagt: Vollständige Elektromobilität ist illusorisch und daher müssen wir möglichst viel auf die Schiene verlagern und Elektromobilität (oder alternative Brennstoffe) muss kommen, es gibt keine Alternative dazu.


Hinter diesen politischen Zielrichtungen bzw. Entscheidungen steht aber auch der Konflikt zwischen dem Ansatz dass eine Eliminierung von CO₂-Emissionen nur finanzierbar ist wenn sie strikt die jeweils kostengünstigsten Massnahmen nutzt und daher möglichst vollkommen marktbestimmt durchgeführt wird (im wesentlichen CO₂-Emissionshandel und/oder CO₂-Emissionsabgaben). Und dass zum anderen kein Unternehmen (oder Verbraucher) solch grosse und langfristige Investitionen (wie eine HGV-Strecke, ein Wasserstofftankstellennetz, oder ein Elektroauto) auf Basis heutiger CO₂-Emissionspreisen bzw. -abgaben tätigen wird da es völlig unsicher ist wie hoch die CO₂-Kosten in fünf, zehn, oder zwanzig Jahren wirklich sind.


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