Vergleich DB-> National Rail (GB) Teil 1 (Allgemeines Forum)

Tommyboy, OWL, Dienstag, 27.05.2008, 01:43 (vor 5786 Tagen)

Hallo,

zumindest auf der Fanpage wurden ja desöfteren Vergleiche mit dem deutschen Bahnsystem und dem in anderen Ländern gezogen, vorzugsweise der Schweiz und Österreich, aber auch Frankreich.

Weil ich mich länger in GB aufhalte, dachte ich, mal einen kleinen Vergleich anzustellen hinsichtlich

1) Zugtypen
2) Service
3) Preisen

vor allem auch deshalb, weil in GB genau vor langer Zeit bereits die Privatisierung eingetreten ist, die in Deutschland von vielen Stellen bekämpft wird.

zu 1) Grundsätzlich muss man anmerken, dass in GB wesentlich mehr Strecken nicht elektrifiziert sind als in Deutschland. Elektrisch wird eigentlich nur auf den Hauptlinien Richtung London gefahren, sonst herrschen meistens Dieseltriebwagen vor. Für den Nahverkehr sind dies meist relativ einfach gebaute, ältere, zwei- oder dreiteilige Triebwagen, vergleichbar in etwa mit den 628er (und ähnliche Modelle) in Deutschland. Für kürzere Strecken sind sie in Ordnung, für längere Reisen jedoch meiner Meinung nach zu laut und unkomfortabel. Die Zugtypen variieren auch je nach Bahngesellschaft, weniger nach Regionen. Im Fernverkehr indes ist der von Alstom gebaute und von Virgin betriebene Neigetechnikzug "Pendolino" der Star und meiner Meinung nach durchaus ICE-würdig. Vom Laufverhalten ähnlich wie ein ICE-T, mit einem Audiomodul für 10 Bordprogramme und 4 Rundfunksender auch in der 2. Klasse ausgestattet, klimatisiert, druckgeschützt und mit Steckdosen versehen macht er Reisen sehr angenehm und schnell auf den Routen London-Manchester, London-Birmingham, Manchester-Birmingham, Birmingham-Glasgow/Edinburgh und lässt im Gegensatz zum ICE auch die Fahrradmitnahme zu. Auf der "Ostroute" London-York-Edinburgh laufen redesignte Ex-InterCity Züge, betrieben von NationalExpressEastcoast, die aber komfortmäßig nicht an den Pendolino heranreichen.

zu 2) Der Service variiert je nach Bahngesellschaft stark. Grundsätzlich sind alle Züge begleitet und Ticketautomaten an kleinsten Stationen gibt es nicht. Dafür verkauft der Zugbegleiter die Tickets ohne Aufpreis im Zug, was im Nahverkehr auch recht zuverlässig funktioniert, ich bin immer wieder erstaunt, wie gut sie sich die zugestiegenen Fahrgäste merken können (zugegeben, bei 2 Wagen ist das nicht soo schwer). Indes sind aber (abgesehen von wirklich kleinen Haltepunkten) fast alle Bahnhöfe mit einem Ticketoffice versehen, das von einer Eisenbahngesellschaft (vermutlich diejenige, die die meisten Züge dort abfertigt?) betrieben wird.
Im Gegensatz zu Deutschland gibt es allerdings keine gedruckten "Reiseverbindungen". Als ich am Anfang ahnungslos zum Bahnhof ging und nach mehreren möglichen Verbindungen von Manchster nach Sheffield gegen 2 Uhr nachmittags fragte verwies man mich auf den Fahrplan, man könne mir nichts ausdrucken. Es ist also immer gut, einen Faltfahrplan für die bevorzugte Strecke in der Tasche zu haben. Blöd nur, wenn man das Ziel nicht umsteigefrei erreichen kann. Dann bleibt nichts anderes übrig, als sich zuvor im Internet zu informieren oder sich jeweils von Neuem am jeweiligen Umsteigebahnhof durchzufragen...

Leider gibt es, wahrscheinlich, weil die Gesellschaften eben privat sind, auch keinen wirklichen Taktfahrplan. Zwar werden einzelne Linien schon regelmäßig bedient (meist sogar stündlich oder öfter), doch zwischendurch gibt es immer mal wieder unerklärliche Lücken und besonders bei Umsteigeverbindungen verliert man mitunter viel Zeit, weil die Züge natürlich nicht aufeinander warten. Sätze wie "Unsere Abfahrt verzögert sich ein wenig, wir warten noch auf Anschlussreisende aus Richtung X" hört man einfach nicht. Wer im verspäteten Zug sitzt hat Pech gehabt.
Positiv anzumerken ist dagegen aber, dass es in den Fernzügen im Gegensatz zur DB in der 1. Klasse einen wirklich fühlbaren Mehrwert gibt in Form von kostenlosen Speisen und Getränken gibt. Besonders hervorzuheben ist wieder Virgin, die in den Morgen- und Abendzügen jeweils ein komplettes Frühstück bzw. Abendmenü anbieten. Was man bei den Preisen aber irgendwie auch erwarten darf, dazu später mehr.

Fahrkartenkontrollen finden ähnlich häufig statt wie bei der DB, nach der Abfahrt in den meisten Fällen und dann kommt normalerweise nach jeder 2. Station jemand und fragt nach den Zugestiegenen. Allerdings werden die Fahrkarten zumindest in der Hauptreisezeit bereits am Zugang zum Bahnsteig geprüft, ohne Fahrkarte gibt es also keinen Zutritt, es ist natürlich eine andere Frage, ob die Karte dann für die ganze Strecke gültig ist. Man braucht sie aber am Ziel, weil hier wieder entweder Ticketinspektoren oder Durchgangssperren vorhanden sind.


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