Du hast die falsche Einstellung zur Eisenbahn (Allgemeines Forum)

gnampf, Dienstag, 10.06.2025, 12:44 (vor 12 Tagen) @ numi

Fast jeder fängt einmal motiviert an, ist vom System Eisenbahn überzeugt und möchte etwas verbessern.

Das möchte ich bezweifeln, längst nicht jeder will in seinem Job / Unternehmen etwas verbessern.

Viele verlassen die Branche schnell wieder.

Wie viele in Zahlen / Prozent?

Manche erst nach viele Jahren, viele aber schon kurz nach dem Einstieg, wenn sich die ganze Vielfalt des Problems offenbart. Viele weitere haben sich damit abgefunden, dass sie nichts verbessern werden und arbeiten motivationslos vor sich hin. Also einfach "Dienst nach Vorschrift" und die einzige Motivation bleibt das Gehalt. Diese Gruppe wird nichts an den Problemen verbessern aber immerhin ist die Stelle besetzt.

Zwischen "nichts verbessern können" und "Dienst nach Vorschrift" liegen aber immer noch Welten. Würde der Großteil nur Dienst nach Vorschrift machen, dann würde der Zugverkehr sicherlich brachliegen.

Dann gibt es noch die kleine Gruppe derer, die noch nicht aufgegeben haben und noch versuchen etwas rauszuholen. Hier gilt unter den Eisenbahnern das gleiche wie für die Fahrgäste. Diese Gruppe wird aber immer kleiner, denn ständig hart arbeiten ohne Früchte der Arbeit zu sehen, geht mit der Zeit nun einmal auch auf die Gesundheit.

Versteh ich nicht, die Gruppe der Fahrgäste wird immer kleiner? Die Gruppe der Fahrgäste, die die DB / Eisenbahn verbessern wollen wird immer kleiner?
Das "Früchte der Arbeit" ist in der Tat auch eine Sache der Fahrgäste. Da kann nämlich ein kleines Danke auch schonmal Wunder helfen, statt immer gleich die falschen anzunölen. Klar hätte ich gestern die KiN alle anmachen können, wat für ein SCh... Laden das doch ist, alles zu spät, alle Anschlüsse kaputt, ... Stattdessen hab ich freundlich gefragt ob er mir die Anschlüsse vormelden kann, und mich dann auch entsprechend bedankt. Am Ende hats dann überraschenderweise sogar alles geklappt, auch wenn die Entscheidung dazu natürlich nicht bei den KiN lag.

Insofern... einfach mal Danke sagen ist nie verkehrt. Zu meinen Pendlerzeiten gabs dann z.B. in der Vorweihnachtszeit auch mal einen kleinen Weihnachtsmann fürs Personal.
Und klar, wer durch sein eigenes Fehlverhalten glänzt, der bekommt natürlich auch kein Danke... wie das Personal, das irgendwo auf dem Bahnsteig oder gar in den Türen raucht.

Ein Infrastrukturplaner, der schon wieder Kostensteigerungen und Zeitverzug erklären muss, weil neben den Eidechsen auch noch Lurche gefunden wurden, der geht irgendwann zur Autobahn.

Um dann festzustellen, dass es dort keinen Deut anders ist?

So bleibt am Ende leider die ernüchternde Feststellung, dass es den Eisenbahnern so geht wie den Fahrgästen. Man nimmt es motivationslos hin wie es ist oder man geht. Aber wer bleibt am Ende übrig, um das System wieder zum Laufen zu bringen?

Das Thema kannst du bei so ziemlich jedem Job bringen. Glaubst du die "Putze" im Billigladen ist hochmotiviert bei der Arbeit? Glaubst du, die DB-Manager sind glücklich und zufrieden? Glaubst du ich bin happy und zufrieden, wenn mein AG mal wieder sagt "ja, müssten wir eigentlich so machen, ist aber zu teuer, also leben wir lieber mit den Problemen und unzufriedenen Kunden"?
Wie sagte man so schön: wo anders ist es eben für gewöhnlich nicht besser, sondern es ist anders. Wenn man Glück hat. Mit Glück strahlt der neue Job die ersten Jahre noch in gutem Licht, bis man all seine Schattenseiten kennengelernt hat. Dann ist es ein guter Job.

Das man als kleiner Wicht am unteren Ende nicht das System mit einem Schlag ändert sollte hoffentlich jedem selbst klar sein. Das man als Einzelner deswegen trotzdem nicht unwichtig ist hoffentlich auch. Und was das System Eisenbahn anbelegt, was im Endeffekt ein Thema der Grundversorgung und vom Staat ist, liegt es also auch dort an uns... bei den Wahlen, wie auch bei der Mitarbeit in den Parteien, aber auch beim Kontakt zum Abgeordneten um mal "die Stimme des Volks" vorzubringen. Wenn aber die Mehrheit der Deutschen die Eisenbahn nur deshalb haben möchte, damit sie selbst mehr Platz auf der Autobahn hat... wird sich auch die Politik danach richten.


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