Umweltvergleich Straße/Schiene/Luft (Allgemeines Forum)

sappiosa, Donnerstag, 02.10.2008, 14:09 (vor 6293 Tagen) @ Oscar (NL)

Hallo sappiosa,

Hallo Oscar,

1. Welche Auslastung wird beim Auto angenommen? Eine Person? Autofahrer können ja auch Fahrgemeinschaften bilden (Carpooling, Carsharing)

Es wird für alle Verkehrsträger jeweils die durchschnittliche Auslastung nach heutigem Stand angenommen.
Ein vollbesetztes Auto kann es in der Tat mit einem vollbesetzten Zug aufnehmen; Mitfahrzentralen sind nicht nur für den Geldbeutel eine gute Sache, sondern auch für die Umwelt. Leider wird das heute noch viel zu wenig praktiziert.

CarSharing verteilt theoretisch, anders als Mitfahrzentralen, nicht Passagiere auf weniger Fahrten, sondern "nur" Fahrten auf weniger Autos. Energie wird also nur bei der Fahrzeugherstellung und Instandhaltung gespart.
Psychologisch aber überlegt man sich eine Autofahrt eher dreimal, wenn der Wagen dazu nicht vor der Tür steht.

2. Ich vermisse den Ressourcenverbrauch für den Bau der Infrastruktur. Eine Bahnstrecke braucht zusätzlich Oberleitung und Kraftwerke, die Autobahn nicht. Auch sind die Kurvenradien einer Autobahn enger als die einer Bahnstrecke, und braucht man also mehr Kunstbauten. Für eine Flugverbindung braucht man nur die Flughäfen, ein Hubschrauber kann sogar bei Otto Landwirt auf der Wiese abfliegen.

Richtig, in eine Komplett-Rechnung gehört Bau und Instandhaltung der Infrastruktur. Ich kenne dazu leider keine Zahlen.
Ich meine aber mal aufgeschnappt zu haben, dass der Ressourcen- und Energie-Verbrauch der Bahn-Baustellen in Deutschland nur einen Bruchteil des täglichen Energieverbrauchs der fahrenden Züge beträgt.

3. Wie wär's mit dem Bus? Vor allem in der Touristikbranche durfte der Fernreisebus besser abschneiden, weil er unterwegs viel weniger hält als ein ICE und meistens 95-100% ausgelastet ist. Bei uns in NL wird der Bus als umwelftreundliches Verkehrsmittel vermarktet.

Ja, das entspricht auch meinem Wissensstand: Auf Fernreisen ist der Bus das energiesparendste Verkehrsmittel.
Freilich kommt die gute Auslastung vor allem dadurch zustande, dass sich der Fernreisebus bislang auf konkret angeforderte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen beschränkt. Will man mit ihm einen "ständigen Bedarf" mit Taktverkehr abdecken, erreicht die Auslastung und damit auch der Pro-Kopf-Energieverbrauch rasch Bahnwerte.

Ich hätte auch nichts dagegen, den Fernreisebus in Deutschland unbeschränkt zuzulassen. Das Beispiel Berlin zeigt, dass die Bahn diese Konkurrenz nicht fürchten muss.

4. Ich vermisse (Fein-)staubquoten. Man wird nicht wissen, wieviel Staub aus einem Tunnel kommt. Bei Testfahrten auf der HSL-Zuid, wurde sogar die Zugsicherungsanlagen einer Thalys sowie die Signalanlagen der Strecke von Staub gestört.

Tja... wie war das noch gleich mit dem "Schottermagneten" ICE 3?

Aber zumindest in D beschränkt sich die Feinstaub-Diskussion auf die Städte. Ich habe noch nie gehört, dass Messstationen in der Nähe von vielbefahrenen Bahnstrecken Alarm geschlagen hätten.

5. Nur so ein paar Schadstoffe eines Zuges: die Schwermetallkerne der Transformatoren, die chemischen Stoffe der Toiletten und Klimaanlagen. Zudem produziert der Bahnbetrieb noch Abfälle wie unbenutzte Nahrungsmittel des Bordrestos.

Ja. Dergleichen gibt es aber vielfach in jedem Verkehrsmittel. Was ein Flugzeug alles braucht, um den Fluggästen die Reise in zehntausend Meter Höhe erträglich zu machen...
Auch hier wäre eine Vergleichsrechnung mal hilfreich.

6. Die Annahme einer Ellokbetrieb des Güterzuges stimmt nicht ganz. Ich weiß nicht wie es in Niedersachsen vorgeht, aber:
- bei uns fahren noch viele Güterzüge mit Dieselloks, nur weil die letzten paar Kilometer zum Abstellplatz des Kunden nicht elektrifiziert sind und Lokwechsel zu teuer sind.
- bei uns haben sogar die 189 manchmal eine oder zwei BR 264 (Diesellok) als "Booster" dabei, nur damit sie schneller die Betriebsgeschwindigkeit (100 oder 120 km/h) erreichen.

Da bin ich zugegeben überfragt. Ich kann mich im Moment allerdings nicht daran erinnern, mal auf einer elektrifizierten Strecke einen Güterzug mit Diesellok gesehen zu haben.

- zudem müssen die Wagen hin- und herrangiert werden: mit Kleindieselloks!

Ja. Eine ehrliche Rechnung des Energieverbrauchs der Bahn muss ohnehin Rangier- und Leerfahrten einbeziehen.
Das gilt allerdings auch für Flugzeuge (müssen ja auch im Landeanflug Kreise drehen, auf dem Rollfeld rangieren, und dann noch irgendwie zum Hangar und zurück kommen).

7. Keine Rußpartikel beim Güterzug? Hallo! Die Kohlstreifen der Stromabnehmer müssen alle 3-4 Tage ersetzt werden, weil sie von der Oberleitung "feingescheuert" sind.

Siehe oben Thema Feinstaub.

Laut NL-Forschung ist der größte "Abgas"-Produzent übrigens nicht der Transportsektor, sondern die Landwirtschaft: Vieh, Traktoren, Erntmaschinen, Düngerstalle.

Das glaube ich sofort :-)) .

Aber das Problem Energie muss an allen Ecken gleichzeitig angepackt werden.

Tot ziens
Daniel (aka Sappiosa)


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