(Super)Sparpreise sind Pauschalpreise (Allgemeines Forum)

ICE920, München, Montag, 24.03.2025, 21:53 (vor 275 Tagen) @ JoeO

Hallo JoeO,

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Flex- und Sparpreisen.

Doch, den gibt es.

Flexpreise sind streckenbasierte Preise. Sie hängen primär von der gewählten Strecke und der Produktklasse ab. Dazu kommen Zu- ober Abschläge je nach Reisetag, sowie Rabatte je nachdem wie viele Tage die Buchung vor dem Reisezeitpunkt vorgenommen wird.

Ja

Spar- und Supersparpreise sind dagegen entfernungsunabhängige Pauschalpreise.

Ich finde es schwierig, gegen den Begriff "Pauschalpreis" zu argumentieren. Damit kann man so ziemlich alles definieren. Das, was ich mir unter dem Begriff "Pauschalpreis" vorstelle (eine Art Blackbox), steckt aber nicht dahinter. Zu jedem Flexpreis gibt es etwa ein Dutzend konkreter Europreise pro "Fall" (z.B. Sparpreis mit ausschließlich Fernverkehr) und diese sind verteilt zwischen Mindestpreis und Flexpreis. Je höher man mit dem Flexpreis geht, desto höher gehen auch dieses Dutzend Werte.

Je nach erwarteter Auslastung werden für eine Verbindung Kontingente mit festen Preiskategorien festgelegt. Ist bei einer Preiskatergorie das Kontingent erschöpft, werden die Tickets in der nächsthöheren Preiskategorie gebucht.

Das ist halt DB Marketingsprech. Welchen Zweck das verfolgt, kann ich nur spekulieren:

- Ganz simpel: einfache Erklärung eines komplexen Sachverhalts.
- Dem Kunden zu suggerieren, es ist eine Blackbox und er soll sich gar nicht erst auf die Suche nach günstigen Preisen machen, sondern direkt das teure Ticket kaufen, was ihm bahn.de vorschlägt
- Dem Kunden wird die Schuld zugeschoben, er war nicht schnell genug und jemand anders hat ihm den günstigen Preis weggekauft. Selbst schuld, dass du nicht schon eine Woche vorher gebucht hast.

Aber wenn man sich mal hinterfragt, was es den genau in der Praxis bedeutet, dann kommen einem schon die ersten Zweifel. Heißt es, es gibt für ICE 123 eigene Kontingente für München-Berlin, München-Nürnberg, Nürnberg-Berlin, Erfurt-Berlin etc oder worauf beziehen sich die Kontingente?

(Mehr oder weniger) einfaches Experiment, um die Aussage zu widerlegen:
Nimm einen Batzen Verbidnugen (z.b. 20) und notiere den Preis einmal abends (z.B. 22/23 Uhr) und einmal morgens (z.B. 8/9 Uhr) und das über Wochen hinweg.
Annahmen: Da die Kontingente durch Verkäufe schwinden, müssen die Preissteigerungen etwa dann geschehen, wenn viele Leute buchen. Also über den Tag verteilt, aber eher weniger nachts. Ergo man müsste viele Preissteigerungen abends beobachten, dafür wenige morgens. Gehst du da mit? Und die Preissteigerungen müssten dann entsprechend über Tage verteilt sein, mit einer Häufung, je näher man an die Fahrt kommt - Plausibel?
Ich habe bereits mehrmals das Experiment durchgeführt: Einmal vor einigen Jahren und noch einmal seit der Umstellung der Buchungsplattform (Herbst 2023 war das glaube ich).
Ergebnis: Nahezu alle Preissteigerungen passieren nachts und es gibt klare Häufungen bei einer bestimmten Anzahl von Tagen vor der Fahrt. Auf der alten Plattform war das Ergebnis super deutlich. Auf der neuen Plattform nicht mehr so ganz. Zwar passieren die meisten Preisänderungen immer noch nachts und es gibt Häufungen bei der Vorbuchung, aber nicht mehr so wahnsinnig gehäuft an 1 Monat vorher, 2 Wochen vorher, 1 Woche vorher, 3 Tage vorher wie es früher der Fall war. Bei der alten Buchungsplattform waren Preissenkungen äußerst selten, auf der neuen ist das ein sehr regelmäßig beobachtbares Phänomen.
Das Ergebnis des Experiments legt nahe: Die Preise werden nachts automatisiert neuberechnet (natürlich anhand der Verkäufe und der erwarteten Auslastung UND ganz massiv nach der Zeit bis zur Reise)

Flexpreise sind Streckenabhängig, Sparpreise dagegen streckenunabhängig.
Sparpreise hängen von der konkret gebuchten Verbindung ab, Flexpreise dagegen nicht.

Wie entsteht also jetzt der Sparpreis aus dem Flexpreis? Ich nehme mal den ICE 584 von München nach Fulda am 9. April 2025 (habe gezielt einen Zug mit unterschiedlichen Sparpreisstufen gesucht). Ich untersuche ihn anhand der Strecke München-Bebra (ich möchte noch etwas Nahverkehr dranhängen, um immer im Bereich des Supersparpreis mit Nahverkehrsbeteiligung zu bleiben).

Wichtige Info an dieser Stelle, um die Schritte nachvollziehen zu können: Der Nahverkehr ist "preisstufenneutral", er hat keinen Einfluss auf die Preisstufe/Rabattstufe/wie man das auch immer nennen will.

Schritt 1: Wir untersuchen den ICE 584 zwischen München und Augsburg. Dafür bauen wir ihn in eine Verbindung München-ICE-Augsburg-NV-Bebra ein:
https://ibb.co/0y6QqXMS
SuperSpapreis 45,99 Euro, Flexpreis 116,10 Euro - Also so mittlere Preisstufe zwischen München und Augsburg

Schritt 2: Wir untersuchen den ICE 584 zwischen Augsburg und Würzburg. Gleiches Spiel: München-Bebra, dieser ICE zwischen Augsburg und Würzburg, Rest NV
https://ibb.co/Ldkz39gc
Wieder selbe Preise, also auch selbe Preisstufe zwischen Augsburg und Würzburg.

Schritt 3: Wir untersuchen den ICE 584 zwischen Würzburg und Fulda. Gleiches Spiel mit ICE zwischen Würzburg und Fulda.
https://ibb.co/bg2qqSg2
SuperSparpreis diesmal: 53,99 Euro, Flexpreis immer noch 116,10 - also eine etwas höhere Preisstufe in diesem Abschnitt
[Exkurs: Für einen Kenner des Netzes ist es keine Überraschung, dass dieser Abschnitt im Preis auffällt, fährt hier gerade mal einmal die Stunde ein Zug durch und entsprechend hoch ist die punktuelle Nachfrage]

So und jetzt sagen wir die Preise für München-Würzburg, Augsburg-Fulda und München-Fulda voraus - mit der Theorie der teuersten Teilstrecke müssten folgende Preise rauskommen:
München-Würzburg 45,99 (beides in der selbe mittelgünstigen Stufe)
Augsburg-Fulda 53,99 (Würzburg-Fulda überwiegt Augsburg-Würzburg)
München-Fulda 53,99 (Würzburg-Fulda überwiegt die beiden anderen)

und jetzt prüfen wir die Vorhersage:
https://ibb.co/Myst4Qkv (ICE 584 bis Würzburg)
https://ibb.co/qYFgRBPD (ICE 584 ab Augsburg bis Fulda)
https://ibb.co/Q3z3VBH7 (ICE 584 bis Fulda)
- Quod erad demonstrantum

Und jetzt gehen wir weiter: Die Abhängigkeit vom Flexpreis. Diese "knapp 45% vom Flexpreis"-Sparpreisstufe (die 53,99 Euro) schauen wir uns mit unterschiedlichen Flexpreisen an, in dem wir einfach die Strecke mit Nahverkehr preisstufenneutral verlängern:
nach Göttingen:
https://ibb.co/0p7dxTFc
57,99 Euro SuperSparpreis bei 134,10 Euro Flexpreis
nach Hamburg:
https://ibb.co/YBLJW0N7
58,99 Euro SuperSparpreis bei 175,50 Euro Flexpreis
Nach hinten steigt es nicht mehr ganz so stark, aber es steigt
und jetzt nochmal kürzen:
https://ibb.co/yBSW1fVn
41,99 Euro SuperSparpreis bei 85,50 Euro Flexpreis (ICE 584 nur noch Würzburg-Fulda)

Und all das lässt sich beliebig reproduzieren und Abhängigkeiten aufzeigen.


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