Allerlei Deutschland-Schweiz-Vergleiche (Allgemeines Forum)

lokuloi, Freitag, 22.11.2024, 17:27 (vor 13 Tagen) @ Twindexx

Hoi,

So ist die Strecke St. Gallen- Genf die Paradestrecke der Schweiz, die mitten durch das dicht besiedelte Schweizer Oberland führt und alle Metropolregionen der Schweiz bedient. Das kann man von o.g. Strecke München - Lindau definitiv nicht behaupten.


Dann zeig mir bitte mal die Paradelinie in Deutschland, die der DB so wichtig ist, dass sie dort zuverlässig ist. Merkste selber, was du hier für Quatsch schreibst?


Oben wurde ja weniger über die Zuverlässigkeit als über die Geschwindigkeit gesprochen. An anderer Stelle hier im Thread wurde ja auch schon über "Größte Städte/Ballungsräume" als Vergleich geredet. Damit wären wir bei der Paradestrecke "Genf- Zürich" für die Schweiz.

Wenn ich mich nicht vertan habe wären das (über Lausanne - Bern):

274 km  2:46  99 km/h

Die Frequenz darf wer anders raussuchen.

Die vergleichbare "Paradestrecke" wäre demnach Berlin - Hamburg
Das sind 287 km, schnellste Fahrzeit 01:44, Durchschnittsgeschwindigkiet 165 km/h
durchschnittliche Fahrzeit aller Fernzüge 01:51, macht eine durchschnittliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 155 km/h bei 33 Zügen pro Tag (entspricht einem Halbstundentakt).

Ganz schön schnell.

Seit ein paar Jahren ist sicherlich auch Berlin - München eine "Paradestrecke":
Für den schnellsten Weg:
618 km in 3:50, macht 161 km/h.

Insgesamt gibt es 30 Züge am Tag, was auch einem Zug pro halbe Stunde entspricht. Diese haben eine durchschnittlich Fahrzeit von 4:23 und eine durchschnittliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 145 km/h.

Und gerade diese Linie erlebe ich als durchaus zuverlässig, auf jeden Fall deutlich zuverlässiger als der deutsche Durchschnitt.

Gut, jetzt kann man sagen, Deutschland ist ja auch viel größer, klar geht's da schneller. Dann können wir die Gebietseinheiten auch verkleinern und bleiben bei den Südländern in Deutschland.

Bayern:

Paradestrecke München - Nürnberg (171 km).
schnellste Verbindung:
01:03  163 km/h  11x Tag
Insgesamt 55 (!) Fernzüge am Tag alleine auf der direkten Strecke über Ingolstadt.
Durchschnittliche Fahrzeit: 01:07
durchschnittliche Geschwindigkeit: 153 km/h!

Nicht schlecht, oder?

Baden-Württemberg:

Paradestrecke Stuttgart - Mannheim (107 km)
schnellste Verbidnung:
00:37  173km/h  17x Tag
Insgesamt 33 Fernzüge am Tag auf der direkten Strecke
durchschnittliche Fahrzeit 00:38
durchschnittliche Geschwindigkeit: 169 km/h!

Da kann in der Schweiz sicherlich nichts mithalten und bei diesen Frequenzen und Geschwindigkeiten ist auch die Zuverlässigkeit nicht mehr so extrem wichtig. Man erwischt immer einen Zug und ist mit dem schneller im Ziel als mit einem zuverlässigen, aber langsameren.

Trotzdem schafft der EC auf dieser Strecke im Schnitt 106 km/h. Deutlich langsamer wird er dann erst im weiteren Verlauf.


Nein, er wird nicht deutlich langsamer, sondern zuverlässiger. Die 106 km/h sind einfach nur der Beschiss, weil die Reserven fehlen. Rechne mal die Reserven drauf und dann rechne sie Durchschnittgeschwindigkeit erneut. Die DB Fernverkehr AG wollte ja bereits die Fahrzeit München-Lindau um 15 Minuten verlängern, DB Netz/Infrago hat das einfach mangels Kreuzungsgleisen nicht konstruiert bekommen.


Nun ja. Das ist auch nur sehr vereinfacht, bzw. halt nur unter der Randbedingung wahr, dass sich die Züge in Bregenz kreuzen müssen. Würden sie sich in Lindau kreuzen wäre das natürlich kein Problem. Aber das geht nicht mangels passender Trassen in der Schweiz.

Wenn man das Ganze mit weniger Schaum vor dem Mund angeht, könnte auch sagen: hier treffen zwei Strecken aufeinander, die in beiden Ländern sehr viele Zwangspunkte haben und die Trassen nicht verschiebbar sind. Darunter leidet die Zuverlässigkeit. In keinem der beiden Ländern gibt es sich aufdrängende Lösungen, wie man das ändern könnten, zumindest nicht so, dass es danach zueinander passt.


Das weitgehend flache Land in der Schweiz musst du mir mal zeigen, hab ich noch nie gesehen. Und Deutschland baut zwar eine ICE-Trasse da durch, bringt dafür aber kein Geld für das übrige Netz zusammen. In der Schweiz wollen wir das gesamte Netz entwickeln und nicht nur einzelne Leuchtturmprojekte haben.

In der Schweiz wird dafür aber auch das nötige Geld in die Hand genommen. Damit ist alles einfacher. Oben hast du auch schön Deutschland geschrieben. Ja. Es ist Deutschland, das zuwenig in seine Bahn investiert, darüber dürfte hier auch weitgehend Konsens herrschen, nicht die Deutsche Bahn.

Es ist ein politisches Problem und kein technisches oder organisatorisches und es ist nicht so, dass hier eine andere Bahn unter den gleichen Rahmenbedinungen besser fahren würde.

Und es nicht nur das Geld.

Gäbe es einen Infrastrukturfond wie in der Schweiz, wäre das auch schon ein Fortschritt. Würde die Bahn dann auch noch vernünftig vom Eigentümer gesteuert, wie in der Schweiz durchs BAV, wenn ich das System richtig verstanden habe, wären wir vielleicht noch einen Schritt weiter. Dazu müsste aber der Eigentümer (also Deutschland) erst einmal wissen, was es mit seiner Bahn vorhat, wo er hinwill.

Ciao,
Uli


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