Jetzt mal Butter bei die Fische. (Allgemeines Forum)

J-C, Da, wo ich grad gedanklich nicht bin., Montag, 27.12.2021, 17:02 (vor 850 Tagen) @ Murrtalbahner
bearbeitet von J-C, Montag, 27.12.2021, 17:05

Kleine Anekdote. Ich bin mal im Regiojet dieses Jahr von Breclav nach Györ im Ohrensesselwagen in der LowCost-Klasse gefahren. Genau diese einstigen DB-Wagen, die man auch hier so sehr geliebt hat.

https://www.vagonweb.cz/fotogalerie/CZ/RJ_Bmpvz.php

Für 15€ kommt man damit von Wien nach Prag, für 12€ von Wien nach Budapest.

Wenn ich in so einem Wagen reise, stelle ich aber schnell fest, dass die Dinger einfach ihren Zenit überschritten haben. Das Fahrgeräusch und die Klimatisierung sind nicht besonders cool. Denn nö, Regiojet hat die Wagen abseits des Rebrandings in ihrem Ursprungszustand belassen.

Ich bin noch nicht auf der R23 gewesen, werde ich auch so schnell nicht sein. aber die Sitze scheinen die selben wie beim ÖBB Ampz zu sein. Damals bei der DB halt mit Stoff bezogen. Vom visuellen Eindruck hat man einfach nur einen Lederbezug drauf gepackt, das übliche Rebranding dazu und das war's. Das ist toll für Leute, die die Bundesbahnzeiten wieder erleben wollen.

Aber ich rate mal, dass die Geräuschkulisse und die Laufruhe nicht viel besser als beim Ohrensesselwagen sein wird. Ob das das ist, was die Fahrgäste sehen wollen? Ich persönlich wäre mit einem ICE glücklicher. Das ist effizienter für so ein großes Unternehmen und mit altem Wagenmaterial lockt man halt keinen mehr unterm Ofen hervor.

Ist ja nett, dass die noch halbwegs gut in Schuss sind. Aber ich kann es ganz gut verstehen, dass man sich nach durchaus langer Zeit von solchen Wagen auch mal trennt.

Die Touristikwagen waren ja eher so für eine Nische da, die sich anscheinend nicht gelohnt hat. Das können private Unternehmen, die wesentlich agiler funktionieren, einfach besser, das ist halt Tatsache. Was glaubt ihr, warum die DB mit den START-Unternehmen (und bei START liegt mir die MÁV doch näher) es versucht, genau das selbst zu machen? Da die IC1 eben komplett weg sollen, wird man da nicht mehr so viel Aufwand betreiben wollen. Eben so viel, dass die Qualität weiterhin akzeptabel bleibt und man die so lange wie notwendig nutzen kann. Für andere ist das halt super, man kriegt für den Anfang irgendetwas, mit dem man was anfangen kann. Bei den geringen Lohnkosten in Tschechien kann sich das sogar womöglich mehr oder weniger rentieren.

Aber selbst Regiojet will in Zukunft eher neue Wagen und Züge anschaffen.

Und zu guter letzt, die DB unterzog den alten IC-Wagen ein umfassendes Modernisierungsprogramm, hat WLAN, neue Sitze, ein Fahrgastinformationssystem in die Wagen reingesteckt, das machten weder die ÖBB noch Regiojet in dem Umfang. Die DB kann durchaus so einiges aus bestehendem Material rausholen, da bin ich durchaus beeindruckt. Mehr lässt höchstens die tschechische Bahn und die PKP Intercity basteln. Und die würden gerne so eine gute Situation mit dem Fuhrpark haben wie in Deutschland...

Ein Beispiel, warum das eigentlich klar sein müsste, ist die Geschichte mit den Nachtzügen, was sich offenbar eben für kleinere Bahnen eher ausgeht als bei der DB. Das muss keine Boshaftigkeit der ach so gehassten oberen Managementebene sein, das kann durchaus im jeweiligen Kontext sinnvoll sein.

Die DB kann es sich eben leisten, einen zeitgemäßen und effizienten Fuhrpark zu haben. Die Wahrheit ist, dass das auch ganz gut passt. Deren Trumpf in der Kreativität ist ja das Bordrestaurant. Das kriegst du so gar nicht bei Regiojet zum Beispiel.

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Reisehäppchen für zwischendurch gefällig?
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(Bildquelle: ČD)


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