Das Elsass gehört zum Elsass (Allgemeines Forum)

sappiosa, Montag, 04.05.2009, 14:52 (vor 5470 Tagen) @ Steffen

Hi Daniel,

Hi Steffen,


Äh - wenn man in Flandern auf holländisch angesprochen wird, ist das schon recht außergewöhnlich, denn holländisch ist ein Dialekt, der in Holland (=ein kleier Teil von Niederlande) gesprochen wird. (ich bin hier mal kleinlich, damit wir nicht aneinander vorbei schreiben)

Okay, von mir aus. Ich meinte niederländisch.

(Obwohl ich die diesbezügliche Kleinlichkeit gerade in anderen Sprachen als der einheimischen nie verstehen konnte. Auf französisch nenne ich mich selbst doch auch allemand, obwohl ich kein Alemanne bin. Und kommen die Oranje-Fußballfans, die Holland skandieren, wirklich alle aus der Randstad, keiner aus Groningen, Maastricht - oder Eindhoven? Oscar, vielleicht kannst Du das beantworten?)


Falls Du niederländisch meintest: Mich würde es wundern, wenn man in Flandern nicht auf niederländisch angesprochen wird! Denn niederländisch ist die in Flandern offiziell gesprochene Sprache!

Äh, ich glaube, das war ein Missverständnis. Ich meinte den Teil in Frankreich, Französisch-Flandern, die Region um Dünkirchen. Wieder mal ist Wiki Dein Freund


Baskisch und bretonisch sind Dialekte ähnlich dem Rheinländischen, Hessischen, Schwäbischen, die neben der eigentlichen Landessprache (hier: Deutsch) existieren.

Sorry, da muss ich widersprechen.

Rheinländisch, Hessisch und Schwäbisch sind allesamt Dialekte der deutschen Sprache; es ist die gleiche Sprache, nur lokal eingefärbt.
Bretonisch und Baskisch haben mit Französisch aber überhaupt nichts zu tun.
Bretonisch ist eine keltische Sprache, im frühen Mittelalter aus Cornwall herübergekommen, mit Französisch nicht enger verwandt als Deutsch. Baskisch ist sogar mit Französisch überhaupt nicht verwandt, es war schon da, bevor die indogermanischen Sprachen nach Europa kamen.
Als Vergleich in Deutschland bietet sich höchstens Sorbisch in der Lausitz an (eine slawische Sprache, dem Polnischen ähnlich, teilweise auf zweisprachigen Schildern etwa in Cottbus zu bestaunen).

Ich würde also erwarten, dass ich entweder in der offiziellen Landessprache oder aber im regional gesprochenen Dialekt angesprochen werde. Aber Deutsch ist im Elsass weder das eine noch das andere.

Deutsch ist sozusagen der Schrift-Standard des regional gesprochenen Dialekts.


In den Dörfern entlang des Rheines zwischen Straßburg und Colmar hörte ich Einheimische miteinander reden. Obwohl ich französisch kann, konnte ich nichts verstehen, es klang von der Melodie aber eindeutig badisch. Badisch ausgesprochenes französisch wird es kaum gewesen sein, und wenn die Unterhaltung auf badisch gewesen wäre, hätte ich sie vermutlich verstanden (bin ja Schwabe und badisch ist mir nicht fremd). Daraus schliesse ich, dass es ein elsässischer Dialekt gewesen sein muss.

Okay, in den Dörfern kann das sein. Die kenne ich nicht so gut.

Frankreich ist verhältnismässig einheitlich, weil (1) irgendein König (Ludwig XIV? Ich weiss es nicht mehr) das ganze Land zwangsweise den pariser Verhältnissen angeglichen hat, auch kulturell.

Eigentlich war das jahrhundertelang offizielle französische Politik. Auch die Revolution hat daran nichts geändert, hat die Politik im Gegenteil noch verstärkt - ein Franzose hatte gefälligst Franzose und sonst nichts zu sein. Bis weit ins 20.Jahrhundert war in den Randregionen (einschließlich Bretagne, Baskenland und eben auch im Elsass) verboten, Regionalsprache zu sprechen.
Trotzdem denke ich, kulturell haben durchaus viele Regionen ihre eigenständigen Merkmale - wie eben auch in Deutschland.

Was blieb ist eine (kulturelle) Trennlinie zwischen Nord- und Südfrankreich; die im Süden haben sich nicht anpassen lassen ;) daher konnte die Okzitanische Sprache (um Toulouse gesprochen) verhältnismässig leicht überleben.

Ja. Aber gerade bei der handelt es sich nun wirklich eher um einen Dialekt, Plattdeutsch vergleichbar. (Das war zur Zeit der Hanse noch eine wichtige internationale Handelssprache!)


Das Elsass fällt hier ziemlich aus der Reihe. Ob es von der Vereinheitlichungswelle nicht betroffen war weiss ich jetzt nicht,

Doch, war es. Siehe oben.
Allerdings kommt hier erschwerend hinzu, dass das Elsass zwischen 1871 und 1918 die Deutschen auf einen anderen Kurs bringen wollten - nicht minder rabiat als davor und danach die Franzosen...

oft reicht ein Gebirge wie die Vogesen aus, um anders zu bleiben/sein/werden als der Rest des Landes.

Ich weiß nicht. Ich sehe in der Bretagne den Abstand durchaus genauso groß.

Und damit hat das Elsass und Paris eines gemeinsam: Eine LGV in mehr als nur eine Region des Landes ;)

Man beachte, dass laut Wikipedia in Frankreich nur die Ile de France, also die Region Paris, ein höheres Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt hat als das Elsass. Und auch die Arbeitslosenquote liegt deutlich unter dem Landesschnitt.
Die Zahlen auf der Seite sind zwar schon von 2002, ich glaube aber nicht, dass sich daran seitdem viel geändert hat.

Schöne Grüße
Daniel (aka Sappiosa)


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