Das kann den Fernverkehr ruinieren. (Allgemeines Forum)

Hustensaft, Samstag, 29.03.2025, 07:28 (vor 266 Tagen) @ BGSMH

Marktanteile gibt es im deutschen SPFV nur über Verdrängung, also über einen Preiskampf. Und da sehe ich nicht, wie der Fernverkehr da mithalten kann. Die Kostenstruktur dürfte bei Flix viel viel schlanker sein.

Nun, was spräche dagegen, die eigenen Kostenstrukturen mal zu überprüfen? Wenn sich aus der Privatisierung von Post und Bahn etwas lernen lässt, dann ist es doch, dass vergleichbare Leistungen mit weniger Personal als vordem erbracht werden konnten - dass man es dann übertrieben hat, so dass die Betriebsfähigkeit gefährdert wurde, ist eine andere Sache.

Und ja, bisher ist Flix mit altem Material ohne Klima durch die Welt gegurkt. Da konnte man noch so preiswert sein, ein erheblicher Anteil der Kunden hat sich da einfach nicht reingesetzt. Mit den neuen Talgos wird man aber nun auf ICE-Niveau sein und mit den ganzen Garnituren auch richtige Takte anbieten können.

Vielleicht sind da ja auch einfach nur deswegen viele Kunden nicht mitgefahren, weil das Fahrplanangebot einfach zu dünn war? Nicht jeder kann seinen Arbeits-/Studientag nach einer Zugabfahrt einmal am Tag einrichten. Und eine Klimaanlage braucht man zudem nur an wirklich warmen Tag, im Herbst, Winter und Frühling spielt das regelmäßig keine Rolle, da reicht im Ernstfall eine Heizung. Und es sollte klar sein, dass das "ICE-Niveau" oft keines mehr ist, man hat spätestens mit dem ICE 4 eine Sardinenbüchse auf Rädern beschafft, bei der sich die Kunden massiv über den Sitzkomfort beschwerten ...

In der Gesamtschaut: Das könnte den Fernvekehr echt ruinieren. Und ob der Staat dann da nachschießt - wenn er überhaupt darf (Stichwort Beihilfenrecht) - ist fraglich.

Dürfte er nicht, aber der Fernverkehr hat es durchaus in der Hand, konkurrenzfähig zu bleiben. Bei Flix habe ich eine Platzreservierung im Preis enthalten, bei der DB nicht - und die lässt sich selbige auch noch vergolden, da kostet die Reservierung ja bald so viel wie die Fahrkarte, finde den Fehler ... Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit wären auch nicht schlecht, also keine Anschlussaufgaben, in dem man Anschlüsse als nicht erreichbar aus der Buchungsmöglichkeit streicht und zudem den Kunden auch noch die Option nimmt, einen doch erreichbaren früheren Zug zu nehmen. Service wäre auch nicht übel, sprich die Bordgastro muss zuverlässig funktionieren oder man schafft die besser ab, im aktuellen Zustand sorgt die nur für Frust und Spott.

Die aktuellen Probleme der DB sind hausgemacht und keineswegs zwingend - und das hat nicht nur mit den katastrophalen Zuständen bei InfraGO (Netzzustand, aber auch Besetzung von Stellwerken) zu tun, sondern mit miserablen Plänen bei den Umläufen für Züge (Kurzwenden) und der Personaleinsatzplanung (warten auf Personal aus verspätetem Zug), sicher auch eine Folge fehlender Reserven, auch wenn die teuer sind. Es ist durchaus auffällig, dass große Teile der Kundschaft - natürlich in Grenzen - durchaus bereit ist, für eine gute und verlässliche Leistung ein paar Euro mehr zu zahlen - nur ist es heute genau umgekehrt, die DB hat mit großem Eifer daran gearbeitet, schlechter zu werden, gleich ob immer weniger Fahrgastrechte, ungünstigere Regelungen in den Beförderungsbedingungen, fragwürdige Änderungen die einem Zwang zur Nutzung digitaler Medien nahekommen (z. B. Abschaffung BahnCard in Kartenform) bis hin zu vollkommen überflüssigen Baustellen wie der Pflichtangabe einer Mailadresse oder einer Mobilnummer bei der Buchung eines Sparpreises am Schalter. Die Kunst liegt in einem angemessenen Ausgleich zwischen den Interessen des Unternehmens und denen der Kunden, den zweiten Teil hat die DB in den letzten Jahren vollkommen aus den Augen verloren.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum