Licht und Schatten: ein paar (erste) Blitzlichter (Aktueller Betrieb)

bigbug21, Freitag, 27.12.2024, 23:17 (vor 356 Tagen) @ 462 001

Hallo zusammen,

nur ein Blitzlicht: Ich war gestern am späteren Abend im ICE 273 auf dem Weg von Frankfurt nach Mannheim. Bereits im Nordkopf Zeppelinheim Stop-and-Go-Verkehr aufgrund einer "Signalstörung" und Rückstaueffekten. Letztlich ging es im Stop-and-Go bis vor den Bahnübergang bei km 61,3 (Mörfelden), einem der vier verbliebenen. Dort mehrminütiger Halt vor einem dann in "Fahrt" gehenden Signal (davor offenbar Befehl diktiert), Achtungspfiff und dann am geschlossenen BÜ vorbeigefahren. Letztlich brachte das eine Stunde (Zusatz-)Verspätung ein. Auch heute Nachmittag fuhren Züge in diesem Bereich ungewöhnlich langsam, bestand die Störung offenbar weiter.

Bei aller Freude über die insgesamt große Leistung wurde die Strecke erkennbar sehr spät und gerade so fertig. Noch am Tag vor der feierlichen Wiederinbetriebnahme wurde, soweit ich bei Begehungen erkennen konnte, unter Baugleisbedingungen (20 km/h) gefahren. Am Tag der kommerziellen Inbetriebnahme waren wenigstens drei von vier Bahnübergängen fest verschlossen (einer, nämlich der südliche in Biblis, ist es weiterhin). Da fehlten nach hinten heraus offenbar schon wenige Wochen, um mit tatsächlichen Zügen zu testen und den Betrieb hochzufahren. Eine Reihe weiterer Gleise (u. a. die für den Güterverkehr sehr wichtige Anbindung von/nach Worms, aber offenbar auch Überholgleise in mehreren Bahnhöfen) wurde erkennbar später fertig.

Soweit ich heute bei Begehungen im Südabschnitt erkennen konnte, ist auch ETCS noch nicht startklar, fehlen beispielsweise noch etliche Blockkennzeichen, mitunter auch Balisen.

Ich bin persönlich auch begeistert, dass auf der Riedbahn einige, aber bei weitem nicht alle sich bietenden Register gezogen wurden. Beispielsweise wurden Hauptsignalabstände auf teils rund 500 m verkürzt (mit entsprechender Geschwindigkeitsrestriktion bei "Halt erwarten") und sprießen Blockkennzeichen für ETCS wie Pilze aus dem Boden. Darüber hinaus wurden zumindest manche Zweiggleisgeschwindigkeiten in Weichen erhöht und tatsächlich etliche Weichen in durchgehenden Hauptgleisen mit beweglichen Herzstücken ausgerüstet. Dazu kommt natürlich die Kurve Biblis mit 110 statt 90 km/h in durchgehenden Hauptgleisen (und u. a. einer von 40/50 auf 80 km/h erhöhten Überleitgeschwindigkeit). Und trotzdem: Auch diese Kurve bleibt erkennbar unter dem, was mit ausreichendem Vorlauf und vernünftigen Mitteleinsatz möglich gewesen wäre (insbesondere im bogeninneren Gleis mit einer Verschiebung um ein paar Meter -- auf bahneigenem Grund! -- statt einiger Zentimeter).

Die einseitige "Jubel-Kommunikation" entwertet letztlich ein gutes Stück weit die große Leistung der vielen, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben und kostet letztlich auch wieder Glaubwürdigkeit.

Ich war heute wieder den Tag über an der Strecke unterwegs, habe viele Notizen und Bilder gemacht und melde ich in den nächsten Tagen noch mit einer Zusammenfassung der Eindrücke. All das ist auch ein Versuch, zunächst einmal sachlich zu dokumentieren, was ist -- mit all den sich dabei darbietenden Graustufen.

Viele Grüße
Peter

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unterwegs für freie Eisenbahn-Geodaten


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