Aber dann lies deine Quellen doch auch... (Allgemeines Forum)

Eingleisigkeit, Mittwoch, 15.03.2023, 22:24 (vor 11 Tagen) @ ffz

Hallo ffz,

also auf gehts, dann schauen wir mal gemeinsam in den Business Insider:

Beispiel: Ein Top-Manager der Stufe OFK 1 erhielt im vergangenen Jahr ein Grundgehalt in Höhe von 190.000 Euro. Im Rahmen des neuen Vergütungssystems wurde es um 14 Prozent auf rund 216.000 Euro angehoben. Durch die „außerplanmäßige Erhöhung der Grundvergütung“ wächst auch die Versorgungsanwartschaft der Betriebsrente. Dagegen sinkt der kurzfristige Bonus ab 2023 von 50 auf 30 Prozent der Grundvergütung, sollte der Manager die unternehmerischen und individuellen Ziele zu 100 Prozent erfüllen. Dieser Prozentsatz könnte sich theoretisch in einem phänomenalen Jahr auf 200 verdoppeln, in einem ganz schlechten Jahr aber auch auf Null fallen.

Ein OFK 1-Gehalt besteht also aus einem fixen und einem variablen Anteil, das zusammen das Jahresendgehalt ergibt. Die tatsächliche Gehaltshöhe 2023 ist damit bisher unbekannt, weil die Jahres-Kennzahlen der DB 2023 noch gar nicht feststehen. Insofern sind Tatsachenbehauptungen, um wie viel Prozent die OFK-Gehälter steigen würden, eh unseriös.

Sicher ist erstmal nur, dass das Grundgehalt um +3% steigen wird, womit es zukünftig nicht 216.000 Euro, sondern 222.480 Euro beträgt.

Wenn wir - rein beliebig - mal von einer 100%-igen Zielerreichung ausgehen, betrug das Jahresgehalt nach dem alten Modell (Klammersetzung nur zur Gliederung):
190.000 + 1x (0,5 x 190.000) = 285.000 Euro

nach dem neuen Modell + Lohnerhöhung:
222.480 + 1x (0,3 x 222.480) = 289.224 Euro [+ 1,48%]

Was allerdings stimmt: Mit der neuen Regelung sinkt das Jahresgehalt bei schlechter Zielerreichung weniger stark als nach dem alten Modell (und steigt bei übertroffener Zielerreichung weniger stark). OFK 1 werden künftig also nicht mehr so stark anhand der Zielerreichung entlohnt wie bisher.

Wenn wir - rein beliebig - davon ausgehen, dass das Jahr 2023 ein schlechtes Jahr für die unternehmerischen und individuellen Ziele der DB-OFK 1 wird und sie sie nur zu 50 % erreichen (das wäre schon sehr, sehr schlecht), dann ergäbe sich nach dem alten Modell:
190.000 + 0,5x (0,5 x 190.000) = 237.500 Euro

nach dem neuen Modell + Lohnerhöhung:
222.480 + 0,5x (0,3 x 222.480) = 255.852 Euro [+ 7,7%]

Ob es jetzt förderlich ist oder nicht, dass die OFK-Gehälter unvariabler werden, können wir gern diskutieren. Bonuszahlungen im oberen Management sind ja gemeinhin verpönt als Fehlanreiz und Anlass zur (kurzsichtigen) Suboptimierung. Andererseits hat es schon ein Geschmäckle, den variablen Anteil gerade in einer Phase zu reduzieren, in der er (vermutlich) zu niedrigeren Jahresgehältern geführt hätte. Auf mich wirkt das nach Besitzstandswahrung. Viele OFK haben wohl fest mit einem nennenswerten variablen Anteil gerechnet, auf den sie in schlechten Zeiten nicht verzichten wollen.

Von den kolportierten +15% Gehaltserhöhung können OFK 1 realistischerweise nicht ausgehen - und ich finde derartige Behauptungen populistisch. Realistisch ist wohl irgendein Wert zwichen +1,5% und +8%.
Die Forderung der EVG nach +12% liegt da in jedem Fall deutlich höher. Persönlich finde ich es aber auch in Ordnung, wenn kleinere Gehaltsgruppen in Inflationszeiten stärkere Lohnerhöhungen bekommen. Menschen mit niedrigem Gehalt einen geringeren variablen Anteil an Ausgaben haben, den sie in schlechten Zeiten reduzieren könnten. Topverdiener:innen könnten hingegen schon den Gürtel enger schnallen, ohne zu verhungern oder zu erfrieren.

Viele Grüße
Eingleisigkeit


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